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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual
Autoren: George Mann
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Es braucht schon etwas mehr als eine Pistolenkugel, um mich umzuwerfen.«
    Newbury lächelte. »Das freut mich zu hören. Ich habe mir Sorgen
gemacht.«
    Veronica strahlte ihn an. »Wirklich, ich erhole mich gut. Der Doktor
hat die Wunde genäht, und jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit. Allerdings
muss ich zugeben, dass ich diese Genesungsphase äußerst langweilig finde. Es
gibt so viel zu tun.«
    Newbury lachte. »Ja, gewiss. Allerdings erinnern Sie sich
vielleicht, wie oft Sie mir im letzten Dezember Vorhaltungen gemacht haben,
weil ich ins Büro kam, obwohl ich mich hätte daheim ausruhen müssen. Ich
fürchte, ich habe Ihnen ein schlechtes Beispiel gegeben. Untätig herumzusitzen
liegt mir einfach nicht.«
    Veronica blickte zur Tür, als wollte sie sich vergewissern, dass
ihre Haushälterin nicht in Hörweite war. »Ist es nicht gut, dass Sie sich in
Bezug auf Ashford geirrt haben?«
    Â»Wie meinen Sie das?«, fragte Newbury.
    Veronica zuckte mit den Achseln und schnitt eine schmerzliche
Grimasse, weil ein stechender Schmerz durch die Schulter fuhr. »Als Sie kurz
vor dem Kampf in den Docks am Haus seiner Frau mit ihm sprachen, sagte er doch,
er werde sich stellen.«
    Newbury lächelte schief. »Nein, Miss Hobbes. Ich sagte zu ihm, ich
sei zuversichtlich, dass er das Richtige tun werde.«
    Veronica runzelte die Stirn. »Oh … dann meinen Sie …«
    Er wandte den Blick ab, seine Miene verfinsterte sich. »Ich fürchte,
ich habe den armen Mann benutzt, Miss Hobbes. Ich habe seinen Zorn und seine
Rachsucht für meine Zwecke verwendet und ihn als Waffe gegen Aubrey Knox eingesetzt.
In Wirklichkeit habe ich seinen Tod in die Wege geleitet. Dafür muss ich die
Verantwortung übernehmen, genau wie für die Ermordung des armen Mister Purefoy
und für Ihre Verwundung. Ich konnte die Tatsache, dass Sie verletzt wurden,
kaum ertragen.«
    Nun schüttelte Veronica energisch den Kopf. »Nein, Sir Maurice, die
Verantwortung liegt ganz allein bei mir. Ich habe nach den verschwundenen
Frauen gesucht und kannte die Gefahr, in die ich mich begeben habe. Und was
Ashford angeht – er war schon lange tot, ehe Sie ihm überhaupt begegnet sind.
Er war nur noch ein Geist in einer Maschine, die Überreste eines Mannes,
eingekerkert in Stahl und Messing. Wenn Sie ihm überhaupt etwas geboten haben,
dann waren es die Erlösung und ein Weg, den Albtraum zu beenden. Sie haben ihm
die Hoffnung geschenkt, Frieden zu finden.«
    Newbury nahm ihre Hand und hielt sie zärtlich fest. »Sie sind zu
gütig, Miss Hobbes. Das habe ich nicht verdient. Aber trotzdem vielen Dank.«
    Veronica drückte seine Hand. »Sie haben viel mehr verdient, als Sie
sich überhaupt vorstellen können.« Schweigend blickten
sie einander an.
    Dann erhellte sich Newburys Miene wieder. »Es gibt noch etwas, das
ich sagen wollte.« Er suchte ihren Blick. »Aber der
richtige Moment war noch nicht gekommen.«
    Â»Ja?«, antwortete Veronica fast atemlos.
    Newbury entdeckte etwas in ihren Augen, in ihrem Gesichtsausdruck.
Die Last der Erwartung. Hoffnung. In ihm zerbrach etwas, er konnte sie nicht
länger ansehen. »Es betrifft Amelia.«
    Â»Oh.«
    Â»Nein, es ist eine gute Nachricht.«
    Veronica lächelte leicht. Offenbar hatte sie auf etwas ganz anderes
gehofft, aber gerade das konnte er ihr nicht geben, das durfte er ihr nicht zumuten.
Auch sich selbst konnte er es nicht zumuten. Er hatte gesehen, was aus Charles
und Isobel geworden war, aus Ashford und Catherine. Die Gefahr war viel zu
groß.
    Veronica war natürlich tapfer genug, alles zur Seite zu schieben und
ihre Enttäuschung zu verbergen. Abwesend nestelte sie an der Ecke der Decke
herum. »Fahren Sie fort.«
    Â»Ich habe mit Ihrer Majestät gesprochen, die ihr Einverständnis
erklärt hat. Amelia wird in eine private Einrichtung verlegt, in das Grayling
Institute, und der Obhut einer Gruppe von Privatärzten unterstellt.«
    Veronica riss die Augen weit auf. »O Maurice!« Sie wollte sich
aufrichten, was jedoch offensichtlich über ihre Kräfte ging. Newbury winkte
ihr, sie solle sich beruhigen.
    Â»Ich glaube, das ist ein Anzeichen für die Dankbarkeit Ihrer
Majestät Ihnen gegenüber. Für all die Arbeit, die Sie für die Krone getan
haben, und für Ihre Hilfe im Fall von Chapman und Villiers. Offensichtlich
genießen Sie
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