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Macabros 060: Dwahls Hirnpuppen greifen an

Macabros 060: Dwahls Hirnpuppen greifen an

Titel: Macabros 060: Dwahls Hirnpuppen greifen an
Autoren: Dan Shocker
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Sie hörte ihn in der Dunkelheit stöhnen und war sofort
hellwach.
    Mit zitternden Fingern tastete die ältere Frau nach dem
Lichtschalter.
    »Bill?« fragte sie besorgt, wandte den Kopf und sah nach
dem Kranken. »Was ist denn? Fühlst du dich nicht
wohl?«
    Sein Gesicht war bleich, graue Bartstoppeln zeigten sich. Seine
Lippen waren leicht bläulich. Sie zitterten. Er öffnete die
Augen.
    »Brauchst du deine Medikamente, Bill?«
    Er wandte den Kopf. »Nein, es ist nichts. Warum fragst
du?«
    »Ich hörte dich stöhnen.«
    »Ich hab’ gestöhnt?«
    »Mhm, so wie du immer stöhnst, wenn es dir nicht gut
geht.«
    Sie beugte sich über ihn. Sandra Melington war einundsechzig
Jahre, ihre Haare schienen fast weiß. Seit jeher besaß
sie einen leicht bräunlichen Teint, so daß sie immer so
aussah, als käme sie gerade aus dem Urlaub. Sie wirkte für
ihr Alter noch erstaunlich anziehend und um mehr als ein Jahrzehnt
jünger.
    Man sah Sandra Melington an, daß sie mal eine
außergewöhnlich schöne und attraktive Frau gewesen
war. Noch jetzt hatte sie einen jugendlich flotten Haarschnitt, eine
straffe Haut und feste Brüste.
    Bill Melington blickte seine Frau an. »Du machst dir soviele
Sorgen um mich. Das ist nicht nötig. Es geht mir gut. Ich werde
schlecht geträumt haben, vielleicht hab’ ich auch unbequem
gelegen.«
    Sandra hörte es seiner Stimme an. Die klang sicher und
fest.
    Sandra Melington lächelte. Die Anfälle während der
letzten Monate steckten ihr noch in den Knochen. Bill war krank. Sein
Herz machte nicht mehr so richtig mit. Immer lagen seine Medikamente
auf dem Nachttisch und stand ein Glas frisches Wasser bereit, damit
er seine Kapseln schlucken konnte, wenn sich dies als notwendig
erwies.
    Wenn sie die geringste Unruhe in ihrer Nähe spürte, kam
die Furcht wieder, daß Bill einen seiner Anfälle bekam und
daß es immer auch der letzte sein konnte…
    Sie atmete tief, als sie seine Stimme so selbstsicher vernahm, als
sie merkte, daß es ihm wirklich nicht schlecht ging. Sie fuhr
ihm durch das dichte, ergraute Haar. Bill war in den letzten Monaten
ein alter Mann geworden.
    »Dann schlaf wieder«, sagte sie leise und lächelnd.
»Es freut mich, daß es dir gut geht.«
    »Ich habe so komisch geträumt«, antwortete er
unvermittelt. »Wahrscheinlich hab’ ich deshalb im Schlaf
gestöhnt.«
    »Was hast du denn geträumt?«
    »Von meinen Statuen… draußen auf der
Terrasse… mir war, als würde jemand sie
zerstören.«
    »Bill!« Sie streichelte seine Wangen. »Du und deine
Statuen!«
    Vor zwei Jahren hatte er damit begonnen, sein Hobby zu forcieren.
Schon immer stellte er gern Vasen und Statuen aus Keramik her. Er
konnte wunderschöne Arbeiten vorweisen. Die Statuen waren so
groß wie Gartenzwerge. Und auch die produzierte er seit einiger
Zeit. In der Nachbarschaft gab es kaum mehr jemand, der auf seinem
Rasen nicht mindestens einen von Bills Gartenzwergen stehen
hatte.
    »Jetzt träumst du schon davon.«
    »Ich weiß es nicht, mir kam’s einen Moment lang so
vor, als…« Er unterbrach sich plötzlich und
lauschte… »Hörst du etwas, Sandra?« wisperte
er.
    Sie sah ihn an. Immer wenn Bill sich anders verhielt, als sie es
für normal annahm, wurde ihr angst. Aber sie ließ es sich
nicht anmerken.
    Sie wollte etwas darauf erwidern. Da hörte sie es auch.
    »Sandra!« entfuhr es ihm. »Da ist doch jemand auf
unserer Terrasse!«
    Die Frau schluckte.
    Draußen knackte es. Peitschenartige, hell klingende Laute
waren zu vernehmen. Dann krachte es, als ob jemand mit voller Wucht
mehrere Tonkrüge zerschmetterte und sie aus der Höhe
herabfallen ließ.
    Bill Melington warf die Decke zurück und stand blitzschnell
auf den Füßen. Er schlüpfte mechanisch in die bereit
stehenden Hausschuhe und warf sich den Hausmantel über, der
griffbereit über der Lehne eines Stuhls lag.
    »Schalt das Licht aus, Sandra!« sagte Bill Melington
tonlos und aufgeregt.
    Sie tat es sofort. »Was hast du vor, Bill?«
    »Nachsehen.«
    »Tu’s nicht!« Auch sie verließ das Bett. Sie
hatte die Figur einer jungen Frau, und der Duft eines dezenten
Parfüms haftete ihrem Körper an.
    »Da ist jemand.«
    »Eben deswegen, Bill. Bleib hier!«
    »Unsinn, Sandra! Ich hab’ das schon vorhin gespürt,
im Halbschlaf… ich merkte: da ist etwas los mit meinen
Keramiken.« Er griff nach der Schrotflinte an der Wand und lud
sie durch.
    »Sei vorsichtig, Bill!« Ihre Stimme klang
ängstlich.
    Einbrecher? Oder handelte es sich um randalierende
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