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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Autoren: Don Winslow
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ich reiß dir die Zunge raus.«
    »Sorry, nicht dran gedacht«, sagt Hang Twelve. »War halt so ’ne krass geile Session, la moana war so super heute, ich voll drüber über die Lip von dem Gnarler, so ein geiles Ding, hab sie total geschreddert und dann ab, spektakulär, Mann, bin jetzt noch total angefixt, also nix für ungut, Brah.«
    Cheerful sieht Petra an und sagt: »Manchmal führen wir faszinierende Gespräche, ohne dass ich auch nur ein einzigesWort verstehe.« Er wendet sich wieder Hang Twelve zu. »Ich leiste mir dich statt einer Katze. Zwing mich nicht, mir eine Katze zuzulegen.«
    Er verschwindet wieder die Treppe hinauf und sagt dabei nur ein einziges Wort: »Oben.«
    Petra geht die Stufen hinauf, dorthin, wo sich Cheerful – ein großer Mann, wahrscheinlich knapp unter zwei Meter, sehr dünn, in einem rot karierten Hemd, das in seinen Khaki-Hosen steckt – bereits über einen Schreibtisch beugt. Sie vermutet jedenfalls, dass es ein Schreibtisch ist, denn genau genommen kann sie die Oberfläche unter dem Durcheinander an Papieren, Kaffeebechern, Basecaps, Taco-Packungen, Zeitungen und Zeitschriften nicht sehen. Aber der grimmige Mann hackt Zahlen in einen altmodischen Taschenrechner, woraus sie schließt, dass es sich tatsächlich um einen Schreibtisch handelt.
    Das »Büro«, sofern man es wohlwollend als solches bezeichnen möchte, ist eine einzige Katastrophe, ein Saustall, ein Chaos, abgesehen von der Wand ganz hinten, die sauber und aufgeräumt wirkt. Mehrere schwarze Neoprenanzüge hängen dort ordentlich an stählernen Garderobenhaken, und verschiedene Surfbretter lehnen, sortiert nach Größe und Form, an der Wand.
    »Vor ungefähr vierzig Jahren«, sagt Cheerful, »war ein Bra noch ein Büstenhalter, den ich mit zittrigen Fingern und ohne großen Erfolg zu öffnen versuchte. Jetzt stelle ich fest, dass ich selbst einer bin. Das sind die Kränkungen des Alters. Was kann ich für Sie tun?«
    »Falls Sie Mr. Daniels sind …?«, sagt Petra.
    »Falls ich Mr. Daniels wäre, würde ich mir Sorgen machen«, antwortet Cheerful. »Falls ich Sean Connery wäre, nicht.«
    »Wissen Sie, wann Mr. Daniels hier sein wird?«
    »Nein. Sie?«
    Petra schüttelt den Kopf. »Deshalb frage ich Sie.«
    Cheerful blickt von seiner Abrechnung auf. Das Mädchen lässt sich keinen Scheiß bieten. Cheerful gefällt das, deshalb sagt er: »Ich will Ihnen was erklären: Boone hat keine Armbanduhr, er richtet sich nach einem Sonnenstandsanzeiger.«
    »Darf ich daraus schließen, dass Mr. Daniels zu den eher entspannten Zeitgenossen gehört?«
    »Wäre Boone noch entspannter«, sagt Cheerful, »könnte er nicht mehr aufrecht stehen.«

08
    Boone kommt in Begleitung von Sunny vom Strand und geht die Garnet Street entlang. Nichts Ungewöhnliches dabei – seit bald zehn Jahren sind sie mal zusammen und mal nicht.
    Sunny hat damals wie der Blitz bei der Dawn Patrol eingeschlagen. Ist rausgepaddelt und hat sich ins Line-up gereiht, als wäre sie dort geboren. Boone wollte gerade auf einen zwei Meter hohen Brecher, als sich Sunny vordrängelte und ihm die Welle wegschnappte. Boone balancierte noch auf der Lip, als etwas Blondes an ihm vorbeischoss, als wäre er eine Boje.
    Dave lachte. »Mann, die Braut hat dir gerade das Herz rausgerissen und zum Fraß vorgesetzt.« Boone fand das nicht so wahnsinnig lustig. Er nahm die nächste Welle und fing Sunny ab, als sie durchs Weißwasser zurückgepaddelt kam.
    »Hey, Blondie«, sagte Boone. »Du hast mir die Welle geklaut.«
    »Ich heiße nicht ›Blondie‹«, sagte Sunny. »Und ich wusste nicht, dass der Strand dir gehört.«
    »Ich war im Line-up.«
    »Bist zu spät gekommen.«
    »Einen Scheiß bin ich.«
    »Oder so«, sagte Sunny. »Was ist? Der große Mann erträgt’s wohl nicht, wenn ihn ein kleines Mädchen überholt?«
    »Ich kann das ab«, sagte Boone. Klang aber sogar in seinen eigenen Ohren schlapp.
    »Anscheinend nicht«, sagte Sunny.
    Boone betrachtete sie genauer. »Kenn ich dich?«
    »Weiß nicht«, sagte Sunny. »Kennst du mich?«
    Sie legte sich auf ihr Brett und paddelte wieder raus. Boone blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. War nicht leicht, sie einzuholen.
    »Gehst du auf die Pacific High?«, fragte Boone, als er auf gleicher Höhe war.
    »Früher mal«, sagte Sunny. »Bin jetzt an der San Diego State University.«
    »Ich war auf der Pacific High«, sagte Boone.
    »Ich weiß.«
    »Ach, echt?«
    »Ich erinnere mich an dich«, sagte Sunny.
    »Äh, ich
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