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Verbotene Gefuehle

Verbotene Gefuehle

Titel: Verbotene Gefuehle
Autoren: Renate Blieberger
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1.Kapitel

    Sie rannte durch den brennenden Wald, Rauch drang in ihre Lunge und lies sie qualvoll husten. Die flirrende Hitze versengte ihre Haut, die brennenden Zweige der Büsche verkohlten den Stoff ihres Nachthemds, und doch lief sie weiter, immer weiter, ins Zentrum des Brandes. Dorthin, wo der alte große Baum stand, dort wo die Magie dieses Ortes wohnte. Zu diesem uralten mächtigen Baum, der schon seit Urzeiten hier zu stehen schien, und der sie vom ersten Moment an gerufen hatte, damals, als sie noch ein Kind gewesen war. Gerade als das Inferno drohte sie zu verschlingen, öffnete der Himmel seine Schleusen. Sie blieb stehen und atmete tief ein, um den beißenden Geschmack nach Rauch aus ihrer Kehle zu bekommen, aber anstatt des sauberen Geschmacks von frischem Regen, legte sich ein schwerer nach Kupfer schmeckender Belag auf ihre Zunge. Sie hob ihre Hände und schrie auf, die Ströme, die das Feuer löschten und ihr langes Nachthemd tränken waren rot, es regnete Blut vom Himmel. Sie taumelte weiter, zu dem alten Ort, der immer noch nach ihr rief. Als sie endlich ankam, watete sie bereits bis zu den Knöcheln im Blut, aber es war der Anblick vor ihr, der sie straucheln lies. Von dem majestätischen Baumriesen war nur noch ein verkohlter Stumpf übrig, das weiche Moos um ihn herum war bereits in der blutigen Flut verschwunden. Sie sank vor dem Skelet des Baumes, der einst einen heiligen Ort markiert hatte auf die Knie und schluchzte auf. Sie kauerte dort im roten Matsch, bis ein Brodeln und Gluckern ihre Aufmerksamkeit erregte. Es kam von dem Stamm, fast gegen ihren Willen taumelte sie hoch und wankte zu dem Stumpf, um sich darüber zu beugen. Kaltes Grauen stieg in ihr auf, der Stumpf war hohl und in ihm brodelte eine blutige Masse. Jede Faser von ihr schrie danach zurückzuweichen, aber wie von jemand anderem gelenkt schob sie sich immer weiter vor, bis sie über den Stamm gebeugt stehen blieb. In dem Moment ertönte ein tiefes Grollen, als ob die Erde selbst klagen würde, dann schoss die Masse, wie ein Geysir aus dem Stumpf hoch, ergoss sich über sie, warf sie um und überschwemmte den gesamten Wald.

    Anna fuhr mit einem Schrei hoch, und bemerkte zu ihrer Erleichterung, dass sie nicht im Wald, sondern in ihrem Bett war. Sie stöhnte gequält auf, sie hatte wieder von dem Brand und der blutigen Flut geträumt, oder besser gesagt sie hatte eine Vision gehabt, wie jede Nacht seit Monaten. Mit zitternden Händen schob sie die Bettdecke, die sich um ihre Füße verstrickt hatte, weg, um aufzustehen und zum Bad zu taumeln. Dort angekommen wusch sie sich das schweißnasse Gesicht. Aus dem Spiegel sah ihr ein blasses Gesicht entgegen, Anna war eine Hexe, Visionen waren ihr nicht neu, die Magie sprach öfter mit ihr. Aber noch nie war sie so lange von einer Vision gequält worden, ohne auch nur einen Hinweis auf die Lösung zu erhalten. Sie lachte bitter auf, die Magie war offenbar nachtragender als ihre Eltern. Das war wohl die Strafe, weil sie vor einigen Monaten gegen die Regeln des Zirkels verstoßen hatte, um ihrer Freundin Jess das Leben zu retten. Es war Hexen verboten sich in die Belange von anderen übersinnlichen Wesen einzumischen, und Jess Gefährte war ein Werwolf. Dabei hatte die Magie selbst ihr die Vision von dem anderen Wolf geschickt, die sie dann an Lukas weitergegeben hatte. Lukas, wenigstes hatte ihre Freundin seitdem ein herrliches Leben, der Wolf las seiner Gefährtin jeden Wunsch von den Augen ab. Während Anna selbst sich mit flüchtigen Bekanntschaften zufriedengeben musste, verscheuchten ihre Eltern doch zuverlässig jeden Mann aus ihrem Leben. Hatten sie doch die verrückte Idee, nur ein Hexer käme für Anna infrage. Sie seufzte abermals auf, natürlich hätte sie ausziehen können, sie war immerhin schon dreißig und nicht dreizehn. Aber zum einen wäre das Leben als Hexe um ein ganzes Stück schwieriger geworden, wenn sie all die Rituale und Angewohnheiten vor jemand hätte verstecken müssen. Und zum Zweiten hätte sie ihre Eltern verloren, da die beiden so sehr an den alten Traditionen hingen, dass es für sie schier undenkbar war, dass Anna sich vom Zirkel abwenden könnte. Zumal dadurch die Beiden dort ebenfalls in Ungnade gefallen wären, das konnte und wollte sie ihnen nicht antun. Anna liebte die Magie und die sanfte Berührung von Muter Erde und ihre Eltern, aber diese verstaubten Zirkelregeln waren ihr zuwider. Sie spielte nur wegen ihrer Eltern mit, also führte sie
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