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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben
Autoren: Emma Flint
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Glück! Jedenfalls im Moment.
    Meine Freundin Ellen wunderte sich nicht eine Sekunde, dass ich mit Lennart zusammen war. Arne fand ihn auch sofort sympathisch, und sie drehten als Erstes eine Runde in dem Opel Diplomat. Meine Eltern taten so, als würden sie Lennart schon ewig kennen. Und noch an dem Tag, an dem sie ihn zum ersten Mal trafen, rief mich meine Mutter an und sagte mir, dass sie ihn wirklich nett finden würden und sich für mich freuten. Wahnsinn! Selbst Tante Marianne ließ sich keinerlei Irritation anmerken, als ich ihn ihr bei der Hochzeitsfeier offiziell vorstellte. Im Gegenteil. Ich konnte ihr ansehen, dass sie angetan war. Kein Wunder. Er trug heute einen schwarzen Anzug mit einem meerblauen Hemd und sah umwerfend aus.
    Tante Marianne nahm mich zur Seite und fragte leise: »Und was ist mit …?«
    »Mit Jens?«
    »Ich glaube, ihm geht es auch gut«, sagte ich.
    Ich hatte nichts mehr von ihm gehört. Zum Glück. Aber ich hatte die Enkelin von Lore Fresen angerufen und ihr erzählt, was Jens mir gesagt hatte, und ihr geraten, eine Sammelklage mit den anderen Frauen anzustrengen, wenn ihre Oma etwas unternehmen wollte. Die Zeitungsseiten mit den Kontaktanzeigen hatte ich aus Jens’ Schreibtisch mitgenommen, als ich zu Arne und Ellen gezogen war. Darüber könnte man sicher noch andere Opfer ausfindig machen. Sie wollte es sich überlegen.
    Arne und Fritz saßen bei Lennart und mir am Tisch, neben ihnen Dagmar. Ellen und Arne hatten nichts dagegen gehabt, dass sie auch eingeladen wurde.
    »Dann können wir länger bleiben«, meinte Ellen. »Und ich kann mit meinem Mann tanzen.«
    Seit sie alleine im Urlaub in der Bretagne gewesen waren, war bei ihnen wieder alles im Lot. Sie hatten sich ausgesprochen über die Erwartungen, die sie gegenseitig hatten. Und das hatte funktioniert! Dagmar war viel zurückhaltender, Arne gelassener.
    Im Moment hatte er Fritz auf dem Schoß. Als Ellen mit dem Essen für ihn kam, reichte Arne seinen Sohn zu Dagmar rüber. »Möchtest du ihn vielleicht füttern?«, fragte er.
    »Darf ich wirklich?«, rief Dagmar erstaunt.
    Arne nickte großzügig. »Na klar.«
    »Vielen Dank«, murmelte sie und nahm gerührt ihren Enkel auf den Schoß. Der legte seine Hände auf ihre Wangen und sagte: »Oma.«
    Dagmar schluckte. »Habt ihr das gehört? Er hat Oma gesagt!«
    »Aber sein erstes Wort war Papa«, sagte Ellen und küsste Arne.
    Am Nachtischbüfett traf ich Lisa. Sie häufte zwei Teller voll mit Mousse au Chocolat.
    »Hey, Lisa«, sagte ich. »Schön, dass du da bist.«
    Sie zog eine Grimasse und zischte genervt: »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
    »Was habe ich dir nicht gesagt?«
    »Dass dein Bruder eine total faule Socke ist.«
    »Das habe ich dir gesagt!«, antwortete ich. »Da muss ich dich eher fragen: Warum hast du mir nicht geglaubt?
    »Wie hätte ich wissen können, dass du das ernst meinst? Du siehst so …« Sie musterte mich kurz von oben bis unten, mein knallrotes Kleid mit den grünen Blumen drauf und meine neue Kurzhaarfrisur, und korrigierte sich: »Du sahst damals so spießig aus, dass ich dachte, für dich sind alle bescheuert, die nicht mit einem Nadelstreifenanzug rumlaufen.« Sie stöhnte. »Und was mache ich jetzt mit ihm?« Sie zeigte auf Hannes, der am Tisch saß und genüsslich seinen Rotwein schlürfte.
    »Wie wäre es, wenn du damit anfängst, ihm nicht den Nachtisch zu bringen. Vielleicht kommt er dann mal auf die Idee, es selbst zu machen.«
    »Ja, genau!«, rief Lisa. »Bin ich denn eigentlich bescheuert?« Sie stellte den zweiten Teller hin und ging triumphierend zurück an den Tisch.
    Nach dem Essen spielte der DJ den Hochzeitswalzer. Marianne und Bernd tanzten und strahlten sich dabei an, als hätten sie gerade frisch geheiratet. Danach legte der DJ alte Platten von Frank Sinatra und Dean Martin auf, aber keine Musik der Welt war altmodisch genug, dass meine Eltern normal dazu tanzen würden. Sie zappelten rum wie zwei Irre.
    »Tja, seine Eltern kann man sich nicht aussuchen«, sagte ich angesichts der Verrenkungen meiner Eltern, mit denen sie die Tanzfläche unsicher machten.
    »Seine Kinder aber auch nicht«, sagte Tante Marianne.
    »Das stimmt allerdings«, sagte Lennart.
    Er hatte mir mittlerweile von seiner Kindheit mit zwei Filmstars als Eltern erzählt. Die beiden hatten sich immer nur um ihre Karriere gekümmert und waren fast nie da gewesen. Und ich weiß jetzt von den Streiten, die sie ausgetragen hatten, beide oft betrunken oder
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