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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual
Autoren: George Mann
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bei der Königin ein hohes Ansehen.«
    Veronica seufzte, als hätte man ihr eine große Last von den
Schultern genommen. »Das ist wirklich eine wundervolle Neuigkeit. Bitte richten
Sie Ihrer Majestät doch aus, wie dankbar ich bin.«
    Â»Das werde ich gern tun.« Er legte ihr die
Hand auf den Arm. »Sobald Sie wieder wohlauf sind, bringe ich Sie zu ihr – zu
Amelia, meine ich –, damit Sie sehen, wie sie untergebracht ist. Ich bin
überzeugt, dass sich nun alles zum Guten wenden wird.«
    Veronica lächelte warm. »Mehr als das, Sir Maurice. Ich bin sogar
sicher, dass ihr diese Intervention das Leben gerettet hat oder es zumindest
für eine ganze Weile verlängern wird.« Sie blickte aus
dem Fenster, als gäbe es dort etwas zu entdecken, das sie doch nicht sehen
konnte. »Ich muss meine Eltern unterrichten.«
    Â»Das ist nicht nötig, dafür wurde bereits gesorgt. Ihre Eltern haben
die entsprechenden Dokumente unterzeichnet. Amelia wird am Freitag verlegt.«
    Veronica presste sich unwillkürlich die unverletzte Hand auf die
verbundene Schulter. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
    Â»Indem Sie möglichst rasch genesen. Etwas Wichtigeres gibt es jetzt
nicht.« Newbury trat wieder ans Fenster.
    Â»Was hat Ihre Majestät denn dazu gesagt, dass Knox und Ashford tot
sind?«
    Â»Ich habe sie heute Morgen aufgesucht. Sie war guter Dinge, hat mir
aber nicht viel verraten. Ich vermute, dies setzt den Schlusspunkt unter eine
lange, komplizierte Geschichte, die ich erst jetzt richtig zu begreifen beginne.«
    Veronica nickte. »Das kann ich gut verstehen.«
    Newbury betrachtete sie. Was war es, das sie ihm nicht verriet? Ihm
war klar, dass er dem im Moment nicht weiter nachgehen durfte. Wichtig war nur,
dass sie sich so schnell wie möglich erholte. »Was kommt nun als Nächstes?«, fragte sie.
    Â»Als Nächstes? Wir werden tun, was wir schon immer getan haben. Wir
setzen unser beschauliches Leben fort, genießen Wein und Zigarren, speisen mit
Sir Charles und hocken im British Museum im Büro. Dort arbeiten wir an
Dokumenten und verfassen trockene akademische Abhandlungen, während wir auf
weitere Anweisungen warten. Es klingt doch eigentlich gar nicht so schlecht,
wenn man es auf diese Weise darstellt, oder?«
    Sehnsüchtig blickte Veronica zum Fenster hinaus und seufzte. »Die
Warterei behagt mir gar nicht.«
    Newbury musste grinsen. »Mir auch nicht, meine liebe Miss Hobbes.« Er ging zu dem Stuhl, über dessen Lehne er den Mantel
gelegt hatte, und wollte sich verabschieden, damit sie ruhen konnte. »Mir auch
nicht.« Er betrachtete sie mit blitzenden Augen. »Ich bin sicher, es wird nicht
mehr lange dauern, bis wir einen neuen Auftrag bekommen. Außerdem haben wir
fast schon Frühling. Es wäre doch eine Schande, das schöne Wetter zu verpassen
und hinter einem verstaubten alten Schreibtisch im Büro zu hocken.« Er nahm den Hut und setzte ihn sich mit elegantem Schwung
auf.
    Â»Wollen Sie schon aufbrechen?«
    Â»Ja, ich muss. Ich habe gehört, ein alter Freund von mir sei in der
Stadt eingetroffen. Ich will ihm unbedingt einen Besuch abstatten. Unterdessen
sollten Sie sich ausruhen. Am Freitag komme ich wieder her und berichte Ihnen,
wie es Ihrer Schwester ergangen ist.«
    Veronica ließ sich in die Kissen auf dem Sofa zurücksinken. »Das
müssen Sie unbedingt tun. Bis Freitag scheint es noch eine Ewigkeit zu sein.«
    Newbury verneigte sich dramatisch. »Bis dann, Miss Hobbes.«
    Â»Bis dann, Sir Maurice.«
    Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus.

27
    Amelia Hobbes wiegte sich auf dem Sitz in der Kutsche hin
und her und strich mit der Hand über den Vorhang. Sie starrte zur Stadt hinaus.
Die Straßen flogen wie eine Reihe von Fotografien vorbei, die nur kurz
aufblitzten, grau und unvertraut. Sie hatte lange im Sanatorium gelebt und
jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange war es gewesen? Monate oder gar Jahre?
    Seufzend ließ sie den Vorhang vor das Fenster fallen und saß wieder
im Dunkeln. Sie war müde und schwach und doch von einer neuen Zuversicht
erfüllt, die sich bisher jedoch noch nicht in den Augen der anderen spiegelte.
Dr. Mason war wie immer sehr freundlich gewesen, hatte sich an der Pforte des
Sanatoriums von ihr verabschiedet und sogar der Hoffnung Ausdruck gegeben, er
werde, sofern es seine Zeit erlaube, vielleicht
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