Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
setz dich«, sagte sie zu mir und zeigte zum Besprechungstisch. »Lass es ruhig angehen, Reiner.«
    Dankbar nahm ich Platz. »Ist in den letzten Minuten zufällig ein Kapitalverbrechen reingekommen?« Die Frage war der berühmte Griff nach dem letzten Strohhalm.
    »Nicht mal ein Taschendiebstahl«, antwortete Gerhard bedauernd. »Im Schulzentrum ist es auch ruhig. Es sind Sommerferien.«
    Lehrer müsste man sein, dachte ich. Dann könnte ich jetzt für sechs Wochen am Stück verschwinden. Oder sogar für acht, denn die Unterrichtsausfälle wuchsen vor den großen Ferien stets in astronomische Höhen, wie mir die Erfahrung mit meinen beiden schulpflichtigen Kindern Melanie und Paul bereits mehrfach gezeigt hatte.
    Ich schaute auf die Uhr. »Und dabei hatte ich für diese Woche so viel vor. Mein Büro müsste dringend entrümpelt werden.«
    »Das sagst du schon seit 20 Jahren, Reiner.«
    »Ist ja jetzt egal. Lassen wir den Pizzaservice anrollen? Das haben wir seit Freitag nicht mehr gemacht.«
    »Da sind Sie ja!«
    Erschrocken schauten wir zur offen stehenden Tür. KPD stand im Rahmen. »Wollen Sie sich etwa von Ihren Kollegen verabschieden, Palzki? Keine Angst, Herr Steinbeißer und Frau Wagner werden Ihre Testschüler sein. Sie werden als Erstes von Ihnen und Ludwig-Wilhelm geschult.«
    »Wie sind Sie überhaupt auf mich gekommen? Ich habe keinen blassen Schimmer von diesen komischen Wittelsbachern. Die Salier würde ich mir noch gefallen lassen, schließlich habe ich mit der Radarfalle in der Salierstraße so meine Erfahrungen.«
    »Selbst schuld, wenn Sie in Zivil so rasen müssen«, meinte KPD. »Für unsere Dienststelle steht viel auf dem Spiel. Nehmen Sie Ihren neuen Job nicht zu leicht, Herr Palzki. Wenn wir dieses Projekt erfolgreich durchgezogen haben, kommt die Biologie an die Reihe. Immerhin wird im nächsten Jahr in Landau die Landesgartenschau eröffnet. Da sollte man als Polizeibeamter schon wissen, was der Unterschied zwischen einer Tanne und einer Kiefer ist.«
    »Das ist dasselbe«, unterbrach ich seinen Redefluss und nahm mir im Geiste vor, ein Requiem für KPD zu komponieren, sobald die Lerneinheit Musik drankam.
    »Ja, was ist? Wollen Sie Wurzeln schlagen?« KPD deutete auf seinen Freund, der hinter ihm im Flur stand. »Herr Zweier ist schon ganz aufgeregt, Ihnen die komplette Geschichte der Wittelsbacher mit allen Nebeninformationen erzählen zu dürfen. Kommen Sie, kommen Sie!«
    Schicksalsergeben stand ich auf, drückte mich an meinem Chef vorbei, der nach wie vor im Türrahmen stand, und gab meinem Lehrer die Hand. »Palzki, angenehm.« Der Tonfall war alles andere als angenehm.
    KPD brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. »Ludwig-Wilhelm, ich habe dir bereits gesagt, dass Herr Palzki manchmal ein wenig bockig ist. Mit der Zeit legt sich das. Womit willst du heute anfangen?«
    Zweier wirkte noch nervöser als vorhin im Sozialraum. »Ich denke, dass reine Vorträge nicht sehr zielführend sind. Besser ist, wenn ich Herrn Palzki gleich am ersten Tag zu verschiedenen Museen begleite, um ihm zunächst einen Gesamtüberblick zu geben. Anfangen möchte ich mit dem Heimatmuseum in Schifferstadt. Normalerweise hat es heute geschlossen, doch ich habe vorhin den Vorsitzenden des Vereins für Heimatpflege telefonisch gebeten, für uns eine Extraführung einzuschieben.«
    Das Schifferstadter Heimatmuseum im Gebäude der ehemaligen Adler-Wirtschaft war mir bekannt. Das kleine, aber feine Museum bot in etwa einem Dutzend Räume mit jeweils unterschiedlichen Themen interessante heimatgeschichtliche Einblicke. Wenn auch meine Kinder das Museum mit dem Attribut ›langweilig‹ belegten, ich fand die ehrenamtlich aufgebaute Sammlung bewundernswert. Allerdings hatte ich bei meinen bisherigen Besuchen noch nie etwas von den Wittelsbachern bemerkt.
    »Ins Heimatmuseum? Gleich werden Sie behaupten, dass der dort ausgestellte Goldene Hut eine Krone der Wittelsbacher ist.«
    Zweier stutzte einen Moment. »Um gleich die erste Bildungslücke zu stopfen, Herr Palzki: Zwischen dem Goldenen Hut und dem Auftauchen der Wittelsbacher liegen rund 2.300 Jahre. Ihre These ist also nachweisbar falsch.«
    »Das war keine These«, brummelte ich, als mir klar wurde, dass ich es mit einer Spaßbremse zu tun hatte. Ich musste meinen Resthumor ein paar Stufen zurückfahren, um weitere Missverständnisse mit KPDs Spezi zu vermeiden.
    Mit einer Handbewegung verabschiedete ich mich von meinen Kollegen, KPD ignorierte ich.
    »Wer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher