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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub
Autoren: Tanja Pleva
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Blick direkt auf Sams Bettseite zu.
    Brenner, aber besonders Estelle beobachteten, wie sie Sams Hand nahm, sie umschloss und anfing leise zu beten.
    „So kriegen Sie ihn mit Sicherheit wach“, sagte er sarkastisch und schenkte Lea ein Lächeln. Den wahren Sinn dahinter verstanden nur er und Sam. Aber sicher konnte ein Gebet für ihn nicht schaden.
    Plötzlich riss Sam voller Panik die Augen auf. Er hustete und zerrte sich den Schlauch aus dem Hals.
    Nelly kam zu Hilfe und hielt Sams Hände fest, damit er nicht noch mehr Schaden anrichten konnte, und Estelle rannte auf den Flur hinaus und rief nach einem Arzt.
    „Juri!“, krächzte Sam aus trockener Kehle.
    „Juri? Wieso Juri?“, fragte Brenner entsetzt. „Jetzt sagen Sie mir nicht, dass Juri Ihnen hierher gefolgt ist, O’Connor?“
    Sam antwortete nicht. Er sah sich hilflos um und versuchte anscheinend die Stimme zu orten. „Brenner? Sind Sie das?“, flüsterte er.
    Brenner fuhr mit dem Rollstuhl an das Bett heran. „Ja, ich bin hier. Ich bin hier“, sagte er verunsichert.
    Sam schloss die Augen. Er war so furchtbar müde. Die Stimmen entfernten sich wieder, als würde der Wind sie wegtragen. Lasst mich noch ein Weilchen ruhen, dachte er und schlief wieder ein.
     
    Während der nächsten Stunden, in denen Sam immer wieder wach wurde und etwas vor sich hinmurmelte, beobachtete Estelle die kolumbianische Schönheit, die an seinem Bett wachte und sich keinen Zentimeter von der Stelle rührte. Zugegeben, sie hatte sich etwas mehr als nur ein One-Night-Stand mit Sam O’Connor erhofft, und als Brenner sie mit auf die Reise nahm, hatte sie sogar ein Bauchkribbeln verspürt, bei dem Gedanken ihn wiederzusehen. Und nun stand sie hier als blödes Anhängsel ihres Chefs herum und musste mit ansehen, dass jemand anderes sich zwischenzeitlich in sein Herz geschlichen hatte.
    Als Sam das nächste Mal die Augen öffnete, schien er klarer bei Bewusstsein zu sein. Sein Blick war suchend und sein Kopf bewegte sich hektisch hin und her. „Warum kann ich nichts sehen?“, fragte er leicht panisch. „Ich kann nichts mehr sehen. Was ist passiert?“
    Brenner und Estelle sahen sich fragend an.
    „Jemand hat Sie mit einer Überdosis von so einem komischen Zeug vergiftet“, antwortete Brenner.
    Verzweifelt versuchte Sam sich an etwas zu erinnern. Doch er war wie blank im Kopf. Das Letzte, an das er sich erinnerte, war, dass er mit Juri in einer Bar gesessen hatte. Dann spürte er eine Hand auf der seinen. „Halten Sie gerade meine Hand, Brenner?“
    „Ich würde mich hüten. Eine bildhübsche junge Frau sitzt neben Ihnen.“ Brenner gab Lea ein Zeichen zu reden.
    „Sam?! Nun sitze ich an Ihrem Bett und halte Ihre Hand.“ Sie lachte leise. „Es wird alles wieder gut werden, glauben Sie mir.“
    „Das habe ich das letzte Mal auch zu Ihnen gesagt, um Sie zu beruhigen.“
    „Sie sind Opfer von Burundanga geworden. Eine Droge, die hier gerne von Kriminellen angewandt wird.“
    Nachdem Lea ihm erklärt hatte, dass man das weiße Pulver aus gelb-weißen trompetenförmigen Blüten gewann und es bei zu hoher Dosierung tödlich wirkte, atmete Sam erleichtert aus. Wie durch ein Wunder hatte er überlebt und dachte an die Zeichnung von Lina und den Tod. Nun hatte er die Geister überlistet. Aber was war mit seinen Augen los? Würde er für den Rest seines Lebens blind bleiben? Als könnte sie seine Gedanken gelesen, beantwortete Lea seine Frage: „Die Blindheit ist eine Nebenwirkung davon und sicherlich nur vorübergehend.“
    „Höre ich da Zweifel?“
    Eine andere Stimme kam aus der Ecke des Zimmers. „Sind Sie sicher, dass Sie mit Juri zusammen waren?“, fragte Estelle.
    Er überlegte, unter welchen Umständen Brenner ins Flugzeug gestiegen war. Er benötigte nach der Operation sicherlich hier und da Hilfe. Es tat ihm leid für Estelle, aber er hatte von dem Augenblick keinen Gedanken mehr an sie verschwendet, als Lea das erste Mal vor ihm stand.
    „Ja, ich war mit ihm zusammen“, sagte er überzeugt.
    „Gut, denn er ist nirgendwo zu finden, nicht im Hotel und er wurde auch in kein Krankenhaus eingeliefert“, sagte sie.
    Sam überkam ein beklommenes Gefühl. Was war passiert? Juri wäre bei ihm, wenn ihm nicht auch etwas Furchtbares zugestoßen war. Er schluckte seine Angst herunter.
    „Ich rate dem Bengel, dass es ihm gut geht, sonst …“ Brenner versagte die Stimme. „Was für eine Schnapsidee. Ich hätte Sie niemals hierher schicken dürfen.“
    Lea sah von
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