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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Fresse, Rupert. Kapiert? Ich will kein Wort mehr hören.«
    Rupert machte eine Bewegung, als würde er seinen Mund abschließen und den Schlüssel durchs Autofenster auf den Parkplatz werfen.
    »Kein Wort!«, ermahnte Weller ihn noch einmal.
    Dann schwiegen sie bis zur Pathologie.
    Das Gebäude in der Taubenstraße 28 wirkte auf Weller, als hätte man Norman Bates’ Elternhaus weiß angestrichen.
    Weller besuchte dieses Haus nicht gern. Ihm war unheimlich zumute, wenn er nur in die Nähe kam. Ihm wurde bewusst, dass auch sein Leben endlich war. Irgendwann würde auch er kalt und gefühllos sein, sodass man ihn aufschneiden und in Einzelteile zerlegen konnte, ohne dass er laut um Hilfe brüllen würde.
    Sie kannten die junge Frau noch nicht, die sich als Professorin Dr. Marion Hildegard vorstellte und eher wie eine Studentin wirkte.
    Der Umgang mit Leichenteilen muss gut für die Haut sein, dachte Rupert und fragte sich, wie alt sie war. Er schätzte sie auf Ende zwanzig, aber damit lag er vermutlich gut zehn Jahre daneben.
    Eine Frau Professor Doktor sollte nicht so aussehen, fand er. Der Preis für so einen Titel musste mindestens aus Falten, Übergewicht, einer dicken Brille und schlechter Haut bestehen, damit auf der Welt noch ein bisschen Gerechtigkeit erhalten blieb.
    Frauen wie diese Professorin hätten vor Rupert in erotischen Dessous tabledancen können, ohne dass sich bei ihm das Geringste regte. Sie waren ihm zu intellektuell. Frauen, die zu schlau waren, fand er unsexy. Sie turnten ihn einfach ab. Rupert fühlte sich ihnen unterlegen und wollte sich auf keinen Fall einwickeln lassen.
    Er ging hinter ihr her. So einen Po bekam man nicht einfach von Mutter Natur geschenkt, dafür musste man lange trainieren. Er schätzte dreimal wöchentlich eine Stunde auf dem Stepper.
    Sie habe so etwas noch nie gesehen, betonte sie.
    Weller gab ihr recht. »So eine mumifizierte Moorleiche findet man ja wirklich nicht alle Tage.«
    Sie gab den beiden eine heftig riechende Creme, die sie sich unter die Nase schmierten, dann führte sie sie in den Obduktionsraum.
    Weller fröstelte. Das Kind lag auf einem silbern glänzenden Tisch.
    Rupert sah gar nicht hin. Ihm reichte es, wenn er später den Bericht bekam.
    Tote Kinder verfolgten ihn in nächtliche Traumwelten, das gab er nicht zu, aber so war es, und er hasste es. Umso erfreuter war er, den hochgereckten Hintern der Putzfrau zu sehen, die in der Ecke etwas aufwischte.
    »Wir haben es nicht mit einer mumifizierten Moorleiche zu tun, Herr Weller«, erklärte Frau Professor Dr. Hildegard.
    Als Männer noch richtige Kerle waren, wurden um solche Ärsche Kriege geführt, dachte Rupert. Erst viel später ging es dann um Gold, Ehre, Öl und all solchen Quatsch.
    Dass dieses gebärfreudige Becken offensichtlich einer Putzfrau gehörte und nicht einer vergeistigten Akademikerin, wirkte geradezu erotisierend auf Rupert. Sein Jagdinstinkt war augenblicklich geweckt.
    »Sondern?«, fragte Weller und sah Professor Hildegard an.
    Sie schwieg und betrachtete amüsiert Rupert, wie der den Hintern der Putzfrau mit Blicken abtastete.
    Sie räusperte sich. Rupert bekam das gar nicht mit.
    Eine Spur zu laut fuhr sie fort: »Das Kind wurde ausgestopft.«
    Weller glaubte, sich verhört zu haben. »Ausgestopft?«
    »Ja, wie man Wirbeltiere ausstopft. Das ist hier erstaunlich gut gemacht. Wer immer das war, hatte eine Menge Fachwissen. So eine Taxidermie erfordert …«
    Weller wurde schlecht. Er versuchte, das zu überspielen.
    »Taxi … was?«
    »Taxidermie nennt man die Kunst, Tierkörper in möglichst natürlicher Form für Ausstellungszwecke haltbar zu machen. Früher wurden Tiere einfach ausgestopft wie Kopfkissen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts werden die Tierkörper entsprechend ihrer Anatomie in eine Haltung gebracht, die sie fast lebendig aussehen lässt. Die gegerbte Haut wird auf einen Grundkörper aus Gips oder Plastik aufgebracht. Dazu braucht man Grundkenntnisse in Statik, Anatomie und Ethologie.«
    Weller stöhnte.
    Rupert überlegte, mit welchem Spruch er diese Frau am besten anmachen konnte. Generalangriff. Der erste Satz musste sitzen.
    Sollte er es ganz direkt machen? Sind Sie das Senftöpfchen, in das ich mein Würstchen stecken werde?
    Oder lieber: Hat das wehgetan, als du vom Himmel gefallen bist, Engel?
    Am liebsten hätte er den Putzeimer über ihr ausgegossen und dann gesagt: Jetzt aber schnell raus aus den nassen Klamotten …
    Aber das ging nicht, er war
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