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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Autoren: Don Winslow
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Tide.
    Boone blickt über seine Schulter auf die erste Welle einer, wie es den Anschein hat, ganzen Reihe von stattlichen Exemplaren.
    »Partywelle!«, johlt Dave the Love God und er, High Tide, Johnny und Hang Twelve springen auf, teilen sich den Ritt an Land. Boone und Sunny warten auf die zweite Welle, die ein bisschen größer ist, voller und besser geformt.
    »Deine Welle!«, ruft Boone ihr zu.
    »Ritterlich oder gönnerhaft, wie darf ich das verstehen?«, schreit Sunny zurück, paddelt aber los. Boone schwingt sich direkt hinter ihr auf und gemeinsam surfen sie auf der Shoulder hinein, ein geschickter Pas de deux im Weißwasser.
    Boone und Sunny laufen gemeinsam über den Strand, denn die morgendliche Session ist vorbei und die Dawn Patrol geht an Land. Das muss sein, weil sie alle auch noch richtige Jobs haben. Alle außer Boone.
    Johnny tritt schon aus der Außendusche und setzt sich auf den Fahrersitz seines Wagens, um sich in seine Kommissarklamotten – blaues Hemd, braunes Tweedjackett, khakifarbene Hose – zu werfen, als sein Handy klingelt. Johnny lauscht und sagt: »Eine Frau hat einen Köpper vom Balkon eines Motels gemacht. Das sind vielleicht paradiesische Zustände.«
    »Die vermisse ich nicht«, sagt Boone.
    »Das ist umgekehrt genauso«, entgegnet Johnny.
    Das ist wahr. Als Boone beim San Diego Police Department die Flinte ins Korn warf, bedauerte sein Lieutenant einzig und allein, dass er sich nicht vorher damit den Schädel weggeblasen hatte. Johnny ist trotz seiner Bemerkung anderer Ansicht – Boone war ein guter Cop. Ein sehr guter Cop.
    Eine Schande, was da passiert war.
    Aber jetzt folgt Boone High Tides Blick hinaus auf den Ozean, den der große Mann mit fast demütiger Intensität anstarrt.
    »Sie kommt«, sagt High Tide. »Die Wellenfront.«
    »Groß?«, fragt Boone.
    »Nicht groß«, sagt High Tide. »Riesig.«
    Echte Donnerbrecher.
    Kawumm – so in der Art.

05
    Eine Welle, was ist das überhaupt?
    Wenn wir eine Welle sehen, wissen wir, dass es eine ist, aber was ist das eigentlich?
    Die Physiker bezeichnen sie als ein »Phänomen der Energieübertragung«.
    Im Wörterbuch steht, es sei »eine Störung, die sich vermittels eines Mediums von einem Ort zu einem anderen überträgt«.
    Eine Störung.
    Das auf alle Fälle.
    Etwas wird gestört, aufgewühlt. Das heißt, etwas trifft auf etwas anderes und löst eine Vibration aus. Klatschen Sie in die Hände, und Sie hören ein Geräusch. Was Sie tatsächlich hören, ist eine Schall welle . Etwas traf auf etwas anderes und löste eine Vibration aus, die Ihr Trommelfell erreichte.
    Vibration ist Energie. Sie wird durch das Phänomen der Welle von einem Ort zu einem anderen übertragen.
    Das Wasser selbst bewegt sich eigentlich nicht. Vielmehr stößt ein Wassermolekül ein benachbartes an, dieses wiederum stößt ein weiteres Molekül neben sich an und so weiter und so fort, bis es auf etwas anderes trifft. Das ist wie mit dieser bescheuerten La Ola, der Welle bei Sportveranstaltungen – die Menschen bewegen sich nicht durchs Stadion, nur die Welle bewegt sich. Die Energie fließt von einer Person zur nächsten.
    Wenn man eine Welle reitet, reitet man nicht das Wasser. Das Wasser ist das Medium, tatsächlich reitet man auf der Energie.
    Sehr cool.
    Man schwingt sich auf die Energie.
    Milliarden von H 2 O-Molekülen arbeiten Hand in Hand, um dich von einem Ort zu einem anderen zu transportieren, was sehr großzügig von ihnen ist, wenn man sich das mal genau überlegt. Wobei diese letzte Bemerkung natürlich bloß versponnener Soulsurfer-Scheiß ist – der Welle ist es egal, ob jemand draufspringt oder nicht. Wassermoleküle sind unbelebte Objekte, die nichts wissen und schon gar nichts empfinden: Das Wasser macht nur, was Wasser nun mal so macht, wenn es von der Energie in die Zange genommen wird.
    Es schlägt Wellen.
    Eine Welle, jede Welle, besitzt eine bestimmte Form. Die Moleküle, die aufeinandertreffen, tun dies nicht einfach nur in einer flachen Linie, sondern sie bewegen sich auf und ab – daher die Welle. Bevor es zu der »Störung« kommt, befinden sich die Wassermoleküle im Ruhezustand, einem Äquilibrium, um den Fachbegriff zu verwenden. Dann geschieht folgendes, die Energie stört dieses Äquilibrium, das Gleichgewicht. Sie »verdrängt« die Moleküle aus ihremRuhezustand. Hat die Energie ihr maximales »Verdrängungspotential« erreicht (»positive Verdrängung«), befindet sich die Welle auf ihrem Höchststand. Dann
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