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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch
Autoren: Harald Schneider
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empörte.
    »Lassen Sie Ludwig II. aus dem Spiel. Da wurde viel Geschichtsfälschung betrieben, wie schon so oft, wenn es um die Wittelsbacher geht.«
    KPD klatschte in die Hände. »Meine Damen und Herren. Sie sehen, wie groß Ihre Bildungslücken sind und wie spannend ein historisches Thema sein kann. Nur weil damals ein Mann seinen Wohnort gewechselt hat, konnte sich Bayern im Laufe der Zeit verselbstständigen.«
    »Na ja, so ganz genau kann man das nicht sagen«, fiel ihm sein Freund ins Wort. Doch KPD ignorierte ihn schlichtweg.
    »Kleine Dinge haben manchmal große Auswirkungen. Deutlich ist zu erkennen, dass die Geschichte der Wittelsbacher einige Parallelen zu unserer Dienststelle hat.«
    Meine Kollegen Gerhard Steinbeißer und Jutta Wagner, die neben mir standen, schauten mich fragend an. Doch ich hatte auch keinen blassen Schimmer, was er damit meinen könnte. Vielleicht sah sich KPD als Wiedergeburt Ludwig II.? Die exklusive Ausstattung seines Büros wäre zumindest ein guter Anfang. Aber unser Chef war noch nicht fertig.
    »Wie Sie bestimmt aus der Presse erfahren haben, startet in den nächsten Wochen die große Wittelsbacher Ausstellung in unserer Region. Wir rechnen nicht nur mit vollen Museen, sondern auch mit internationalen Gästen. Und genau hier greift der erste Teil der Bildungsoffensive. Stellen Sie sich vor, einer von Ihnen wird nach dem Weg zu den rem-Museen gefragt und Sie antworten, dass es so etwas in der Kurpfalz nicht gibt.«
    »Gibt’s auch nicht«, rief eine mutige Kollegin aus der zweiten Reihe dazwischen und wieder lachten alle.
    Auch dieses Mal verlor KPD nicht seine Contenance. »Hier gibt es mehr zu tun, als ich dachte.« Er nahm einen Zettel vom Tisch auf. »Natürlich kann ich Sie nicht alle auf eine externe Fortbildung schicken, das würde Unsummen kosten und schlimmstenfalls sogar meinen Lachsbrötchenetat schmälern. Daher habe ich mit Herrn Zweier diskutiert, wen wir von Ihnen als internen Bildungsberater für den Rest meiner Untergebenen schulen. Dieser Bildungsberater wird in den nächsten Tagen mit meinem Freund die Museen der Region besuchen und sich tief in die Wittelsbacher Geschichte einarbeiten. Im Anschluss werden die beiden eine auf die Polizeiarbeit angepasste Info- und Schulungsmappe in Powerpoint entwerfen. Wenn diese fertiggestellt ist, wird Herr Zweier und unser Bildungsberater Sie dann in Kleingruppen schulen. Zum Abschluss folgt neben einer Theorieprüfung auch ein Praxistest in einem echten Museum.«
    Jetzt lachte niemand mehr. Jeder Anwesende hoffte, dass er nicht die arme Sau sein würde, die KPD ausgewählt hatte.
    Unser Chef hielt den Zettel hoch und winkte damit. »Ludwig-Wilhelm und ich waren uns schnell einig, dass nur Herr Palzki für diesen Job infrage kommt. Kommen Sie, holen Sie Ihre Ernennungsurkunde ab.«
    Man kann nicht sagen, dass die Kollegen lachten. Es war eher ein heftiges Grölen. Ich beschloss, so zu tun, als wäre dies nur ein Albtraum. Gleich nachdem ich aufwache, würde ich nach Umschulungsmaßnahmen zum Lehrer Ausschau halten. Da ich mich nicht von der Stelle rührte, kam KPD auf mich zu und drückte mir die Urkunde in die Hand. Die Realität hatte mich eingeholt.
    »Kein anderer meiner Untergebenen ist so prädestiniert wie Sie für diesen Job, Herr Palzki. Bei Ihnen fällt es am wenigsten auf, wenn Sie mal ein paar Tage auf der Dienststelle fehlen.«
    Na warte, dachte ich. Du wirst dein blaues Wunder erleben.
    KPD klatschte in die Hände. »Die Versammlung ist hiermit aufgehoben. Ihre Schulungstermine entnehmen Sie ab nächster Woche dem Schwarzen Brett.«
    Mit der Masse der Kollegen gelang es mir, mich aus dem Sozialraum zu schleichen. Was sollte ich tun? Fristlos kündigen und meine Erfahrung in eine Verbrecherkarriere investieren? Mich trotzig auf der Toilette einschließen? KPD in eine tödliche Falle locken und es wie einen Unfall aussehen lassen? Ich entschied mich für das, was ich am besten konnte: Ludwig-Wilhelm Zweier zur Weißglut bringen und ihn damit zu überzeugen, dass die Wahl meiner Person nicht die optimalste war.
    Ich spürte das Damoklesschwert in meinem Rücken, dennoch sträubte sich mein Inneres und ich beschloss eine Gnadenfrist zu nehmen. Zielstrebig ging ich zu Juttas Büro, das sich in letzter Zeit als Treffpunkt für kleinere Besprechungen etabliert hatte.
    Gerhard und Jutta waren bereits dort. Mein Kollege verkniff sich mit aller Gewalt ein Losprusten. Jutta hatte sich besser unter Kontrolle.
    »Komm,
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