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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Autoren: Don Winslow
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steht draußen im Gang. »Dave, lass ihn nichts Idiotisches machen«, sagt sie. »Hol ihn zurück.«

153
    Sie fahren auf dem Highway 101 in Richtung Süden. Boone sitzt auf dem Beifahrersitz und sieht aus dem Fenster.
    Wunderschöner Tag.
    Tiefblauer Ozean.
    Tiefblauer Himmel.
    Die große Wellenfront ist fast verebbt.
    »Also?«, fragt Boone.
    Sie sind seit Ewigkeiten befreundet. Sind tausend Wellen zusammen geritten. Sie werden sich nichts als die Wahrheit sagen. Dave rückt damit heraus, dass er für Red Eddie gearbeitet hat.
    »Hast du’s gewusst?«, fragt Boone. »Das mit den Kindern?«
    »Bis gestern Nacht nicht«, sagt Dave. »Ich hab Johnny angerufen. Wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen.«
    Boone nickt.
    Beide wissen, was zu tun ist.

154
    Boone paddelt raus.
    Eddie sitzt an der Line und wartet auf Wellen. »Yo, Boone Dawg!«, schreit Eddie. Dann sieht er Boones Kopf. »Was ist denn mir dir passiert, mein Bruder?«
    »Bisschen Ärger gehabt.« Boone schiebt sein Kinn Richtung Riff draußen. Die Wellen sind nicht mehr riesig, aber sie sind groß und brechen weiter hinten. »Los, wir paddeln raus, Eddie! Oder hast du Schiss?«
    »Ich doch nicht Bruder!«
    Sie paddeln raus, Seite an Seite, bringen sich neben dem Break in Position.
    »Wir müssen reden, Eddie.«
    »Rede.«
    »Die Mädchen«, sagt Boone. »Das war dein Ding.«
    »War’s nicht, Bruder.«
    »Doch«, sagt Boone. »Die ganze Geschichte von wegen Dan schuldet dir Geld war Blödsinn. Du hast nur versucht, deinen miesen Arsch zu retten.«
    Eddie ist es nicht gewohnt, dass man so mit ihm spricht. Seine Blick verhärtet sich. »Pass auf, Boone.«
    »Du hast dein Wort gebrochen, Eddie«, sagt Boone. »Du hast gesagt, du lässt Tammy Roddick in Frieden.«
    »Hey, das war ich nicht, das war Dan«, sagt Eddie. »Ich hab dir nichts versprochen, was Dan angeht.«
    »Du bist dreckig«, sagt Boone. »Und durch dich wird alles und jeder in deiner Umgebung dreckig. Ich hab dich zur Dawn Patrol mitgenommen und durch dich ist sie auf den Hund gekommen. Du zerstörst alles um dich herum, Eddie, so wie du die kleinen Mädchen zerstört hast. Ich bereue, dass ich dich kennen gelernt habe. Wenn dein Sohn so wird wie du, bereue ich, dass ich ihn aus dem Wasser gezogen habe.«
    »Wirst du jemals erwachsen werden, Boone?«
    »Ja«, sagt Boone. »Bin ich schon.«
    Sein Bein schießt heraus und tritt Eddie vom Board.
    Eddie fällt ins Wasser.
    Boone wickelt sich Eddies Leash um den Fußknöchel und sieht zu, wie Eddie versucht, sich aufzurichten und sich zu befreien. Aber Eddie kommt nicht an den Klettverschluss um seinen Fuß heran. Er dreht sich um und versucht zu schwimmen, versucht an die Oberfläche zu kommen, aber Boone paddelt wie ein Cowboy auf einem Pony zurück und zieht das Kalb am Lasso hinter sich her.
    Eddie wirbelt herum und versucht Boone zu packen. Er greift hoch, versucht verzweifelt etwas in die Finger zu bekommen, zunächst Boones Fuß, dann seinen eigenen. Aber Boone hält die Leash fest und blickt Eddie in dessen immer größer werdende Augen.
    Man sagt, Ertrinken sei eine friedliche Art zu sterben.
    Ich hoffe, das stimmt nicht, denkt Boone.
    Er sieht Eddie kämpfen. Sieht ihn leiden.
    Dann nimmt er den Fuß von der Leash. Nicht, weil ihm Eddies Leben etwas bedeutet, sondern weil ihm sein eigenes nicht unwichtig ist. Eddie greift nach seinem Board, aber Boone tritt seine Hand weg. Nach Luft schnappend und keuchend fragt Eddie: »Was zum …«
    »Hier ist der Deal, Julius«, sagt Boone. »Ich lass dich auf mein Board und zieh dich an Land zu Johnny Banzai. Der wartet schon mit einem Haftbefehl auf dich. Dir blühen dreißig Jahre bis lebenslänglich. Oder du gehst wieder ins Wasser und kommst nicht wieder hoch. Dann feiern wir eine höllisch geile Party.«
    Er zieht erneut an der Leash. »Ich persönlich? Ich hoffe eigentlich, du entscheidest dich für Möglichkeit zwei.«
    Aber Eddie sagt: »Bring mich an Land.«
    Boone lockert die Leash, hievt den erschöpften Eddie aufs Board und zieht ihn ans Ufer. Johnny steht am Strand. Er lässt die Handschellen um Eddies Handgelenke zuschnappen, klärt ihn über seine Rechte auf und schiebt ihn in den Wagen.
    Eddie hat nicht den geringsten Scheiß mehr zu sagen.
    »Alles klar zwischen uns?«, fragt Dave Boone.
    »Alles klar.«
    Es ist vorbei.

155
    Drei Wochen später.
    Der Abend dämmert über Pacific Beach. Es ist kühl, Sweatshirt-Wetter, und der Nebel rückt näher, als würde die Sonne vor dem
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