Ort der Angst (German Edition)

Aufenthalts in seinem Zelt nahe der Grabungsstätte aufsuchte, kam Anna die Idee, ihre Freundschaft mit gemeinsamen Erinnerungen wieder aufzufrischen.
    „Möchtest du wissen, woran mich deine momentane Behausung erinnert?“, fragte sie fröhlich, während Oliver eine hölzerne Schatulle und etliche Bücher aus einer Metallkiste am Boden kramte und auf den Klapptisch legte. Als Anna keine Antwort erhielt, setzte sie ihren Monolog fort. „Ich denke da an unser gemeinsames Zeltlager in der siebten Klasse. Weißt du noch, wie wir … “
    „Ich möchte nicht über die alten Geschichten reden“, blockte Oliver das Gespräch ab und schlug eines seiner Bücher auf.
    Unsere eigene Vergangenheit ist dem Herrn Archäologen wohl nicht antik genug, dachte Anna pikiert und öffnete die Holzbox, die vor ihr auf dem Tisch stand. Voller Erstaunen riss sie die Augen auf. „Sag mal, sieht dieser Dolch nicht genauso aus wie der, mit dem du damals fast getötet wurdest? Ich dachte, er sei nach der Notoperation spurlos verschwunden?“
    Oliver blickte von seinem Buch auf und nahm die Schatulle an sich, ehe Anna hineingreifen konnte. „Das gehört rechtmäßig mir! Sei unbesorgt!“ Bitternis legte sich über sein Gesicht, als er die Waffe herausnahm und ihre kunstvollen Glyphen betrachtete. „Dieses endlose Sterben hat sich wie ein giftiger Schleier über meinen Geist gelegt. So vieles habe ich vergessen. Was mir geblieben ist, will ich nutzen, um dazu beizutragen, dem stolzen Volk der Maya ein Stück ihrer Geschichte wiederzugeben.“
    Ich verstehe ihn nicht, dachte Anna traurig und suchte in seinem abwesenden Blick nach etwas Vertrautem. Sie fand beeindruckend, was er tat. Aber nichts in seinem Wesen erinnerte sie an den, der er einmal war. Nie hätte sie gedacht, dass er für sie eines Tages zu einem Fremden werden könnte.
    Am Flughafen nahmen sie Abschied. Obwohl es keinen Streit zwischen ihnen gab, wusste Anna, dass sie ihren Freund verloren hatte. Sie sahen sich nie wieder.
     
    ENDE

 
     

     
    Die Kultur Mittelamerikas hat mich von jeher fasziniert und ich hoffe, es ist mir gelungen, einen Hauch des Zaubers dieser Welt in meiner Mystery-Geschichte „Ort der Angst“ einzufangen und Ihnen spannendes Lesevergnügen zu bereiten.
    Herzlichst
Ihre Mala Wintar
     
    www.malawintar.de

 
     
    Danksagung
     
    Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle meinen Testlesern: Christa Götte, Ralf Hölderle, Yvonne Gastler, Marvin Leesch, Thorsten Göth und nicht zuletzt meinem wunderbaren Mann Jens.

 
     
    Über die Autorin
     
    Mala Wintar wurde in Friedrichshafen am Bodensee geboren, wo sie zusammen mit zwei älteren Brüdern in einer ländlichen Umgebung aufwuchs.
Nach dem Abschluss des Studienganges Kommunikations-Design übte sie ihren Beruf in Frankfurt, Mannheim und Umgebung aus, wo sie bis heute zusammen mit ihrem Mann lebt. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich neben dem Schreiben damit, zu zeichnen und zu komponieren.