Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
Plusseite zu verbuchen ist, dass DanSilvers Brust ein Loch ziert, durch das man locker eine geballte Faust stecken könnte. Was sehr verlockend schien, allerdings war er da bereits tot.
    Großvater, denkt Johnny.
    Ich hätte wissen müssen, dass Großvater es nicht zulassen würde, dass die Familienehre beschmutzt wird, ohne dass er etwas dagegen unternimmt. Und, mein lieber Junge, er hat was unternommen.
    Harrington hat den Tatort manipuliert. Dan Silver die Pistole in die Hand gedrückt und Großvater Fragen gestellt, die ausschließlich Antworten zuließen, die auf Selbstverteidigung hindeuteten. Was es um vier Ecken ja auch war. Nimmt man einem alten Mann die Ehre, kann man ihn genauso gut töten.
    »Hey«, sagt Johnny jetzt.
    »Was?«, fragt Boone.
    »Schlaf nicht wieder ein«, sagt Johnny. »Du musst wach bleiben.«
    Boone macht die Augen auf und sieht sich im Raum um. Schwer was los. Dave, Sunny, Hang, Tide, Cheerful. Pete ist auch da. Die Schwestern hatten natürlich Einwände erhoben und wollten alle herausjagen. Aber Tide hatte sich auf einen Stuhl fallen lassen und gefragt: »Wollen Sie versuchen, mich hier rauszuschaffen?«
    »Nicht ohne Kran«, hatte die Schwester geantwortet.
    Also blieb die Crew. Die ganzen langen Stunden, als es auf der Kippe stand, als Beth hereinkam, Boones Werte begutachtete und Johnny erklärte, er solle sich keine zu großen Hoffnungen machen, und als einer der anderen Ärzte Cheerful beiseitenahm und fragte, ob Boone eine Patientenverfügung habe.
    »Eine Patientenverfügung?«, fragte Cheerful. »Der hat nicht mal ein Scheckheft.«
    Hang war untröstlich. Saß mit hängendem Kopf aufeinem Stuhl und starrte zu Boden. Dave hockte neben ihm und sagte: »Boone ist zu dämlich, um an ein paar Schlägen auf den Kopf zu sterben. Hätte ihm Silver den Arsch versohlt, müssten wir uns ernsthaft Sorgen machen.«
    »Ich war sauer auf ihn«, sagt Hang. »Er hat mir zugewunken, aber ich hab ihn stehen lassen.«
    »Er weiß, dass du ihn liebst«, sagt Sunny. »Er liebt dich auch.«
    Hang vergrub sein Gesicht in ihre Schulter und schluchzte.
    Ein paar Sekunden später sagte Tide: »Hey, nicht so laut – willst du ihn aufwecken?«
    Was wenigstens alle zum Lachen brachte. Irgendwann ging Sunny raus und wollte Kaffee für alle holen, als sie Petra im Gang entdeckte. Petra sah sie und wollte weggehen, aber Sunny holte sie ein.
    »Wo wollen Sie hin?«
    »Ich will nicht stören.«
    »Tun Sie nicht«, sagte Sunny. »Kommen Sie, ich kann Hilfe gebrauchen.«
    Also gingen die beiden zusammen in die Cafeteria, holten Kaffee und Junk-Food, gingen wieder zurück ins Zimmer und wachten zusammen bis in die frühen Morgenstunden an Boones Bett, bis er aufwachte und sich nach dem kleinen Mädchen erkundigte.
    Jetzt sieht er zu Sunny hinüber und fragt: »Hast du deine Welle erwischt?«
    »Worauf du wetten kannst.«
    »Bist du jetzt ein großer Star?«
    »Bin ich«, sagt Sunny. »Wundert mich, dass ich überhaupt noch mit dir spreche.«
    Boone sieht Petra. »Hey.«
    »Hey.«
    Sie sieht ihm eine Sekunde lang in die Augen und siehtdann wieder weg, weil sie fürchtet, weinen zu müssen oder plötzlich schüchtern zu werden, was sie vorher nie war.
    Dave the Love God rettet sie. Er steht auf, geht zum Bett, nimmt Boones Hand und sagt: »Hey, Bro.«
    »Hey.«
    »Siehst aus wie gequirlte Scheiße.«
    »So gut?«, fragt Boone. Dann sagt er etwas, das alle außer Dave davon überzeugt, dass er nach wie vor in der Spaßabteilung unterwegs ist. »Hey Dave?«
    »Ja?«
    »Eddie hat The Searchers nie gesehen.«

152
    Am Nachmittag ist Dave immer noch da, als Boone sagt: »Ich muss aufstehen.« »Du musst liegen«, sagt Petra. »Du hast eine schwere Gehirnerschütterung. Die wollen dich mindestens noch zwei Tage zur Beobachtung hierbehalten. Sie wollen ein paar Tests durchführen, um herauszufinden, ob Hirnschäden entstanden sind. Wobei ich nicht weiß, wie sie …«
    »Ich hab was zu erledigen«, sagt Boone. Er setzt sich auf, schwingt die Beine aus dem Bett und stellt die Füße auf den Boden. Eine wacklige Angelegenheit, aber es gelingt ihm, die Beine unter sich zu halten und aufzustehen.
    »Boone …«
    Er hört nicht. Er zieht sich an, geht den Gang entlang Richtung Ausgang. Die Krankenschwestern ignorieren ihn – sie haben alle Hände voll zu tun mit Menschen, die Hilfe brauchen. Für Leute, die keine Hilfe wollen, haben sie keine Zeit. Dave folgt ihm für den Fall, dass er fällt, aber Boone fällt nicht.
    Petra
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher