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Paarweise

Paarweise

Titel: Paarweise
Autoren: S Lermer
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werden, findet vielfach Bestätigung, in der Politik wie in der Wirtschaft. So sind sowohl Staat als auch Wirtschaft daran interessiert, Frauen verstärkt in die Arbeitswelt zu bringen. Nicht nur wollen Industrie und Dienstleistungsunternehmen mehr weibliche Arbeitskräfte. Mit dem »Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen« bemüht sich die Bundesregierung beispielsweise darum, Mädchen für technische und naturwissenschaftliche
Berufe zu begeistern, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Und der Mann?
    Der Mann als Sorgenkind des 21. Jahrhunderts
    Der Trendforscher Eike Wenzel vom Zukunftsinstitut in Kelkheim bei Frankfurt/Main stellt fest: Die »Männer sind quasi die sozialpsychologische Problemzone des 21. Jahrhunderts.« Zum einen ist das männliche Rollenverständnis im Umbruch. Die Verunsicherung ist groß. »Was Männer sollen und dürfen, ist zunehmend weniger eindeutig zu sagen«, resümiert Holger Brandes, Männerforscher an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit in Dresden (Welt 19.06.2011).
    Rekapitulieren wir noch einmal: Früher war das Leben eindeutig gefährlicher. Naturkräfte wie Wetter oder wilde Tiere haben die Menschen ebenso bedroht wie feindliche Stämme. Es war in erster Linie der Mann, der hier gefordert war: Er hatte die physischen wie psychischen Voraussetzungen, genügend Kraft und Ausdauer aber auch Mut und Aggressionspotenzial, um zu kämpfen. Im Krieg oder beim Roden eines Waldes, beim Aufbegehren widerspenstiger Halbwüchsiger, gegen die Fluten des Hochwassers oder wenn auf dem Bauernhof der Stier ausgebrochen war. Typisch männliche Verhaltensweisen und Fähigkeiten waren überlebenswichtig, wie Hartnäckigkeit, Kampflust, Konkurrenzkampf, Machtstreben, Dominanz und anderes mehr. Sie sind heute weitgehend obsolet. Der Mann kann, ja darf kein Mann mehr sein.

    Beispel
    Noch zu meiner Jugendzeit in Partenkirchen war es Usus, dass sich die jungen Bauern und Handwerker am Freitagabend im Wirtshaus trafen und anschließend rauften. Ebenso lieferten sich die Eishockeymannschaften nach dem Spiel eine Rauferei, kamen sie nun aus Füssen oder aus Kanada zum SC Riessersee ins Garmischer Eisstadion. Das war damals einfach »normal«.
    Heute wollen die Männer auch nicht mehr kämpfen. Sie trauen sich nicht oder wissen nicht wie, im Zeitalter der virtuellen Abstraktion, der politischen Correctness, der Gewaltverachtung. Aufgewachsen mit überwiegend weiblichen Betreuern, Babysitterinnen, mit Kindergärtnerinnen, Erzieherinnen, Grundschullehrerinnen, sind sie zahm geworden. So toben sie ihre wilden Fantasien im Sport aus oder auf dem Computer-Bildschirm, mit Gadgets oder verbal am Stammtisch. Was aber macht der Mann heute, wenn er sich abreagieren möchte, wenn er abschalten möchte, wenn er sich definieren möchte oder aufhören zu denken, umschalten von Business auf privat? Er kämpft gegen sich selbst. Er geht ins Fitness-Center und quält seinen Körper. Oder er spielt auf dem Golfplatz gegen sich selbst. Wobei aber nur, wie mir Golfclubbetreiber berichten, etwa fünf Prozent glücklich nach Hause gehen, weil sie mit ihren Spielleistungen zufrieden waren oder sich übertroffen haben. Der Rest geht frustriert nach Hause. Es ist ja nicht nur das Gym oder das Golfen, man sieht sie auch am Wochenende allerorten, die Jogger, Nordic Walker, die Rennradfahrer
oder Mountainbiker: Besieg dich selbst, dann kannst du alles erreichen. Nur, wo ist die Grenze? Wo ist das Ziel? Wann ist man wirklich gut? Wenn man den New-York-Marathon mitgemacht hat? Sicher, eine gewaltige Leistung. Aber es macht die wenigsten glücklich. Die innere Stimme meint, es hätte noch ein bisschen besser gehen können. Oder nächstes Mal wird es noch besser werden. Da fehlen Beifall und Anerkennung, da fehlen Pokal und Triumpf, das Sieger-Foto mit dem Bewusstsein, einen starken Spiel-Gegner besiegt zu haben.
    Werfen wir einen Blick in die Spielzeugwelt. Entwicklungspsychologisch gesehen kann man im folgenden Beispiel eine jahrzehntelange frühkindliche Programmierung zur neuen weiblichen Erfolgsrolle »anything goes« sehen. Fatal ist allerdings, welche Rolle dem Mann dabei zugeschrieben wird.
    Beispel
    Schon die ganz kleinen Mädchen wachsen weltweit auf mit einer Puppe, die in ganz besonderer Weise ein klischeehaftes Rollenbild vermittelt: die Barbie-Puppe. Sie »spielt« den Kindern ihr zukünftiges Leben modellhaft vor: Outfits für 126 Berufe liegen parat. So war Barbie z. B. 1965 Astronautin, 1984
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