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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
Autoren: Michael Kibler
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ersten Geburtstag gefeiert hatte, schwamm sie noch nicht. Doch die Vorteile von wasserdichten Windeln hatte auch Horndeich schon zu schätzen gelernt. Wobei er bis vor wenigen Wochen noch gar nicht gewusst hatte, dass es tatsächlich Windeln gab, die auch das Eindringen von Wasser verhinderten.
    Der Badesee hatte den großen Vorteil, dass Horndeich die Bahnen nicht mit verkappten Kampfschwimmern oder schwimmenden Kaffeekränzchen teilen musste. Das Einzige, was das Schwimmen beeinträchtigte, waren ab und an irgendwelche Wassergräser, die seine Beine streiften. Und die Dinger wuchsen schneller, als man sie abschneiden konnte.
    Viele Darmstädter verschmähten den See, weil das Wasser wegen der vielen Schwebstoffe nicht glasklar war. Dabei sorgte der Darmbach für einen steten Frischwasserzulauf. Und auch die regelmäßigen Wasserproben zeugten durchgehend von guter Wasserqualität.
    Im Nichtschwimmerbereich planschten sicher hundert Leute. Horndeich war froh, dass er der Masse entschwommen war.
    Er versuchte, das Tempo etwas zu erhöhen, und erreichte die Badeinsel, die rechts von ihm mit Ketten an dem für sie bestimmten Ort gehalten wurde. Die Stadt hatte sie erst in diesem Jahr zu Wasser gelassen. Auf den knapp vierzig Quadratmetern sonnten sich zahlreiche Badegäste. Ein Pärchen am Rand knutschte ziemlich ungeniert.
    Horndeich hob den Kopf aus dem Wasser, sog die Luft ein, tauchte unter, die Arme verdrängten das Wasser, er glitt nach vorn, die Beine stießen sich im Wasser ab, der nächste Atemzug stand an.
    Da erkannte Horndeich, dass in einiger Entfernung vor ihm etwas im Wasser trieb. Ein Fisch?
    Er lenkte die Schwimmbewegungen ein wenig nach rechts, zog die Arme durch, tauchte wieder auf.
    Ein verdammt großer Fisch. Dann hörte er bereits das Schreien von der Badeinsel, die inzwischen hinter ihm lag. Mindestens dreistimmig. Zwei Frauen, ein Mann.
    Horndeich schaute auf den Körper vor sich im Wasser. Er paddelte jetzt auf der Stelle. Das war kein Fisch. Ganz sicher nicht. Das, was da vor ihm im Wasser lag, war ein menschlicher Körper. Und definitiv ein toter menschlicher Körper.
    Oh nein, dachte er. Dann wendete er. Kurz überlegte er, auf die Badeinsel zuzusteuern. Doch dann drehte er bei. Hundertzwanzig Meter entfernt am Ufer warteten seine Frau und seine Tochter. Und sein Handy.
    Jetzt kraulte er. So schnell er konnte.
    Eine Dreiviertelstunde später war die Woogsinsel komplett geräumt. Die Spurensicherung suchte bereits das Ufer ab, Taucher der Bereitschaftspolizei untersuchten den Grund des Sees. Die Kollegen von der Schutz- und Bereitschaftspolizei nahmen die Personalien der Badegäste auf, die jetzt auf der hinter der Woogsinsel liegenden Wiese standen und darauf warteten, nacheinander das Gelände verlassen zu dürfen.
    Mit einem Boot hatten die Jungs der Bereitschaftspolizei zuerst die Badegäste, die nicht bereits selbst ans Ufer geschwommen waren, von der kleinen Badeinsel zur Woogsinsel gefahren. Danach hatten sie die Leiche an Land gebracht und auf der Woogsinsel abgelegt. Über der Leiche war inzwischen ein Zelt aufgebaut, nicht zuletzt, um Neugierigen das Gaffen unmöglich zu machen.
    Bevor die Bereitschaftspolizei eingetroffen war – von ihrem Stützpunkt in Mainz-Kastel aus hatten die auch knapp eine halbe Stunde gebraucht –, war die Leiche ungeschützt im Wasser getrieben. Kurz hatte Horndeich erwogen, den Ekel zu unterdrücken und sie eigenhändig an Land zu ziehen. Doch er wollte auf keinen Fall eventuelle Spuren vernichten oder verunreinigen. Also hatte er mit all den anderen auf die Einsatzbusse und Gerätschaftswagen der Mainzer Kollegen gewartet.
    Es hatte eine Viertelstunde gedauert, bis die Kollegen der Schutzpolizei das ganze Gelände um den See, inklusive der Fußwege, abgesperrt hatten. Vorher hatte Horndeich ungläubig beobachtet, wie sich auf dem Fußweg Menschentrauben bildeten, die den im Wasser treibenden Körper mit ihren Handys ablichteten. Er hatte auch die eine oder andere Spiegelreflexkamera mit Monster-Tele gesichtet. Einer der Meisterfotografen war sogar auf einen Baum geklettert, um freie Sicht zu haben.
    »Was haben wir hier?«, fragte Margot Hesgart. Steffen Horndeichs zehn Jahre ältere Vorgesetzte und Partnerin war inzwischen auch eingetroffen. Sie trug bereits einen weißen Schutzanzug sowie blaue Plastiküberschuhe. Wieder einmal fiel Horndeich auf, dass sie in den vergangenen Wochen sicher zehn Kilo abgenommen hatte. Da Margot nie dick gewesen war,
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