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Paarweise

Paarweise

Titel: Paarweise
Autoren: S Lermer
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Einführung
    Thema dieses disziplinübergreifenden Buches sind die maßgeblichen Einflussfaktoren auf eine Partnerschaft: wie sie gelingen kann und warum sie so häufig scheitert. Immerhin stehen in Deutschland täglich ca. 1.000 Eheschließungen fast 500 Ehescheidungen gegenüber. Da sind die zahlreichen unehelichen Partnerschaften, die auseinanderbrechen, noch gar nicht mitgezählt.
    Gelingen kann eine Partnerschaft nur dann auf Dauer, wenn die Beteiligten, also beide Partner, partnerschaftsfähig sind. Das klingt banal – und ist es doch in keiner Weise. Denn in vielen Partnerschaften kommt ungeschminkt zutage, dass Menschen genau das nicht sind. Und dennoch haben sie den Anspruch, ihre Paarbeziehung meistern zu können, obwohl sie es nie gelernt haben.
    Das zeigt sich nicht zuletzt in den zahllosen Fällen all der Menschen, die in meine Beratung kommen, um ihre Beziehung zu retten. Oft wissen sie gar nicht, was da ursächlich schiefgelaufen ist. Wieso sie jetzt an einem Punkt angelangt sind, an dem der Gedanke an eine Trennung plötzlich zum Thema geworden ist. Sie reagieren auf die meist als ungerecht empfundenen Vorwürfe nicht selten mit Vorwürfen. Mindestens einer von beiden fühlt sich vom anderen nicht richtig gesehen. Häufig haben sie sich im Lauf des jahrelangen alltagsstressdominierten Partnerschaftsverlaufs »schlicht auseinandergelebt«, ergo sich vermeintlich auch nichts mehr zu sagen, oder man schweigt, um keine schlafenden Hunde zu wecken. Sie
glauben plötzlich, ihren Partner »überhaupt nicht mehr zu erkennen« oder ihn noch nie richtig gekannt zu haben. Manchmal stellen sie auch frustriert fest, dass ihr Paar-Sein schon seit einer ganzen Weile nicht mehr über die Bewältigungsroutine des täglichen Familien-Alltags hinausgekommen ist. Da ist etwas verloren gegangen vom Zauber der ersten Jahre, den sie gemeinsam zu Beginn der Ehe genossen hatten. Und jetzt: Wie sollen sie zusammen weitermachen – wenn schon die gemeinsame Sprache fehlt und erst recht die gemeinsamen Ziele? Geschweige denn eine begeisternde Vision, die jedes Paar zusammenschweißen würde.
    Gestörte Paarbeziehungen repräsentieren vielfach die Eisbergspitze, an der eine falsche Lebensführung vieler evident wird, wo die Sinnkrise des postmodernen Menschen mit seiner Überforderungs-Angst aufgrund der erdrückenden Multi-Optionalität vorprogrammiert ist. Insofern repräsentieren Paarbeziehungen die Gesellschaft, in der so manches gegen die Natur des Menschen läuft. Wie häufig stelle ich fest, dass der Einzelne gar nicht mehr weiß, was er will. Dass er zudem beschränkt kommunikationsfähig durchs Leben geht und in puncto Frustrationstoleranz und Kompromissbildung auf der Stufe eines Pubertierenden stehengeblieben ist. In der Partnerschaft treten solche menschlichen Schwächen in Form von Streit und Problemen zutage. Sie kommen hier wesentlich deutlicher zum Vorschein als bei Menschen, die allein leben. Denn ein Partner ist wie ein Spiegel, im guten und im (gelegentlich auch) anstrengenden Sinn. Und er kann in diesem Punkt auch nicht durch den besten Freund oder die beste Freundin ersetzt werden.

    Als Hintergrund vieler Partnerkonflikte lassen sich meines Erachtens nach zwei eigentliche Ursachen ermitteln:
das Gefühl, in der Partnerschaft nicht ernst genommen zu werden, also nicht als eigenständige, erwachsene Person mit eigenem Willen anerkannt zu werden;
das Gefühl, nicht geliebt zu werden als der, der man ist, ohne zu glauben, sich verstellen oder ändern zu müssen.
    Immerhin: Der Entschluss, eine Paar-Beratung aufzusuchen oder eine Paar-Therapie zu beginnen, beweist, dass die Beteiligten die Hoffnung nicht aufgegeben haben, dass sich ihre Beziehung, die offensichtlich an einem kritischen Punkt angelangt ist, auf eine neue Basis stellen lässt. Dass sich immer mehr Paare zu solch einem Schritt entschließen, zeigt zudem, dass es schon lange kein Tabu mehr ist, sich bei diesem Unterfangen professionelle Hilfe zu holen. Das lässt hoffen.
    Doch abgesehen davon: Die derart weitläufige desaströse Beziehungslandschaft zwingt uns zum Umdenken. Das kollektiv überhöhte Anspruchsniveau, die paradiesische, aber auch teuflische Multi-Optionalität überfordern uns, als Mann und als Frau: So viele Wege stehen offen, alles erscheint machbar, aber die Orientierung, der Kompass, der fehlt. Es geht nicht mehr ohne Strategien. Mann und Frau kommen nicht drumherum, eine zeitgemäße Partnerschaftsfähigkeit zu
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