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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus
Autoren: L Riley
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Anblick bot sich ihm, als er die Pflanzen entfernt hatte!
    Der Topf bestand aus reinem Gold und war verziert mit Diamanten, Smaragden und Rubinen.
    Der Fischer, der in der Aufregung die Rute vergaß, verstaute den Topf in seinem Korb und machte sich auf den Weg zum Edelsteinmarkt in der Stadt. Er wusste, dass seine Familie nie wieder hungern müsste.

Teil eins
Norfolk, England
    Winter

1
    Ich habe jede Nacht denselben Traum. Darin kommt es mir vor, als würde mein Leben in die Luft geworfen und regnete in kleinen Stücken wieder herab – verdreht und von innen nach außen gestülpt. Alles Teile meines Lebens und doch in der falschen Reihenfolge.
    Es heißt, Träume seien wichtig und verrieten einem Dinge, die man vor sich selbst verheimliche.
    Ich verheimliche mir nichts; ich wünschte, ich könnte es.
    Ich lege mich schlafen, um zu vergessen und Ruhe zu finden, weil ich den ganzen Tag damit verbringe, mich zu erinnern.
     
    Ich bin nicht verrückt, auch wenn ich in letzter Zeit viel darüber nachgedacht habe, was »verrückt« bedeutet. Abermillionen Menschen, jeder anders, mit seinem eigenen DNS-Profil, seinen eigenen Gedanken und seiner eigenen Wahrnehmung der Welt.
    Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir Menschen letztlich nur das Körperliche teilen können, mit dem wir geboren wurden. Jeder reagiert anders auf Kummer, und keine dieser Reaktionen ist falsch. Manche Menschen weinen monate-, ja jahrelang; sie tragen Schwarz und trauern. Andere scheint ihr Verlust nicht zu berühren. Sie begraben ihn und leben weiter wie bisher, als wäre nichts geschehen.
     
    Ich weiß nicht so genau, wie meine Reaktion aussieht. Ich habe seit Monaten nicht mehr geweint. Letztlich habe ich kaum geweint.

    Aber ich habe es auch nicht vergessen. Das werde ich nie.
    Unten höre ich jemanden. Ich muss aufstehen und so tun, als wäre ich bereit, dem Tag ins Auge zu blicken.
     
    Alicia Howard lenkte ihren Landrover an die Bordsteinkante, schaltete den Motor aus und lief den kleinen Hügel zum Cottage hinauf, dessen Tür, das wusste sie, niemals verschlossen war. Sie öffnete sie und ging hinein.
    Sie betrat zitternd das dunkle Wohnzimmer und zog die Vorhänge am Fenster zurück. Dann schüttelte sie die Kissen auf dem Sofa auf und brachte die drei leeren Kaffeetassen, die herumstanden, in die Küche.
    Dort machte sie den Kühlschrank auf, in dem eine einzelne, halb leere Flasche Milch stand. Außerdem entdeckte sie einen abgelaufenen Joghurt, ein wenig Butter sowie eine verschrumpelte Tomate. Alicia schloss die Kühlschranktür und warf einen Blick in den Brotkasten. Wie vermutet leer. Alicia setzte sich seufzend an den Tisch.
    Sie dachte an ihre eigene warme, gut ausgestattete Küche, den heimeligen Duft des Abendessens im Aga-Herd, den Klang von Kinderschritten und das fröhliche Lachen der Kleinen – das Herz ihres Zuhauses und ihres Lebens.
    Wie anders dieser düstere kleine Raum war, entging ihr nicht. Letztlich illustrierte er sehr deutlich das gegenwärtige Dasein ihrer jüngeren Schwester: Julias Leben und Herz waren gebrochen.
    Da hörte Alicia Schritte auf der knarrenden Holztreppe. Als ihre Schwester die Küchentür erreichte, war Alicia wie immer beeindruckt von ihrer Schönheit. Mit ihren blonden Haaren und der hellen Haut hätte Alicia sich nicht stärker von der dunklen, exotischen Julia unterscheiden können. Julias fein geschnittenes Gesicht wurde eingerahmt von einer
dichten Mähne mahagonifarbenen Haares, und ihre mandelförmigen, bernsteinfarbenen Augen und hohen Wangenknochen traten jetzt, da sie ein paar Kilo abgenommen hatte, noch deutlicher hervor.
    Julia trug, weil sie momentan nur wenige Sachen ihr Eigen nannte, nicht die richtige Kleidung für das Januarwetter: ein rotes, bunt besticktes Kaftanoberteil und eine weite schwarze Baumwollhose, die ihre dünnen Beine kaschierte. Alicia bemerkte die Gänsehaut an den nackten Armen Julias. Sie stand vom Tisch auf und nahm ihre widerstrebende Schwester in den Arm.
    »Schwesterherz«, sagte sie, »dir ist kalt. Möchtest du dir selbst wärmere Kleidung kaufen, oder soll ich dir ein paar von meinen Pullovern vorbeibringen?«
    »Ich brauche nichts«, antwortete Julia und löste sich aus der Umarmung ihrer Schwester. »Kaffee?«
    »Es ist nicht viel Milch da; ich hab gerade in den Kühlschrank geschaut.«
    »Kein Problem. Ich trink ihn sowieso schwarz.« Julia ging zur Spüle, füllte den Wasserkocher und schaltete ihn ein.
    »Wie geht’s dir?«, erkundigte sich
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