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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben
Autoren: Emma Flint
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voll mit Drogen. Und von den jungen Männern, die zu Besuch waren, wenn der Vater zum Drehen unterwegs war. Kein Wunder, dass er mit seinen Eltern nichts mehr zu tun haben wollte.
    Immerhin hatte er es geschafft, den Rosenkrieg zu beenden. Lennart hatte nämlich mit seinen Eltern Tacheles geredet und ihnen gedroht, er würde alles publik machen und alles vor Gericht und vor den Medien auspacken, wenn sie sich nicht einigen würden. Und das hatte gewirkt. Die Eltern hatten sich mit ihren Anwälten geeinigt, die Scheidung lief.
    Lennart und Arne hatten sich an die Bar zurückgezogen, um Grappa zu trinken. Doch als das Lied zu Ende ging, drehte Lennart sich um und kam zu mir herüber. »Los, Schnecke! Wir tanzen.«
    Ich nahm seine Hand. Es kribbelte, von meinen Fingern bis in meine Zehenspitzen, und ich musste an den magischen Abend in Maastricht denken.
    Später saß ich mit Ellen auf der Terrasse. »Hast du noch mal was von Saskia gehört?«, fragte Ellen.
    »Ihr scheint es etwas besser zu gehen«, sagte ich. »Ich habe sie letztens besucht. Ich wollte mich bedanken, dass sie Lennart alles erklärt hat.«
    Klein und blass war sie gewesen. Aber sie hatte sich gefreut, dass ich gekommen war. Jedenfalls hatte ich den Eindruck.
    Sie meinte, dass ihr Therapeut ihr gesagt habe, dass es helfen könne, wenn sie ihre Angelegenheit wieder in Ordnung bringen und reinen Tisch machen würde.
    »Ich bin also nur aus egoistischen Gründen zu Lennart gegangen«, sagte sie und grinste, und unter ihrer blassen Hautfarbe konnte ich für einen Moment die alte Saskia sehen.
    »Trotzdem vielen Dank«, sagte ich. »Das war nett.« Und nach einer Pause fügte ich hinzu: »Übrigens hast du recht gehabt, was Jens anging. Er konnte es wirklich nicht ertragen, dass ich erfolgreicher war als er.«
    »Siehst du! Manchmal mache ich auch was richtig«, sagte sie.
    »Nicht nur manchmal, Saskia. Du hast schon viel richtig gemacht«, tröstete ich sie. »Und wenn du wieder auf dem Damm bist, dann können wir ja mal einen Kaffee trinken.«
    »Ja«, meinte sie nur.
    Vor der Klinik traf ich dann ihre Eltern. »Es tut mir sehr leid, dass Ihre Tochter krank ist«, sagte ich zu ihnen.
    »Ach was – krank! Das ist doch nur eine dämliche Ausrede dafür, dass sie den Fall verpatzt hat«, sagte ihre Mutter.
    »So was wie Burn-out gibt es doch gar nicht. Das ist nur eine Erfindung der Medien«, behauptete ihr Vater.
    Also ehrlich! Gegen solche Eltern waren meine bekloppten Alten wirklich Goldstücke.
    »Lennart ist ja wirklich sehr süß«, stellte Ellen mit Blick auf die Männerrunde am Nachbartisch fest.
    »Das finde ich auch«, seufzte ich und lachte. Wir stießen an. Mit Champagner. Zur Feier des Tages.
    Als sich Tante Marianne und Onkel Bernd verabschiedeten, fingen die ersten Vögel schon an zu zwitschern. Sie umarmten mich noch einmal.
    Marianne flüsterte: »Das ist das Schönste, was jemals jemand für mich gemacht hat.«
    Ich wollte nicht den ganzen Ruhm für mich alleine einfahren, deswegen sagte ich: »Und du weißt, dass meine Eltern ihren Urlaub dafür geopfert haben, um das hier zu bezahlen?«
    Marianne nickte. »Dein Vater hat es erwähnt.«
    »Aber nur ein- oder zweimal«, lachte Bernd.
    Dann gingen sie, Hand in Hand, wie zwei frisch Verliebte.

34
    Das erste Streuobstwiesenfest des Streuobstwiesenvereins Steinkauz e. V. fand im September statt.
    »Hoffentlich regnet es nicht«, sagte Uschi Reinhardt und betrachtete nachdenklich die dunklen Wolken, die sich am Himmel türmten.
    »Es regnet heute nicht, Mama«, sagte Sundance bestimmt und stapelte die Gläser mit dem selbst gemachten Pflaumenmus auf die Tapeziertische.
    Ich konnte es kaum glauben, wie fröhlich sie aussah. Und gesund. Sie hatte ein paar Kilo abgenommen und eine richtig gesunde Gesichtsfarbe.
    »Hey, Sonnenschein! Wo sind denn die Preisschilder für den Saft?«, fragte Kurt Engels sie im Vorbeigehen.
    »Die hat meine Schwester gemacht. Wo steckt sie nur?«
    Sundance schaute sich suchend um und entdeckte Cassidy etwas entfernt am Rand des Bretterbodens, der extra für den kleinen Markt und die Vorführungen auf der Wiese aufgebaut worden war. Sie stand neben Malte, dem Enkel von Engels, und die beiden betrachteten irgendwas gebannt.
    Auch Cassidy sah ganz anders aus als noch vor ein paar Monaten. Sie trug eine normale Jeans und ein einfaches T-Shirt und keine Schminke. Malte mochte keine geschminkten Mädchen. Dafür lachte sie viel. Ihr Handy hatte sie schon seit einer halben
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