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Paarweise

Paarweise

Titel: Paarweise
Autoren: S Lermer
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wirken:
elterliche Scheidung
eine unglückliche Kindheit
Neurotizismus
erlebter Stress
negatives Verhalten des Mannes
negatives Verhalten der Frau
negatives Verhalten als Paar

    Positiv wirken:
Einkommen des Mannes bzw. der Familie
Bildungsgrad
Ähnlichkeiten der Einstellungen
Maskulinität
positives Verhalten des Mannes
sexuelle Zufriedenheit
frühere Ehezufriedenheit
    Durchhalten ist unmodern?
    Warum aber lassen sich dann so viele Menschen scheiden? Zum Ersten: Es ist heute relativ leicht möglich – nicht nur juristisch. Auch aus monetären Gründen muss man eine Ehe nicht mehr aufrechterhalten, wie es bis etwa in die 1950er-Jahre noch der Fall war. Zumindest ist der übermächtige finanzielle Druck, der früher viele Paare zwangsweise zusammenhielt, heute nicht mehr gegeben. Denn in vielen Partnerschaften sind beide berufstätig, zumindest haben beide eine Ausbildung und damit die Möglichkeit, Geld zu verdienen. Im Falle einer Trennung greift das Unterhaltsrecht. Natürlich darf nicht außer Acht gelassen werden, dass eine Trennung erhebliche finanzielle Einbußen bedeutet.
    Für die hohe Scheidungsbereitschaft müssen also noch andere Gründe eine Rolle spielen. Einer ist: Aus gesellschaftlichmoralischer Sicht gibt es heute deutlich weniger Schranken als noch in der Mitte des letzten Jahrhunderts. Zum einen ist der Einfluss der Kirche stark zurückgegangen. Zum anderen ist heute eine Scheidung Normalität.

    Schon die Kinder machen diese Erfahrung. Immerhin gibt es in fast der Hälfte aller geschiedenen Ehen Nachwuchs unter 18 Jahren. In der Kita, in der Grundschule oder im Gymnasium sind Trennungskinder also keine Ausnahme: Es gibt noch andere, die das Wochenende abwechselnd mal bei dem einen, mal bei dem anderen Elternteil verbringen oder die in einer Patchwork-Familie leben. Dass diese Erfahrung in der Gruppe geteilt wird, bedeutet indes nicht, dass die Kinder deshalb »glücklichere« Scheidungskinder sind. Nach wie vor gilt, dass die Kinder unter einer Trennung der Eltern enorm leiden.
    Ein weiterer Grund, warum Ehen heute schneller als früher aufgelöst werden, liegt im Wertewandel. Die Persönlichkeitsentfaltung steht hoch im Kurs. Andere Werte wie »Ausdauer« oder »Beständigkeit« treten dahinter zurück. »Durchhalten« war das Motto unserer Großeltern – weil es nicht anders ging. Heute sagt man sich: Warum eigentlich durchhalten? Wenn eine Beziehung nicht mehr als passend empfunden wird, muss man sie doch nicht aufrechterhalten. Denn der Partner ist heute zu einem »Lebensabschnittspartner« geworden – wenn ein Abschnitt zu Ende ist, ist auch die Partnerschaft obsolet geworden. So, wie viele Beschäftigungsverhältnisse einen Lebensabschnittsjob darstellen: In den meisten Biografien wird mehrmals das Unternehmen, manchmal auch der Beruf gewechselt. In der Wirtschaft wird eine entsprechende Flexibilität von den Arbeitnehmern geradezu erwartet.
    »Das, was Familie ausmacht, Emotionalität, Stabilität, Geborgenheit und bedingungslose Zuwendung, scheint immer weniger in eine Gesellschaft zu passen, die auf Kurzfristigkeit,
Flexibilität und Mobilität angelegt ist«, diagnostiziert Christine Henry-Huthmacher treffend 2010.
    Problemhits in Beziehungen
    Doch auch die aktuell bestehenden Beziehungen sind ja allein durch die Tatsache ihres Bestehens nicht automatisch gut. Sondern sie sind oft eine Qual für beide, oder zumindest für einen von beiden. Auch mögliche Alternativen – die Kinder allein zu erziehen, den Partner zu wechseln – sind oft von erheblichem Nachteil. Es sind wieder die Kinder, die ausbaden müssen, dass ihre Eltern nicht partnerschaftsfähig waren.
    Nach meiner langjährigen Praxiserfahrung lesen sich die Problemhits von Beziehungsstreits in folgender Reihenfolge: Geld, Sexualität, Kindererziehung. Oft werden über diese Themen Aggressionen entladen, die sich im Lauf des Alltags aufgestaut haben.
    Was das Thema Kindererziehung betrifft, so war die »Tyrannen-Diskussion«, angestoßen durch Michael Winterhoff, längst überfällig. Nach der Veröffentlichung aufrüttelnder Bücher und nach etlichen hitzigen Talkshows darf sie nicht als unangenehmes und scheinbar unlösbares Tabu versanden. Die Thematik ist teilweise Folge und teilweise auch Ursache unserer zeitgenössischen Familienprobleme. 15 Prozent unserer schulpflichtigen Kinder leiden an nachweislichen psychischen Störungen, über 50 Prozent(!) der Schüler aller Schulformen haben chronische, meist
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