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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
Autoren: Michael Kibler
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die die Kollegen nicht hatten zuordnen können. Es war eine anonyme Prepaidkarte gewesen. Das war das einzig Auffällige, was sie überhaupt hatten finden können. Wenn man das auffällig nennen konnte. Margot blätterte weiter durch die Unterlagen und sah, dass Emil Sachers Frau Angelika ihnen auch die Adresse des Zahnarztes ihres Mannes hinterlassen hatte.
    Sie griff zum Telefon. Dann wählte sie die Nummer des Doktors.
    Horndeich hatte es seiner Chefin nicht ausreden können. »Ja, heute Abend noch«, hatte sie auf sein ungläubiges Nachfragen wiederholt. Also war er vom Zentrum der Rechtsmedizin in Frankfurt nochmals zum Präsidium gefahren, um von dort aus mit Margot weiter in den Diltheyweg zu fahren. Dort wohnte die Familie Sacher in einem kleinen Reihenhäuschen gegenüber dem Alten Friedhof. Die Familie bestand jetzt nur noch aus Emil Sachers Frau Angelika und dem siebzehnjährigen Filius, Bruno Sacher. Denn die Identifikation des Toten als Emil Sacher war dank Margots Kontakt mit dem Zahnarzt inzwischen eindeutig. Der hatte den Zahnstatus an Hinrichs E-Mail-Adresse gemailt. Bingo. Vier Tage vor seinem Verschwinden hatte ihm der Zahnarzt drei Backenzähne für Kronen vorbereitet und abgeschliffen. Zusammen mit einem Implantat und drei charakteristischen Gold-Inlays bestand damit kein Zweifel mehr daran, dass der Tote Emil Sacher war.
    »Also, noch mal in Kurzform, was hat Hinrich herausgefunden?«, erbat Margot einen Bericht.
    Horndeich zog sein kleines Notizbuch aus der Innentasche. Eine kurze Zeit lang hatte er versucht, sein Handy als Notizbewahrer zu nutzen. Aber die Daddelei auf der virtuellen Tastatur hatte mehr Vertipper als brauchbare Informationen hervorgebracht. War nett, wenn man das später alles problemlos auf den Rechner beamen konnte – doch Buchstabenmüll blieb eben einfach Buchstabenmüll.
    Er öffnete das Notizbuch. »Also, Emil Sacher ist ungefähr zwischen Freitagnachmittag und Samstagnachmittag umgebracht worden. Genauer kann Hinrich das nicht eingrenzen, ohne zu raten. Da Sacher aber kaum freitags oder samstags während des Badebetriebs in den Woog gekippt wurde, ist Freitagnachmittag bis Freitagnacht als Todeszeitpunkt am wahrscheinlichsten.«
    »Klingt einleuchtend«, sagte Margot und lenkte den Mini auf die Linksabbiegerspur der Klappacher Straße.
    »Er hat einen Schlag auf den Kopf gekriegt, ziemlich heftig, wahrscheinlich war er danach bewusstlos. Der Schädel hat einen feinen Riss bekommen. War ein stumpfer Gegenstand. Der hat aber keine Partikel hinterlassen, zumindest keine, die auf den ersten Blick auffallen. Hinrich schaut sich das alles noch mal durchs Mikroskop an. Gestorben ist Sacher aber tatsächlich durch Ertrinken.«
    Margot fuhr die Nieder-Ramstädter hinunter – deutlich schneller als mit den erlaubten fünfzig Stundenkilometern. »Der Mörder schlägt ihm auf den Kopf, zieht ihn aus, fesselt ihn, fährt ihn an den Woog, schleift ihn irgendwo ins Wasser, versenkt ihn? Da muss schon richtig viel Hass dahinterstehen.«
    »Ja, sieht nicht so aus, als ob es im Affekt aus Leidenschaft passiert ist«, meinte Horndeich. »Aber eine Frage bleibt dennoch offen: Wo war Sacher die sechzehn Tage zwischen seinem Verschwinden und seiner Ermordung?«
    »Und wieso hat uns seine Frau nichts von dem Tattoo gesagt?«
    »Richtig. Auch dazu hat Hinrich sich geäußert: Er sagte, dass die Tätowierung nicht frisch gewesen ist, also völlig ausgeheilt – daher mindestens sechs Wochen alt oder eben älter.«
    Margot bog in den Herdweg ab, zog dann nach links in den Diltheyweg, als ob sie eine Rallye gewinnen wollte.
    »Hui, flott, flott«, versuchte Horndeich seinem Unmut humoristisch Luft zu machen.
    »Was zu meckern?«, fragte Margot.
    Horndeich arbeitete nun wirklich lange genug mit seiner Kollegin zusammen, um zu wissen, wann er die Diskussion am besten vertagte. »Nein, nein, alles bestens.«
    Sie stellten den Wagen vor dem Haus der Sachers ab. Es war ein schmuckes Häuschen. Die beiden Polizisten stiegen aus.
    Margot klingelte.
    Keine zehn Sekunden später wurde die Tür geöffnet.
    Angelika Sacher stand vor ihnen, extrem bleich im Gesicht. Die Frau erkannte Margot auf den ersten Blick wieder. »Er ist es, nicht wahr?«, sagte sie noch vor einer Begrüßung.
    Horndeich wunderte sich zwar, wie die Frau so schnell von der Leiche im Woog erfahren hatte, aber es bestand kein Zweifel daran, dass sie von genau dieser Leiche sprach. Frau Sacher wirkte noch zerbrechlicher, als er
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