Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
jedes beschissene kleine Vergehen, das du dir geleistet hast, als du selbst in dem Alter warst. Ein Gremmie klemmt sich deine Welle unters Brett, ruiniert dir die Session, macht sich in der Snackbar breit und tut so, als wüsste er, wovon er redet. Schlimmer noch, ein Gremmie taucht stets im Rudel mit seinen Gremmie-Kumpels auf – in Boones Fall waren das der kleine Johnny Banzai und der kleine Dave, der erst später zum Love God wurde, drei gleichermaßen abscheuliche, klugscheißernde, versaute, widerliche kleine Arschlöcher. Wenn sie gerade nicht surfen, fahren Gremmies Skateboard, und wenn sie nicht surfen oder Skateboard fahren, lesen sie Comics, strecken ihre schmutzigen kleinen Finger nach Pornos aus und versuchen (erfolglos) echte Mädchen aufzureißen, Erwachsenen Bier abzuluchsen oder Gras aufzutreiben. Eltern erlauben ihren Kindern das Surfen nur, weil es noch das Unverfänglichste ist, was die Brettaffen im Schilde führen.
    Als Gremmie musste Boone einiges von den großen Jungs einstecken, aber er hatte auch so was wie einen Freifahrtschein, weil er der Junge von Brett und Dee Daniels war; ein paar verschrobene alte Säcke nannten ihn auch »Mr. und Mrs. Satansbrut«.
    Boone wuchs aus all dem heraus. Das ist bei allen Gremmies so, wenn nicht, werden sie aus dem Line-up verscheucht, und außerdem war sowieso schon klar, dass Boone etwas Besonderes war. Für sein Alter bekam er beängstigend viel hin, später sogar beängstigend viel für jedes Alter. Es dauerte nicht lange, bis die besseren Surfteams kamen und ihn in ihre Jugendmannschaften einluden, und es schien längst ausgemachte Sache zu sein, dass Boone kiloweiseTrophäen nach Hause schleppen und einen hübschen Sponsorenvertrag bei einer der Surferklamottenfirmen abgreifen würde.
    Aber Boone sagte nein.
    Vierzehn Jahre war er alt, und er lehnte ab.
    »Wie kommt’s?«, fragte sein Dad.
    Boone zuckte mit den Schultern. »Dafür mach ich’s einfach nicht«, sagte er. »Ich mach’s, weil …«
    Er fand keine Worte dafür, und Brett und Dee verstanden das vollkommen. Sie hängten sich ans Telefon und riefen ihre alten Freunden aus der Surferbranche zurück, Fazit: »Danke, aber nein danke. Der Junge will einfach nur surfen.«
    Und das tat er.

07
    Petra Hall lenkt ihren BMW in westlicher Richtung über die Garnet Street. Abwechselnd blickt sie auf die Straße und auf einen Zettel in ihrer Hand, vergleicht die Adresse mit den Gebäuden zu ihrer Rechten.
    Die Adresse – 111 Garnet Street – ist der korrekte Eintrag unter Boone Daniels, Privatdetektiv , aber in dem Gebäude befindet sich offenbar kein Büro, sondern ein Surfladen. Jedenfalls steht das auf dem Schild, das den eher einfallslosen, wenn auch anschaulichen Schriftzug Pacific Surf vor dem einfallslosen, wenn auch anschaulichen Hintergrund einer gemalten brechenden Welle zeigt. Der Blick ins Schaufenster bestätigt das: Surfbretter, Bodyboards und Badeanzüge. Da der Strand nur einen halben Straßenzug von dem Gebäude entfernt ist, liegt die Vermutung nahe, dass 111 Garnet Street tatsächlich ein Surfladen ist.
    Nur, dass sich hier angeblich das Büro des Privatdetektivs Boone Daniels befindet.
    Petra wuchs in klimatischen Verhältnissen auf, in denen Sonne mehr ein Gerücht als Realität ist, deshalb ist ihre Haut so blass und zart, dass sie fast durchschimmernd wirkt und einen krassen Kontrast zu ihrem blauschwarzen Haar bildet.
    Ihr grafitgraues Kostüm, ein sehr professionelles Karrierefrauen-Outfit, verbirgt eine gleichermaßen schlanke wie gut ausgestattete Figur, der echte Hingucker aber sind ihre Augen.
    Sind sie blau? Oder sind sie grau?
    Wie beim Ozean kommt es auf ihre Stimmung an.
    Sie parkt den Wagen nebenan vor der Sundowner Lounge und betritt Pacific Surf, wo ein bleicher junger Mann, eine Art weißer Rastafarian, hinter dem Tresen steht und sich voll und ganz einem Videospiel widmet.
    »Entschuldigung«, sagt Petra. »Ich suche einen Mister Daniels.«
    Hang Twelve blickt von seinem Spiel auf und sieht diese umwerfende Frau vor sich stehen. Er starrt sie einen Moment lang an, dann reißt er sich so weit zusammen, dass es ihm gelingt, die Treppe hochzubrüllen: »Cheerful, Brah, Zivilistin hier sucht Boone!«
    Ein Kopf späht die Treppe herunter. Ben Carruthers, von den Surfern in Pacific Beach »Cheerful« genannt, sieht aus wie um die sechzig, trägt einen stahlgrauen Bürstenschnitt und blickt grimmig drein, als er zurückschreit: »Sag noch einmal ›Brah‹ zu mir und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher