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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Autoren: Glenn Meade
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Mauern wucherte Unkraut, und die Wände hätten einen neuen Anstrich gut gebrauchen können.
    Während ich dem jungen Mädchen über den Hinterhof folgte, sah ich eine ältere Dame, die an einem Tisch saß. Sie war elegant, und ihr schön proportioniertes, wie gemeißelt wirkendes Gesicht ließ kaum einen Schluß auf ihr Alter zu.
    Obgleich ihr Haar ergraut war, war die Frau bemerkenswert attraktiv. Die hohen Wangenknochen verliehen ihren Zügen einen slawischen Einschlag. Sie trug ein schlichtes, schwarzes Kleid, das sich um ihre schlanke Gestalt schmiegte, eine dunkle Brille und einen weißen Schal.
    Sie blickte mich lange an, bevor sie aufstand und mir die Hand reichte.
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Massey.«
    Ich schüttelte ihr die Hand und reichte ihr die Orchideen.
    »Man hat mir gesagt, daß alle Russen Blumen lieben.«
    Sie lächelte und roch an den Orchideen. »Wie nett von Ihnen. Möchten sie etwas trinken? Kaffee? Oder einen Brandy?«
    »Einen Brandy, bitte.«
    »Russischen Brandy? Oder ist der für euch Amerikaner zu stark?«
    »Ganz und gar nicht. Vielen Dank.«
    Das Mädchen hatte neben der Frau gewartet. Jetzt nahm sie eine Flasche von einem Tablett und schenkte mir ein Glas ein.
    Die Frau legte die Orchideen auf den Kaffeetisch. »Danke, Rachel«, sagte sie. »Du kannst uns jetzt allein lassen.« Als das Mädchen gegangen war, erklärte die Frau: »Das ist meine Enkelin. Sie hat mich nach Moskau begleitet.« Als müßte sie die Anwesenheit ihrer Enkeltochter rechtfertigen. Dann lächelte sie wieder. »Ich bin Anna Chorjowa, aber das wissen Sie zweifellos.«
    Sie bot mir aus einer Packung, die auf dem Tisch lag, eine Zigarette an, und ich nahm an. Sie steckte sich selbst eine zwischen die Lippen, gab uns beiden Feuer und betrachtete dann den Ausblick. Sie spürte mit Sicherheit, daß ich sie anstarrte, aber vermutlich war sie an die Blicke von Männern gewöhnt.
    Sie lächelte, als sie mich wieder anschaute. »Wie ich gehört habe, waren Sie sehr hartnäckig, Mr. Massey.«
    »Vermutlich bringt das der Beruf mit sich. Ich bin Journalist.«
    Sie lachte. Es war ein offenes Lachen. »Dann sagen Sie mir mal, was Sie von mir wissen.«
    Ich trank einen Schluck Brandy. »Bis vor einer Woche wußte ich fast gar nichts. Erst dann erfuhr ich, daß Sie noch leben und in Israel wohnen.«
    »Ist das alles?«
    »Oh, es gibt noch eine Menge mehr, das versichere ich Ihnen.«
    Das schien sie zu amüsieren. »Erzählen Sie weiter.«
    »Sie sind vor über vierzig Jahren aus einem sowjetischen Gefangenenlager entkommen, nachdem man Sie zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt hatte. Sie sind die einzigeÜberlebende einer streng geheimen CIA-Operation mit Kodenamen Schneewolf.«
    »Wie ich sehe, haben Ihre Freunde in Langley Sie eingeweiht.« Sie lächelte. »Reden Sie weiter.«
    Ich lehnte mich zurück und schaute sie an. »In Langley hat man mir so gut wie nichts erzählt. Ich glaube, das wollte man Ihnen überlassen. Man hat mir nur gesagt, daß mein Vater nicht in Washington begraben ist, sondern in einem anonymen Grab in Moskau. Er ist im Dienst für sein Vaterland gefallen, und Sie waren dabei, als es passierte.«
    Sie forderte mich mit einem Nicken auf fortzufahren.
    »Ich habe Unterlagen gefunden. Alte Papiere aus dem Besitz meines Vaters.«
    »Das hat man mir erzählt.«
    »Auf den Seiten standen vier Namen, die mehrmals aufgetaucht sind. Ihrer war darunter und noch drei andere: Alex Slanski. Henri Lebel. Irina Dezowa. Mein Vater hatte noch einen Satz darunter geschrieben, der letzte Satz auf den Seiten. Er lautete: ›Wenn sie gefaßt werden, stehe Gott uns allen bei.‹ Ich habe gehofft, daß Sie mir weiterhelfen können.«
    Lange Zeit sagte sie nichts, betrachtete mich durch ihre dunklen Brillengläser. Dann nahm sie die Brille ab, und ich sah ihre Augen. Sie waren groß, dunkelbraun und sehr schön.
    »Sagt Ihnen dieser Satz irgend etwas?«
    Sie zögerte. »Ja, er bedeutet etwas für mich«, erwiderte sie dann rätselhaft. Sie schwieg erneut einige Augenblicke und wandte den Kopf ab. Als sie mich dann wieder anschaute, fragte sie: »Was wissen Sie noch?«
    Ich lehnte mich im Stuhl zurück. »Möchten Sie den Aktenordner sehen, den ich gefunden habe?«
    Anna Chorjowa nickte. Ich zog ein einzelnes, fotokopiertes Blatt aus meiner Tasche und reichte es ihr.
    Sie las es kurz und legte es dann langsam auf den Tisch.
    Ich warf einen flüchtigen Blick auf das Papier. Mittlerweile hatte ich die Worte so
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