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Orchideenstaub

Orchideenstaub

Titel: Orchideenstaub
Autoren: Tanja Pleva
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begraben, damit sie ihrem Herren in die Nachwelt folgen konnten. In Ecuador züchtet man den Baum für medizinische Zwecke. Der Wirkstoff seiner gelb-weißen Blüten wird gegen Parkinson eingesetzt. In Kolumbien wachsen die Bäume wild rund um die Städte herum und ihre Blüten werden für kriminelle Zwecke missbraucht. Wir haben viele ausländische Opfer, die sich von hübschen Frauen etwas ins Glas haben kippen lassen und anschließend nur noch in Unterhose dastanden, wenn nicht sogar nackt durch die Gegend rannten. In diesem Fall haben wir es mit einer deutlichen Überdosis zu tun, die bei etwa einhundert Milligramm liegt und im Normalfall tödlich ist. Der Whiskey wies eine hohe Konzentration davon auf, aber erstens hatte er ihn nicht ausgetrunken, zweitens war ein Großteil davon auf den Boden gesunken und drittens führen die Krankenwagen an Wochenenden Physostigmin mit sich“, erklärte Nelly, während sie mit mitleidigem Blick auf Sam O’Connor hinuntersah, der seit zwei Tagen ohne Bewusstsein und an ein Beatmungsgerät angeschlossen war. „Es ist ein Wunder, dass er überhaupt noch am Leben ist.“
    Als die Nachricht von Sams komatösen Zustand bei Europol eintraf, hatte sich Peter Brenner mit Fräulein Beauchamp sofort in den nächsten Flieger schieben lassen und war unter Schmerzen nach Medellin geflogen.
    „Wissen Sie, wer ihm das angetan hat?“, fragte Estelle Beauchamp. Sie musste bei dem traurigen Anblick von Sam ihre Tränen unterdrücken.
    „Wie gesagt, junge Frauen machen hier Jagd auf Ausländer und vielleicht hat sich da jemand mit der Dosis vertan. Er wurde im Parque Llerras gefunden, die Partymeile in Poblado.“
    „Was ist mit Nevio Betancourt?“, fragte Brenner, der Estelle, die sich gerade die Nase schnäuzte, einen bösen Blick zuwarf.
    „Nevio Betancourt ist seit zwei Monaten nicht mehr bei seiner Mutter gewesen. Sie glaubt, dass er tot ist, weil er noch nie so lange von zu Hause weg war, ohne sich abzumelden. Sie weiß nichts von der Nachricht, die er bei seinem Großvater hinterlassen hat, nachdem er ihn umgebracht hat.“
    „Das heißt im Klartext?“
    „Keiner weiß, wo er ist.“
    Brenner schüttelte missmutig den Kopf über die dämliche Antwort. „Das heißt, ein mehrfacher Mörder läuft da draußen frei rum und Sie sind nicht in der Lage ihn zu fassen? Sollen wir das auch noch für Sie erledigen?“
    Estelle Beauchamp legte beschwichtigend die Hand auf Brenners Schulter. Er aber machte trotzdem seinem Ärger weiter Luft. „Einer meiner besten Männer hat Ihnen hier zwei Mörder geliefert … und Sie sind nicht mal in der Lage den Letzten dieser Sippe zu stellen?“
    „Wissen Sie, wie viele Mörder hier frei herumlaufen, Señor Brenner?“, konterte Nelly. „Sie haben anscheinend wirklich keine Ahnung, aber ich kann Ihnen sagen, eine ganze Menge. Wir können nur auf einen Zufall hoffen, der ihn uns in die Arme treibt oder Sie müssen die Akte als ungelöst in Anführungsstrichen schließen.“
    Brenner war empört, anscheinend wurde er hier überhaupt nicht für voll genommen. Er suchte nach Worten, doch ihm fiel nichts ein. Schließlich war er vorgewarnt worden.
    „Im Übrigen, Nevio Betancourt ist nie nach Deutschland eingereist. Wir haben das überprüft. Theoretisch war er nie da.“
    „Natürlich war er da. Mit einem falschen Pass.“ Brenner war laut geworden, was Nelly nicht im geringsten einschüchterte.
    „Ich weiß“, sagte sie ruhig. „Aber haben Sie Beweise dafür? Fingerabdrücke, DNA-Spuren … irgendetwas?“
    Brenner schüttelte resigniert den Kopf. Er hatte damit gerechnet, dass sie den Mörder auf frischer Tat ertappen würden. Das war der Plan gewesen. Dafür hatte er einer seiner besten Männer mit einer falschen Identität nach Kolumbien einreisen lassen. Und nun stand er vor den Scherben seiner Aktion. Brenner strich sich verzweifelt über seinen kahlen Kopf.
    „Sehen Sie es positiv. Immerhin haben Sie einen alten Nazi ausfindig gemacht und uns seinen Sohn geliefert, den wir schon länger im Verdacht des illegalen Organhandels hatten, ihm aber noch nie etwas nachweisen konnten. Dieses Mal kriegen wir ihn dran. Wir buddeln nämlich gerade ein paar seiner Patienten wieder aus.“
    „Wie sich doch schlechte Gene durchsetzen … Vater, Sohn, Enkel. Eine Linie des Bösen“, brummte Brenner vor sich hin.
    Die Tür ging auf und eine junge Frau im Rollstuhl fuhr in den Raum. Sie grüßte freundlich die drei Fremden und steuerte mit besorgtem
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