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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Autoren: Don Winslow
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Erste-Hilfe-Koffern. Sie winkt ab. »Ich bin okay. Mir geht’s gut.«
    Aber Dave marschiert schon zu Tim Mackie, der vor seiner versammelten Entourage und einigen Vertretern der Surfpresse die Klappe weit aufreißt.
    »Hey, Anfänger«, sagt Dave. »Ja, du . Ich rede mit dir.«
    »Hast du ein Problem, Brah?«, fragt Mackie. Er wirkt überrascht. So, als wäre Tim Mackie einer, mit dem man grundsätzlich keine Probleme hat.
    »Nein, du hast eins«, sagt Dave. »Du hättest sie umbringen können.«
    »Hab sie nicht gesehen, Bruder.«
    High Tide mischt sich ein. »Dann lass mal deine Augen checken, Bruder.«
    »So eine Scheiße machst du nicht an meinem Strand«, sagt Dave.
    »Das ist dein Strand?«
    »Ganz genau«, sagt Dave. Er kommt näher, hat gute Lust, Mackie den Kopf abzureißen. Aber Tide stellt sich dazwischen. Sunny baut sich vor beiden auf und schiebt die Jungs zur Seite.
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen. Danke, aber ich brauche keine großen Brüder.«
    »Ich würde das genauso machen«, sagt Dave, »wenn es Boone oder …«
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    Super, denkt sie, während die Menge sie angafft. Ich wollte die Welle des Tages; stattdessen hab ich den Abgang des Tages hingelegt und Riesenärger mit Wunderkind Tim Mackie.
    »Das war uncool«, sagt sie.
    »Tut mir leid«, sagt Mackie. »Mein Fehler.«
    Aber er hat ein spöttisches Grinsen im Gesicht.
    »Arschloch«, sagt sie.
    Er lacht sie aus.
    Darauf gibt es nur eine Antwort. Sie nimmt ihr Board und geht wieder zum Strand, an eine Stelle, von der aus sie erneut rauspaddeln kann. Sie hört das Raunen in der Menge. »Sie will noch mal raus. Kaum zu glauben. Nach der Nummer? Die Braut will noch mal raus.«
    Verdammt richtig, denkt sie, die Braut will noch mal raus.
    Raus und die größte Welle erwischen.

146
    Johnny Banzai rennt.
    Nicht leicht im dichten Schilf, das ihm ins Gesicht schlägt und in die Arme schneidet, während er sich einen Weg hindurchbahnt.
    Dann hört er, scheinbar weit entfernt, die Totenklage einer Frau.

147
    Luce liegt in Tammys Schoß.
    Tammy streichelt dem kleinen Mädchen über das Haar und schluchzt. Ihre Hände sind heiß und klebrig vom Blut des Mädchens, das aus einem kleinen Loch in ihrem Hals strömt.
    »Hör auf«, sagt Tammy. »Hör sofort auf.«
    Tammy presst Luce die Hand auf den Hals, aber das Blut strömt drum herum. Sie kommt sich blöde vor, schwach und schwindlig, und irgendwo in ihrem Körper spürt sie einen Schmerz, aber sie kann nicht feststellen, wo, und Luces Augen sind weit aufgerissen, und sie kann sie nicht atmen hören, und es will einfach nicht aufhören zu bluten. Sie hört die Stimme eines Mannes, der sagt: »Ich hab sie.«
    Sie sieht auf und Daniels ist da, will ihr Luce wegnehmen. Tammy hält sie noch fester.
    »Ich hab sie«, sagt Boone.
    »Sie ist tot.«
    »Nein, ist sie nicht.«
    Noch nicht, denkt Boone. Das Mädchen ist wirklich in schlechter Verfassung – sie verblutet, ihr Körper geht in einen Schockzustand über. Aber noch lebt sie.
    Es ist wie ein Wachtraum, halb real, halb illusorisch. Alles ist weit weg, als befände es sich vor dem falschen Ende eines Teleskops. Er fühlt sich wie in Watte gepackt, aber er weiß, dass er sich beeilen muss, wenn das Mädchen überleben soll.
    Der alte Japaner hat schon seine Jacke ausgezogen.
    Boone nimmt sie und legt sie um Luce. Dann kniet er sich neben sie, fährt ihr mit der Hand über den Hals, findet die kleine Einschussstelle und drückt seinen Daumen hinein. Mit dem anderen Arm hebt er das Mädchen hoch, stützt sie vor seiner Brust ab und läuft durch das Schilf zurück zur Straße, wo der Krankenwagen sie finden kann.
    »Bleib bei uns, Luce«, sagt er. »Bleib bei uns.«
    Aber die Augen des Mädchens sind glasig.

148
    Sunny wischt sich das Sprühwasser aus den Augen und sieht noch einmal hin. Sie hat sich nicht verguckt.
    Ungefähr noch fünfzig Meter entfernt, aber sie nähert sich schnell.
    Wellen kommen meist in Dreiersets, und drei sind schon durch. Aber ab und zu gibt’s auch noch eine vierte. Und diese Bonuswelle ist der Hammer – größer, stärker und fieser.
    Ein Monster.
    Unter den Wasserfreaks auch als »Ohmeingottwelle« bekannt.
    Genau das sagt Sunny jetzt, als sie die Welle sieht.
    »Oh … mein … Gott.«
    Eine Welle, wie man sie nur einmal im Leben erlebt.
    Die Welle meines Lebens, denkt Sunny. Meine Chance auf eine Zukunft, wie ich sie mir wünsche, und sie kommt direkt auf mich zugerollt. Ich bin genau
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