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Paarweise

Paarweise

Titel: Paarweise
Autoren: S Lermer
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Biografien, er über Fakten. Beim Krimi treffen sie sich.

    Wissenschaftliche Untersuchungen beschäftigen sich immer wieder mit solchen Klischees und bestätigen sie teilweise auch. Dass etwa die Interessen und Gesprächsstile von Mann und Frau differieren, belegt die Studie »Typisch Frau, Typisch Mann? Kommunikationsstile zwischen Klischee und Wirklichkeit«, die das Allensbacher Institut für Demoskopie im Auftrag von Jacobs im Jahr 2011 erstellt hat. So reden zum Beispiel 65 Prozent der befragten Männer am liebsten über Sport, 75 Prozent der Frauen am liebsten über Neuigkeiten aus dem Freundes- und Bekanntenkreis (zitiert nach www.gespraechskultur-in-deutschland.de ).
    Zahlreiche Untersuchungen belegen aber auch: Frauen sind innerhalb der Gruppe der Frauen unterschiedlicher, als sich Männer und Frauen voneinander unterscheiden. Männer sind innerhalb der Gruppe der Männer unterschiedlicher, als Frauen und Männer sich unterscheiden. Das bedeutet, dass ein androgyner Mann, also ein Mann, der auch reichlich weibliche Anteile besitzt und diese auch lebt, einer androgynen Frau, also einer Frau, die reichlich männliche Anteile besitzt und auch lebt, sehr ähnlich ist. Dieser androgyne Mann ist aber in puncto Ähnlichkeit sehr weit entfernt von einem sehr virilen Mann mit nur minimalst gelebten weiblichen Anteilen. Die beiden verschiedenartigen Männer kennen sich gar nicht, ja begegnen sich nicht einmal auf dieser Erde. Weil sie innerlich und äußerlich in verschiedenen Welten leben. Ebenso geht es den androgynen gegenüber den betont weiblichen Frauen. Auch die haben sich nichts zu sagen, also sehen sie die andere gar nicht.
    »Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust«, erkannte Dr.
Faust. Die moderne Hirnforschung nennt es »Hemisphärendominanz«, womit sie dasselbe ausdrücken will: Unser Gehirn, Steuerzentrale der Persönlichkeit, besteht aus einer linken und einer rechten Hälfte, Hemisphären genannt. In der linken Hemisphäre sitzen die eher »männlichen« Eigenschaften (zum Beispiel räumliches Vorstellungsvermögen oder logisches Denken), wie sie für die Tätigkeit eines Ingenieurs, Architekten oder Piloten nötig sind. In der rechten Hemisphäre sind die eher »weiblichen« Fähigkeiten angesiedelt (zum Beispiel soziale Kommunikation, assoziatives Denken oder Farbgefühl), wie es die Innenarchitektin, Malerin oder Hebamme braucht.
    Da jeder Mensch zwei Hirnhälften besitzt, stecken in ihm auch beide Fähigkeiten. Bei einer Frau sind die weiblichen Eigenschaften meist ausgeprägter als die männlichen; beim Mann umgekehrt. Aber wie es maskuline Männer und feminine Frauen gibt, gibt es natürlich auch feminine Männer und maskuline Frauen, wie oben bereits ausgeführt. Das hat weniger mit dem Geschlecht und oft auch wenig mit dem geschlechtstypischen Erscheinungsbild zu tun, sondern mehr mit dem Geschlecht der Seele, der unbewussten Geschlechts-Identität. Man kann nach außen hin sehr männlich wirken, aber in der Seele ein Softi sein. Eine Frau mag sehr weiblich erscheinen, aber in der Seele ein männlicher Karrieretyp sein.
    Wenn wir also von »der Frau« oder »dem Mann« sprechen, dann ist das eine grobe Vereinfachung.

    Vom Reagieren zum Agieren
    War Partnerschaft früher einfacher? Paare waren in früheren Generationen generell auf Reagieren ausgerichtet: die Existenz sichern und die Kinder durchbringen – die Aufgaben wurden einem gestellt, man konnte sie sich nicht aussuchen. Hinzu kam der gemeinsame Außenfeind: Naturgewalten, Hunger, Finanzprobleme, Kriege … – so war das Programmpaket klar: Man musste versuchen, zusammen zu überleben. Und aus der Sozialpsychologie wissen wir: Gemeinsame Angst verbindet. Andererseits gab es zahlreiche Zwänge, die einem die Gesellschaft auferlegte. Eltern, Dorfgemeinschaft, Kirche, die gesellschaftliche Schicht, der man angehörte – dieses alles bestimmte die Spielregeln, nach denen Paare zu leben hatten. Das fing bei der Partnerwahl an: Die wenigsten Menschen konnten frei entscheiden, wann und wen sie heiraten wollten. Und eine Scheidung galt als unmöglich, als Schande.
    Auch die ökonomischen Zwänge waren andere, die Frau war sehr viel stärker von ihrem Mann, dem Ernährer der Familie, abhängig. Viele erinnern sich daran nicht mehr: Wer vor 1957 eine Sekretärin einstellen wollte, war als Arbeitgeber gesetzlich gehalten, eine schriftliche Erlaubnis des Ehemannes einzuholen. Heute hat sich die finanzielle Abhängigkeit der Frau erledigt.
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