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Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)

Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)

Titel: Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
Autoren: Peter James
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    STUART FERGUSON SASS IN JEANS, Sicherheitsstiefeln und Firmenoverall hoch oben im Führerhaus und wartete auf Grün. Die Scheibenwischer waren eingeschaltet. Der Berufsverkehr quälte sich unter ihm über die Old Shoreham Road in Brighton. Der Motor seines 24-Tonner Sattelschleppers, eines Kühltransporters von Volvo, hüllte seine Beine von unten in warme Luft. Es war Ende April, doch der Winter hielt das Land noch fest im Griff, und heute Morgen war er im Schnee gestartet. Von wegen Klimaerwärmung.
    Er gähnte und schaute genervt in den trüben Morgen. Dann nahm er einen großen Schluck Red Bull. Er steckte die Dose in die Halterung, fuhr sich mit den feuchten, fleischigen Händen über den rasierten Kopf und trommelte auf dem Lenkrad den Rhythmus von Bat Out Of Hell , das laut genug aufgedreht war, um die toten Fische hinter ihm zu wecken. Es war die fünfte oder sechste Dose in den letzten Stunden, und er zitterte förmlich vor lauter Koffein. Aber nur das und die Musik konnten ihn jetzt noch wach halten.
    Er hatte sich gestern Nachmittag auf den Weg gemacht und war von Aberdeen aus durchgefahren. Siebenhundertfünfzig Kilometer laut Tacho. Er war achtzehn Stunden fast ohne Pause unterwegs, hatte nur einmal in Newport Pagnell etwas gegessen und vor ein paar Stunden ein Nickerchen in einer Haltebucht gemacht. Ohne den Unfall am Autobahnkreuz M1/M6 wäre er pünktlich um acht hier gewesen, also vor einer Stunde.
    Doch es war sinnlos, den Unfall zu erwähnen, denn es gab ständig Unfälle. Zu viele Leute auf der Straße, zu viele Autos, zu viele Lastwagen, zu viele Idioten, zu viel Ablenkung, zu viel Eile. Im Laufe der Jahre hatte er alles erlebt. Aber er war stolz auf seinen Rekord. Neunzehn Jahre und kein Kratzer – und auch kein Strafzettel.
    Als er routinemäßig einen Blick aufs Armaturenbrett warf, um Öldruck und Temperaturanzeige zu prüfen, sprang die Ampel um. Er schaltete in den ersten Gang und gab Gas, als er die Kreuzung zur Boundary Road überquerte und die steile Straße hinunter zum Meer fuhr, das einen knappen Kilometer entfernt lag. Zuerst war er bei Springs gewesen, einer Lachsräucherei einige Kilometer nördlich in den Sussex Downs. Jetzt musste er noch den Rest seiner Ladung beim Tesco-Supermarkt im Holmbush Centre am Stadtrand abliefern. Danach würde er nach Newhaven fahren, seinen Wagen mit gefrorenem Lamm aus Neuseeland beladen, ein paar Stunden am Hafen schlafen und wieder nach Schottland zurückkehren.
    Zu Jessie.
    Er vermisste sie. Er warf einen Blick auf das Foto, das neben den Bildern seiner Kinder Donell und Logan am Armaturenbrett klebte. Die beiden vermisste er auch. Seine ätzende Exfrau Maddie stritt ständig mit ihm wegen des Besuchsrechts. Aber immerhin half ihm seine süße Jessie, das Leben wieder ins Lot zu bringen.
    Sie war im vierten Monat schwanger. Nach drei entsetzlichen Jahren hatte er endlich wieder ein Ziel im Leben statt nur eine Vergangenheit voller Bitterkeit und Schuldzuweisungen.
    Normalerweise hätte er sich auf dem Hinweg ein paar Stunden Zeit genommen, um richtig zu schlafen – so wie es die gesetzlichen Vorschriften verlangten. Aber die Warnlampe der Kühlvorrichtung blinkte, und die Temperatur stieg stetig. Er konnte es nicht riskieren, dass seine wertvolle Ladung aus Muscheln, Krabben, Garnelen und Lachs verdarb. Also musste er weiterfahren.
    Solange er aufpasste, war alles gut. Er wusste, an welchen Stellen die Lastwagen überprüft wurden, und hörte CB-Funk, um keine Warnung zu verpassen. Deshalb machte er auch den Umweg durch die Stadt, statt die Umgehungsstraße zu nehmen.
    Er fluchte.
    Vor ihm leuchtete ein rotes Licht, dann senkte sich eine Schranke. Der Bahnübergang Portslade. Die Fahrzeuge bremsten und kamen zum Stehen. Mit zischenden Bremsen hielt auch er an. Links von ihm stemmte sich ein blonder Mann gegen den Regen und schloss die Tür eines Maklerbüros namens Rand und Co. auf.
    Stuart fragte sich, wie es wohl wäre, einen solchen Job zu haben. Morgens aufzustehen, ins Büro zu fahren und abends zu seiner Familie heimzukehren, statt endlose Tage und Nächte allein im Lastwagen zu verbringen, in Raststätten zu essen oder vor dem beschissenen Fernseher in der Fahrerkabine einen Burger zu mampfen. Vielleicht wäre er noch verheiratet, wenn er einen solchen Job gehabt hätte. Würde seine Kinder immer noch jeden Abend und jedes Wochenende sehen.
    Nur wusste er, dass er mit einem solchen Job nicht glücklich wäre. Er liebte die Freiheit
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