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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
Autoren: Michael Kibler
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Und ekelhaft. Dann nestelte er an seinem Gürtel herum. Und am Reißverschluss seiner Hose. Das war der Moment, in dem die Wut kam. Er hätte mir nichts tun können, so betrunken, wie er war, war ich stärker. Ich hätte einfach aus der Wohnung rennen und über Handy die Polizei rufen sollen. Aber da war sie wieder, die Erinnerung, wie die vier mich gepackt hatten, mich angrapschten. Und ich wollte nur noch eins. Ich wollte ihm wehtun. Richtig wehtun. Ich ging ins Schlafzimmer und holte meinen Taser. Hatte mir Judith mal aus den Staaten besorgt. Und ich schoss ihm ins Bein. Und dann zog ich den Abzug. Dreimal. Viermal. Fünfmal. Anschließend wollte ich die Polizei rufen. Aber Wölzer verdrehte die Augen. Und regte sich nicht mehr. Ich fühlte seinen Puls. Nichts. Der Mann war tot. Ich hatte ihn umgebracht mit diesem Scheißding.
    Ich stand sicher zehn Minuten regungslos im Wohnzimmer. Dann rief ich Judith an. Wir haben uns vor zwei Jahren kennengelernt, weil sie immer wieder interessante Artikel lieferte, die für meine Zeitschrift Luise wie gemacht waren. Wir freundeten uns an, stellten fest, dass wir beide aus Fränkisch-Crumbach kamen – damals hatten wir keinen Kontakt. Paula – wie sie damals ja noch hieß – ist zwei Jahre älter als ich. Ich merkte bald, dass sie oft das Blaue vom Himmel log. Besonders nach dem Urlaub. Und als ich ihr erzählt habe, dass die vier mich fast vergewaltigt hatten, da sagte sie mir, dass es den vieren bei ihr geglückt sei. Ich hatte mitbekommen, dass Paula vergewaltigt worden war. Aber ich wusste eben auch, dass die vier damals auf Klassenfahrt waren. Der Dorffunk hat ja gut funktioniert. Und so dachte ich, sie würde wieder nur eine Story erfinden, um sich interessant zu machen. Aber als Richard sagte, ›die andere, die hat das doch auch genossen‹, da wusste ich, dass Judith nicht gelogen hatte. Also rief ich sie an. Ich wollte nicht in den Knast, ich wollte meinen Laden nicht wegen dieses Arschlochs verlieren. Ich weiß gar nicht, was ich von Judith eigentlich erwartet habe.
    Sie kam, sah den toten Wölzer und fragte als Erstes, ob die anderen drei auch in Darmstadt seien. Ich sagte, dass alle in dieser Burschenschaft seien. Dann sah Judith mich an und sagte, sie würde mein Problem lösen. Aber dann hätte sie etwas gut bei mir. Was ich zusagte. Sie fuhr weg, kam zwei Stunden später wieder. Packte mit mir Wölzer in einen Plastik-Leichensack. Keine Ahnung, wo sie den aufgetrieben hatte. Ich half ihr, den schweren Sack in den Kofferraum von Wölzers Wagen zu packen. Sie schaffte es fast allein. War schon immer in irgendwelchen Fitnessstudios gewesen. Dann fuhr sie davon. Ich hörte nichts mehr von der Leiche. Und die Polizei tauchte auch nie bei mir auf. Ich fragte Judith, was aus Wölzer geworden wäre. Sie sagte nur, ich solle es vergessen.«
    Horndeich war inzwischen die Frankfurter Straße entlanggefahren und anschließend den Röhnring und den Spessartring entlanggeheizt. Nun bog er in die Erbacher Straße ab. »Sie haben es aber nicht vergessen?«
    »Doch. Zumindest verdrängt. Bis Donnerstag vor zweieinhalb Wochen. Da erzählte Doro davon, dass der Ehemann von einer Frau aus ihrem Hexencoven verschwunden sei. Spurlos. Einfach so. Der Mann von Angelika Sacher, Emil Sacher. Da hatte ich dann eine ziemlich furchtbare Ahnung und überlegte den ganzen Donnerstag und den ganzen Freitag, ob ich Judith ansprechen sollte. Freitagabend fuhr ich zu ihr. Es war zehn Uhr. Sie war nicht zu Hause. Ich wartete auf dem Platz vor ihrem Haus. Sie kam um kurz vor zwölf mit einem Pritschenwagen von irgendeiner Baufirma mit Karlsruher Kennzeichen – offensichtlich gemietet. Ich fragte sie, was sie mache, ob sie etwas mit dem Verschwinden von Emil Sacher zu tun habe. Sie sagte nur, ich solle ihr a) dankbar sein und mich b) um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.
    Ich fuhr wieder. Und wartete auf dem Parkplatz, der ihrer Ausfahrt gegenüberliegt. Ich wartete bis halb zwei. Dann fuhr ein Wagen von ihrem Grundstück und bog Richtung Darmstadt ab. Ich klemmte mich dahinter, mit etwas Abstand. Der Pritschenwagen hielt unweit des Trainingsbads. Und stand dann dort. Ich blieb auf Distanz. Judith parkte da zehn Minuten. Und da ahnte ich, was sie vorhatte. Ich wartete etwas entfernt. Um halb zwei fuhr sie den Fußweg entlang des Woogs. Ich fuhr parallel die Heinrich-Fuhr-Straße hinunter, stellte den Wagen an der Ecke ab. Dann hörte ich den Motor des Pritschenwagens, er blieb an der
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