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Ort der Angst (German Edition)

Ort der Angst (German Edition)

Titel: Ort der Angst (German Edition)
Autoren: Mala Wintar
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dir wehgetan?“
    Oliver setze sich auf den Boden und atmete erleichtert aus. „Nein! Alles bestens! Puh, hab ich einen Schreck gekriegt! Wer baut denn so was? Ein Loch mitten im Raum?“
    „Heftig!“, sagte Anna und suchte den Boden der Umgebung mit ihrer Lampe nach weiteren Überraschungen ab. „Früher lag da bestimmt mal was drüber. Andererseits – wer weiß, wofür das Ding gebaut wurde.“ Anna richtete ihr Licht senkrecht in den Schacht und späte hinab. Oliver rappelte sich wieder vom Boden hoch und klopfte den Staub von seiner Hose.
    „Wo sind eigentlich die anderen?“
    „Weiß nicht. In einem der anderen Räu … aaahhhh!“ Anna sprang zurück und stierte auf die Öffnung. „Himmel! Was war das?“
    „Was meinst du?“
    „Mein Licht! Ich wollte wissen, was da unten ist. Und dann – ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll – der Lichtstrahl hat angefangen zu flackern und wurde immer kürzer. Als käme die Dunkelheit den Schacht hochgekrabbelt. Wie ist das möglich?“ Sie atmete heftig und vergrößerte den Abstand zu dem Loch.
    „Sicher nur eine optische Täuschung!“, versuchte er sie zu beruhigen. „Trotzdem! Ich finde, wir haben hier unten genug gesehen.“
    „Ja! Lass uns von hier verschwinden!“ Anna lief augenblicklich los, um Robert und Melanie zu suchen. Während ihre Schritte sich entfernten, hielt Oliver den Blick starr auf den Schacht gerichtet. Tlacaelel hatte Recht! Mein Vater hätte nicht gewollt, dass wir hier unten sind. Wenn einem von uns was zustößt, bin ich dafür verantwortlich!
    Bei dem Gedanken an seinen Vater fiel ihm das Bündel wieder ein. Eigentlich war er deswegen überhaupt hergekommen. In der Nacht zuvor hatte er sich angesehen, was es enthielt. Er konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Als er den Stoff auseinanderschlug, fand er einen Dolch darin. Er sah kostbar aus. Und alt. War es möglich, dass sein Vater die Toten bestohlen hatte? Vielleicht nicht zum ersten Mal? Und jetzt, wo es ihm schlechtging, quälte ihn sein Gewissen! Warum sonst sollte er seinen Sohn bitten, die Waffe an diesen Ort zu bringen, ohne Genaueres darüber sagen zu wollen?
    Oliver schämte sich, so grässlich von seinem Vater zu denken. Nach der Pracht des Dolchs zu schließen, hätte er eigentlich damit gerechnet, hier auf interessantere Dinge zu stoßen, als verwitterte Wandbilder, Scherben und Muscheln. Aber dieses Loch im Boden war schon aufregender, als ihm lieb war. Am besten ließ er den Dolch direkt hier zurück. Geschrei hallte durch die Dunkelheit. Alarmiert machte er sich in Richtung der Lärmquelle auf den Weg und wandte sich immer wieder nach dem Schacht um.
    „Du mieses Schwein!“ Die Stimme wurde lauter. „Ich wusste es!“
    „Stell dich nicht so an!“
    Oliver kam dazu und sah, wie Anna ihrem Freund eine schallende Ohrfeige verpasste.
    „Was ist passiert?“, wollte Oliver wissen.
    „Das fragst du am besten die Schlampe da!“, keifte Anna und deutete energisch auf Melanie, als wolle sie ihr gleich ebenfalls eine kleistern.
    „Du lässt zu, dass die so mit mir redet? Was für ein Freund bist du eigentlich?“, musste sich Oliver von Melanie anhören.
    „Leute, ich hab langsam die Schnauze voll von eurem Getue! Ich will wissen, was hier los ist!“ Hier drin roch es eindeutig modrig. „Wir regeln das am besten draußen im Freien, okay?“
    „Sie hat sich von ihm anfassen lassen!“
    „Das ist ja wohl die Höhe! Du schleichst hier mit deiner Funzel rein und willst sonst was gesehen haben!“ Im Licht seiner Lampe konnte Oliver sehen, wie Melanie rot wurde.
    „Und letzte Nacht? Wer ist da zu dir rüber auf den Balkon geklettert, als Oliver weg war? Ihr haltet euch wohl für ganz schlau! Aber ihr seid nichts als Dreck! Alle beide!“, kreischte Anna und krallte nach dem Gesicht der anderen. Ächzend versuchte Melanie, ihre Gegnerin abzuwehren und packte sie bei den Haaren. Oliver und Robert gingen augenblicklich dazwischen und trennten die beiden. Melanie blutete an der Wange. Anna sah aus wie ein Besen.
    „Sie soll es zugeben!“, beharrte sie mit versteinerter Miene.
    Melanie betastete ihr Gesicht. „Sonst noch was?“
    Oliver wollte keinesfalls länger in dieser unheimlichen Ruine bleiben und sinnlose Diskussionen führen. Rieselte da etwas von der Decke? Nervös leckte er sich über die Lippen. „Sag einfach, dass nichts dran ist und gut!“
    „Traust du mir etwa nicht?“, zeterte Melanie voller Empörung. Ihr Gesicht glühte.
    „Dann
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