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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Autoren: Don Winslow
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trifft er mit dieser Bemerkung den Nagel auf den Kopf. Hang Twelve ist ein Dutzend Jahre jünger als die anderen von der Dawn Patrol. Sie tolerieren ihn, weil er ein begeisterter Surfer und Boones Schützling ist, außerdem gibt er ihnen im Surfladen, wo er arbeitet, Rabatt.
    »Welches andere Team?«, fragt Hang Twelve hartnäckig.
    Sunny Day beugt sich über ihr Board und flüstert ihm etwas zu.
    Sunny sieht genau so aus, wie sie heißt. Ihre blonden Haare leuchten wie Sonnenlicht. Sie ist eine Naturgewalt, groß und langbeinig – das, was Brian Wilson meinte, als er schrieb, er wünschte sich, alle Mädchen wären California Girls.
    Nur dass Brians Traumfrauen meist am Strand sitzen bleiben, während Sunny surft. Sie ist die beste von allen bei der Dawn Patrol, besser auch als Boone, und mit der anstehenden großen Wellenfront könnte sie den Sprung von der Kellnerin zur vollbeschäftigten Profisurferin schaffen. Ein gutes Foto von Sunny, wie sie eine große Welle durchpflügt, könnte ihr einen Sponsorenvertrag bei einer der wichtigsten Firmen für Surferklamotten einbringen, und dann wäre sie nicht mehr zu bremsen. Jetzt übernimmt sie es, Hang Twelve zu erklären, dass die meisten Frauen in den Auslegerkanu-Frauenmannschaften auf Frauen ausgelegt sind.
    Hang Twelve stöhnt entsetzt auf.
    »Du hast einem jungen Menschen gerade seine Illusionen zerstört«, wirft Boone Sunny vor.
    »Muss nicht sein«, sagt Dave the Love God und grinst selbstgefällig.
    »Fang gar nicht erst an«, sagt Sunny.
    »Ist es meine Schuld«, fragt Dave, »dass mich die Frauen lieben?«
    Eigentlich nicht, nein. Gesicht und Körperbau von Dave the Love God hätten im antiken Griechenland für einen echten Run auf Marmor gesorgt. Aber dass Dave so viel Sex kriegt, verdankt er gar nicht in erster Linie seinem Körper, sondern vor allem seiner Zuversicht. Dave vertraut darauf, dass man ihn flachlegen wird, und er übt einen Beruf aus, der ihm die perfekte Ausgangsposition verschafft. Er ist Rettungsschwimmer, und dadurch hat er Chancen bei jeder Touristenschnecke, die aus den Schneestaaten anreist, um sich in San Diego einen Sonnenbrand zu holen. SeinemBeruf verdankt er auch seinen Spitznamen. Johnny Banzai, der gerade das Kreuzworträtsel der New York Times mit Füller ausfüllte, meinte: »Du bist kein life guard , du bist ein love god . Kapiert?«
    Ja, alle von der Dawn Patrol kapierten das, weil sie alle schon gesehen hatten, wie Dave the Love God auf seinen Rettungsschwimmerhochsitz klettert und, in Vorbereitung auf die bevorstehende Nacht und zum Ausgleich für die Anstrengungen der vergangenen, ganze Hände voll Vitamin-E-Pillen schluckt.
    »Die drücken mir ein Fernglas in die Hand«, sagte er einmal voller Verwunderung zu Boone, »und verlangen ausdrücklich, dass ich spärlich bekleidete Frauen beobachte. Und dann behaupten tatsächlich Leute, es gebe keinen Gott.«
    Sollte also überhaupt ein Hominide mit Schraubwerkzeug eine Auslegerkanutin (oder auch mehrere) dazu bringen, eine oder zwei Nächte lang von ihren geschlechtlichen Überzeugungen abzuweichen, dann Dave. Dem selbstzufriedenen lasziven Lächeln nach zu urteilen, das er jetzt aufsetzt, ist es ihm bereits mehrfach gelungen.
    Hang Twelve ist noch nicht überzeugt. »Aber, Fisch-Tacos? Ich weiß nicht.«
    »Kommt auf den Fisch im Taco an«, sagt High Tide, der eigentlich Josiah Pamavatuu heißt, und wirft sein Gewicht in die Waagschale. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Samoaner hat gute 160 Kilo auf den Hüften. Daher auch der Spitzname High Tide, denn wenn er ins Wasser geht, steigt der Meeresspiegel. High Tides Ansichten über Lebensmittel werden respektiert, denn er weiß offensichtlich, wovon er redet. Pacific Islanders kennen sich aus mit Fisch, das weiß jeder. »Königsfisch, Wahoo, Opah, Goldmakrele, Hai, oder was? Das ist ein großer Unterschied, vom Ranking her.«
    »Egal«, sagt Boone, »in einer Tortilla schmeckt alles besser.«
    Für Boone gilt dies als Glaubensgrundsatz. Sein Leben lang hat er sich daran gehalten und er ist der unerschütterlichen Überzeugung, dass es der Wahrheit entspricht. Man nimmt irgendwas – Fisch, Huhn, Rindfleisch, Käse, Eier, sogar Erdnussbutter oder Marmelade – und übergibt es der mütterlichen Fürsorge einer warmen Tortilla. Und all jene Lebensmittel werden die ihnen entgegengebrachte Liebe erwidern, indem sie sich von ihrer allerbesten Seite zeigen.
    Alles schmeckt besser in einer Tortilla.
    »Raus!«, schreit High
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