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Orchideenhaus

Orchideenhaus

Titel: Orchideenhaus
Autoren: L Riley
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George Alicia. »Du bist schön wie eh und je.Wie geht’s dir?«
    »Gut, danke. Alles Gute zum Geburtstag, Dad«, gratulierte sie ihm, als er sie umarmte. »Möchtest du was trinken? Wir haben Champagner kühl gestellt.«
    »Warum nicht?« Er lächelte. »Eigentlich ist es absurd zu feiern, dass man dem Grab einen Schritt näher kommt.«
    »Ach, Dad!«, rügte Alicia ihn, »mach dich nicht lächerlich. Alle meine Freundinnen himmeln dich an.«
    »Freut mich, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Ab heute«, sagte er und wandte sich seinen Enkeln zu, »ist euer Großvater Pensionär.«

    »Was ist ein Pensionär?«, wollte Fred wissen.
    Der zwei Jahre ältere James stieß seinen kleinen Bruder in die Rippen. »Ein alter Mann, Dummkopf.«
    »Ich hole den Champagner«, verkündete Max mit einem Augenzwinkern in Richtung Alicia.
    »Und«, fragte George, setzte sich gegenüber von seiner Tochter aufs Kamingitter und streckte die langen Beine aus. »Wie läuft’s?«
    »Hektisch, wie üblich«, seufzte Alicia. »Und bei dir?«
    »Genauso. Letzte Woche hat mich ein amerikanischer Kollege aus Yale angerufen. Er plant eine Forschungsreise zu den Galapagosinseln im Mai und möchte, dass ich ihn begleite. Da bin ich noch nie gewesen, obwohl ich immer hinwollte. Ihr wisst schon: Darwins Entstehung der Arten und so. Ich werde gute drei Monate weg sein, weil ich in den Staaten ein paar Vorlesungen halten soll.«
    »Dann hast du also nicht vor, es im Ruhestand langsamer angehen zu lassen?«
    Fred hüpfte auf einem Bein zu George. »Wir haben dir ein echt cooles Geschenk gekauft, Opa, ein …«
    »Halt den Mund, Fred. Es soll eine Überraschung sein«, fiel ihm Rose, das mürrische Teenagermädchen, vom Sofa aus ins Wort.
    Max kam unterdessen mit der entkorkten Champagnerflasche herein und füllte drei Gläser.
    »Prost euch allen.« George hob sein Glas. »Auf die nächsten fünfundsechzig Jahre.« Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, fragte er: »Kommt Julia auch?«
    »Ja, jedenfalls hat sie’s versprochen. Wahrscheinlich ist sie spät dran.«
    »Wie geht’s ihr?«, erkundigte sich George.
    »Nicht so gut.« Alicia schüttelte den Kopf. »Ich hab sie
letzte Woche mit zu der Auktion in Wharton Park genommen, um dein Geburtstagsgeschenk zu kaufen. Danach schien es ihr ein bisschen besser zu gehen, obwohl das nicht viel zu bedeuten hat.«
    »Wie schrecklich«, seufzte George. »Ich fühle mich so… hilflos.«
    »Das tun wir alle, Dad«, pflichtete Alicia ihm bei.
    »Zuerst der Tod eurer Mutter, als sie elf war, und jetzt… Das Leben ist ungerecht.«
    »Ja, furchtbar, und man weiß so gar nicht, was man tun oder
    sagen soll. Julia hat Mums Tod damals ziemlich verstört, das weißt du ja, Dad. Nun hat sie die drei Menschen verloren, die ihr am meisten bedeuteten.«
    »Hat sie erwähnt, ob sie nach Südfrankreich zurückmöchte? «, erkundigte sich George. »Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich in ihrem eigenen Haus besser fühlen würde als in diesem düsteren Cottage.«
    »Nein. Wahrscheinlich erträgt sie die Erinnerungen dort nicht. Ich hätte sehr zu kämpfen, wenn dieses Haus plötzlich …«, Alicia biss sich auf die Lippe, »… leer wäre.«
    »Opa? Hast du eine Freundin?«, platzte Kate dazwischen und kletterte auf seinen Schoß.
    »Nein, Schätzchen«, antwortete George schmunzelnd.» Mir war immer nur deine Oma wichtig.«
    »Wenn du möchtest, könnte ich deine Freundin sein«, bot Kate ihm an. »Du bist sicher einsam so allein in dem großen Haus in Norwich.«
    Alicia zuckte zusammen. Kate hatte die Angewohnheit, das zu sagen, was alle dachten.
    »Ich bin nicht einsam, Schätzchen«, widersprach George und zerzauste ihr die Haare. »Ich habe Seed, meinen Hund, und meine Pflanzen, die mir Gesellschaft leisten.« Er drückte
sie an sich. »Aber ich verspreche dir, falls mir jemals nach einer Freundin sein sollte, wende ich mich zuerst an dich.«
    Da sah Alicia Julias Wagen die Auffahrt heraufkommen.
    »Sie ist da, Dad. Ich geh sie reinholen.«
    »Gut, Liebes«, sagte George, der Alicias Sorge spürte.
    Alicia öffnete die Haustür. George, dachte sie, hatte, obwohl der Tod ihrer Mutter nun mehr als zwanzig Jahre zurücklag, nicht das getan, wofür sich die meisten Männer in seiner Situation entschieden hätten, sich nach einem Ersatz für ihre Mutter umgesehen. Alicia erinnerte sich an all die geschiedenen Frauen, die ihren attraktiven Vater umschwärmt hatten, ohne je sein Interesse zu wecken.
    Die eine
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