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Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private

Titel: Pacific Private - Winslow, D: Pacific Private
Autoren: Don Winslow
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Tammy. »Lauf und hör nicht auf zu laufen!«
    Aber Luce läuft nicht.
    Sie will Tammy nicht alleine lassen, nicht noch einmal.
    Dan umklammert seine Pistole fester und zielt auf Tammy, die sich zwischen ihn und das Mädchen stellt.
    Boone ist fast da.
    Tammy steht zu nah an ihm dran, als dass Boone einen Schuss riskieren könnte, schon gar nicht im Laufschritt durch das Schilfgestrüpp, deshalb wirft er sich auf Dan, der die Waffe nun von Tammy weg und auf Boone richtet und genau in dem Moment abdrückt, in dem ihm Tammy die Waffe aus der Hand tritt.
    Boone rammt ihn hüfthoch und drängt ihn zurück. Dankann die Hand nicht drehen, um Boone die Pistole in den Körper zu drücken, deshalb prügelt er mit dem Griff auf ihn ein, hämmert Boone immer wieder damit auf Kopf und Genick.
    Boone spürt einen ätzenden, brennenden Schmerz.
    Die Welt läuft rot an und er hat das Gefühl, als würde er Purzelbäume schlagen.
    Ein verflucht übler Schleudergang.

141
    Erinnert ihr euch noch, wie’s war als Kind im Schwimmbad, wenn man unter Wasser versucht hat, die Luft so lange wie möglich anzuhalten?
    So ist das nicht.
    Hängt man in dem Bereich fest, in dem die Wellenlippe auf die Wasseroberfläche prallt, ist das anders, als würde man im Swimmingpool die Luft anhalten. Man kommt nicht hoch; man wird über den Grund gerollt – gedrückt, gewälzt, gezerrt und gezogen.
    Der Ozean füllt sämtliche Neben- und Stirnhöhlen mit eiskaltem Salzwasser. Und die Frage ist nicht, wie lange man die Luft anhalten kann; die Frage ist, ob man die Luft lange genug anhalten kann, bis einen die Welle wieder nach oben lässt, denn wenn nicht …
    Ertrinkt man.
    Und das ist erst der Anfang der Probleme, denn keine Welle kommt allein zur Party, sie bringt ihre Kumpels mit. Wellen kommen stets in Begleitung, meistens zu dritt, aber manchmal auch zu viert, und eine richtig fruchtbare Mutter kann schon mal sechs Kleine im Schlepptau haben.
    Wenn man also die erste Welle übersteht, hat man vielleicht gerade noch Zeit, Luft zu holen, bevor einen die nächste Welle trifft, dann die nächste und so weiter, bis man ertrinkt.
    Die Faustregel besagt, wenn es dir nicht gelingt, dich bis zur dritten Welle aus dem Aufprallbereich zu entfernen, haben deine Freunde einen Anlass, in der darauf folgenden Woche rauszupaddeln und eine Gedenkfeier abzuhalten. Sie bilden mit ihren Boards einen Kreis, sagen nette Sachen über dich, singen vielleicht ein oder zwei Songs, werfen auf jeden Fall hawaiianische Blumenkränze ins Meer, und eigentlich ist das alles total cool, nur dass du keinen Spaß daran hast, weil du nämlich tot bist.
    Sunny ist im Schleudergang, und sie wird herumgewirbelt und gedreht, bis sie nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Worin eine weitere Gefahr besteht: Man verliert den Überblick über oben und unten. Wenn einen die Welle endlich hochlässt, teilt man sich das letzte bisschen Luft so ein, dass man es bis zur verlockenden Oberfläche schafft, stattdessen knallt man aber auf Fels oder Sand. Dann gibt man auf und atmet Wasser, es sei denn, man ist eine richtig erfahrene Wasserratte. Oder die nächste Welle ist schon über einem.
    So oder so ist man ziemlich gearscht.
    Klaren Kopf behalten, sagt sich Sunny, als sie stürzt. Behalte einen klaren Kopf, dann überstehst du das. Du hast dein ganzes Leben für diesen Moment trainiert. Du bist eine Wasserratte.
    So viele Vormittage und so viele Nachmittage hast du mit Boone, Dave, High Tide und Johnny trainiert. Unter Wasser treten, an große Felsen klammern, zu den Hummerreusen hinuntertauchen und so lange an der Leine festhalten, bis du das Gefühl hattest, dass deine Lungen platzen, und dann noch ein bisschen länger unten bleiben. Die Arschlöcher haben dich angegrinst – und darauf gewartet, dass das kleine Mädchen aufgibt.
    Aber du hast nicht aufgegeben.
    Sie spürt einen Ruck nach oben und merkt, dass ihr Board auf der Wasseroberfläche treibt.
    »Es macht den Grabstein«, sagt man im Surferjargon.
    Dave wird schon da oben sein und das Board sehen. Er ist unterwegs. Sie zwingt sich zu einer Bauchbeuge, nicht, um die Leash zu lösen, sondern um auf den Schultern, nicht auf dem Kopf aufzukommen und sich nicht das Genick zu brechen, wenn sie auf dem Grund aufschlägt.
    Sie prallt mit Wucht unten auf, aber auf die Schultern. Die Welle schleudert sie drei oder vier Mal herum – sie kommt mit dem Zählen nicht nach –, aber dann ist sie frei und stößt nach oben, stößt zur
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