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Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)

Titel: Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Ann Kathrin und ihn herzogen, weil er jünger war als sie.
    »Also, ich rufe jetzt Holger Bloem an und bitte ihn, uns zu zeigen, wo genau …«
    In dem Moment erhob sich keine hundert Meter von ihnen entfernt ein Kranich und stieß einen Schrei aus, der wie eine persönliche Warnung klang, die Weller regelrecht erschreckte.

    Helga pfefferte den Filzstift in die Ecke. Sie wollte nicht schreiben. Ihre Hand zitterte viel zu sehr.
    Aber Ann Kathrin gab nicht auf. Sie hatte eine neue Idee.
    Sie fuhr auf den Parkplatz hinter der Piratenschule und lief auf den Neuen Weg. Sie brauchte einen Spielzeugladen oder ein Geschäft für Schulbedarf. Sie sollte Buchstaben kaufen. Vielleicht war es ihrer Mutter möglich, mit Buchstaben Wörter zu legen, wenn ihr das Sprechen und Schreiben zu schwer fiel.
    Im Spielwarenladen Sternschnuppe fand sie, was sie suchte. Es waren bunte Plastikbuchstaben, jeder gut drei Zentimeter groß. Damit musste es klappen.
    Erst als Ann Kathrin abgehetzt wieder bei ihrem froschgrünen Twingo ankam, fiel ihr auf, dass sie gerannt war.
    Sie hatte einen Zettel hinter dem Scheibenwischer. Mist. Das Knöllchen kam zu Recht, sie hatte vergessen, einen Parkschein zu ziehen.
    Sie beschloss, sich jetzt nicht darüber zu ärgern, sondern düste zum Krankenhaus zurück, froh über ihre Idee mit den Buchstaben.
    Als sie ins Zimmer kam, war ihre Mutter nicht da. Nach einem ersten Schrecken, sie könnte in der Zwischenzeit verstorben oder schlicht weggelaufen sein, erfuhr Ann Kathrin von der vietnamesischen Schwester, die Platt sprach, ihre Mutter sei zur CT.
    Ann Kathrin bestellte sich unten im Café ein Stückchen Erdbeertorte und einen Latte Macchiato. Sie mochte diese ostfriesische Art, zwischen Erdbeeren und Boden eine Schicht Pudding zu verstecken, so wurde alles saftig und schmeckte auch ohne Sahne.
    Gerade hatte sie noch richtig heftigen Hunger verspürt, aber jetzt bekam sie kaum einen Bissen runter. Der Magen war leer und knurrte nach Nahrung, aber im Hals saß etwas, das nicht bereit war, zu schlucken.
    Sie walkte sich das Gesicht durch und kämpfte mit den Tränen. Sie fühlte sich überfordert. Sie musste mit dem behandelnden Arzt reden und sich genau informieren, aber sie schrumpfte gerade wieder zu dem kleinen Mädchen, das sie einmal gewesen war.
    Sie vermisste ihren Vater so schrecklich, sie hätte schreien können.
    »Ich schaff das nicht allein, Papa!«
    Sie sah sich um. Hatte sie das wirklich gerade laut gerufen oder nur gedacht?
    Da vorne am Fenster saß ein Pärchen. Sie im Bademantel und verheult, er im Hawaiihemd und fast versteinert. Eine Dame um die siebzig mit bewundernswert silbernen Haaren las den Kurier.
    Niemand schien etwas bemerkt zu haben.
    Ann Kathrin überlegte, ob sie ihrer Mutter ein Stückchen Kuchen mit nach oben nehmen sollte.
    Sie sah auf ihr Handy. Sie hatte Weller noch gar nicht informiert. Wie sollte sie ihm das sagen? War so etwas überhaupt für eine SMS geeignet? Gab es nicht Dinge, die man sich besser von Angesicht zu Angesicht sagte …?
    Sie hatte eine Nachricht von Weller:
    Wir sind im Uplengener Moor.
    Ich liebe dich, Ann.
    Sie drehte den Kopf und schaute aus dem Fenster. Mein Gott, dachte sie, habe ich nah am Wasser gebaut. So eine SMS reicht aus, und ich könnte schon wieder heulen.

    Jetzt wimmelte es hier von Menschen, nur die Kraniche waren weg. Kollegen von der Spurensicherung fragten sich, was sie denn bitteschön hier für Spuren sichern sollten. Die Taucher sahen angeblich in der Brühe nichts, und Rupert diskutierte per Handy mit Ubbo Heide, dem Chef der Kripo Aurich-Wittmund über die Frage, ob eine Hundertschaft angefordert werden sollte, um das Gelände abzusuchen oder nicht.
    Abel fotografierte das Kranichnest, vermisste aber das Ei. Er verdächtigte insgeheim Rupert, das oder die Eier beiseitegeschafft zu haben, um Schwierigkeiten mit Tierschützern aus dem Weg zu gehen. Wo es keine Eier gab, konnte auch kein Vogelpärchen beim Brüten gestört werden.
    Überhaupt kam Abel sich überflüssig vor. Er galt als hervorragender Tatortfotograf. Er konnte mit Spheron 360-Grad-Aufnahmen machen. Er hatte Fortbildungen und Kurse belegt, aber plötzlich galt seine Kunst nichts mehr. Alle redeten nur von Holger Bloems Foto. Jeder kannte es inzwischen. Es war, als hätte er King Kong beim Besteigen des Empire State Buildings fotografiert.
    Fast schmerzhaft vermisste Abel Ann Kathrin Klaasen. Die hatte seine Arbeit immer zu schätzen gewusst. Sie sagte manchmal
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