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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Autoren: Glenn Meade
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dachte, wie wunderschön sie selbst im Tod noch aussah. Dann trat ich zurück und stand etwas abseits von der Trauergemeinde, während die Totengräber ihre Arbeit begannen.
    Da geschah etwas Bemerkenswertes.
    Als ich dastand und beobachtete, wie der Sarg in die Erde gesenkt wurde, bemerkte ich ein altes Paar, das Arm in Arm unter den Trauernden stand. Das Gesicht der Frau war faltig, doch unter dem Kopftuch konnte ich einen Hauch von Rot in ihrem grauen Haar sehen. Der Mann war sehr alt und ging weit vornübergebeugt.
    Er trug einen schwarzen Lederhandschuh an seiner steifen linken Hand.
    Es überlief mich eiskalt.
    Das Paar wartete, bis der Sarg in die Erde gesenkt wurde,bevor der alte Mann vortrat und einen Strauß Winterrosen in das offene Grab legte. Als er zurücktrat, sah ich, wie sein Blick über den Stein auf Alex Slanskis Grab glitt. Lange stand er da und schien in Gedanken verloren zu sein, bis die Frau seinen Arm nahm, ihn auf die Wange küßte und ihn wegführte.
    Als sie an mir vorüberkamen, konnte ich meiner Aufregung kaum noch Herr werden.
    Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich den Mann sanft an der Schulter berührte. »Major Lukin?« fragte ich auf russisch. »Major Juri Lukin?«
    Der alte Mann zuckte zusammen, und seine wäßrigen Augen musterten mein Gesicht.
    Er wirkte lange Zeit unentschlossen, als würde er nachdenken; dann warf er einen kurzen Blick auf seine Frau, bevor er mit zittriger Stimme meine Frage beantwortete.
    »Tut mir leid, Sir. Sie irren sich. Mein Name ist Tarakanow.«
    Das Paar ging weiter. Ich wollte etwas sagen, denn ich erinnerte mich an den Namen, an Slanskis Familiennamen, doch ich war wie vom Donner gerührt. Ich beobachtete, wie das alte Paar in einen der schwarzen Wagen stieg, die in der Nähe parkten, und über den schmalen Friedhofsweg davonfuhr, bis die roten Rückleuchten des Wagens im Schneetreiben verschwanden.
    War es Juri Lukin?
    Vielleicht.
    Ich glaube, er ist nicht gestorben, auch wenn Anna Chorjowa es behauptet hatte.
    Aber das alles war schon so lange her. Ich hatte meine eigene Wahrheit gefunden. Ich hatte die Geister der Vergangenheit wachgerufen, und nun wurde es Zeit, sie endgültig zu begraben.
    Ich warf einen letzten Blick auf die drei Gräber, drehte mich um und ging zurück zu den Toren des Klosterfriedhofs.

ANMERKUNGEN DES VERFASSERS
    Obwohl das genaue Datum und die Zeitangabe nicht zweifelsfrei bestätigt werden können, berichtet die Geschichtsschreibung, daß Josef Stalin in der Nacht vom 1. auf den 2. März 1953 tödlich erkrankte. Er starb knapp vier Tage später.
    Bis zum heutigen Tag bleiben die genauen Umstände seines Todes ein Geheimnis.
    Einige Quellen behaupten, er wäre von Lawrenti Berija vergiftet worden, dessen Prahlereien an Stalins Sterbebett hinlänglich überliefert sind, doch diese Theorie konnte nie bewiesen werden.
    Stalins Verwandte behaupten, daß er getötet wurde und nicht an einer Gehirnblutung gestorben ist, wie allgemein kolportiert wird. Überdies behaupten Stalins Angehörige, daß seine wirkliche Todesursache aus Gründen der Staatssicherheit verschwiegen wird. Tatsächlich gibt es historisch verbürgte Indizien, die diese Theorie stützen.
    Einige Monate nach Stalins Tod hatte die CIA Berichte über die besorgniserregende Verschlechterung des geistigen Zustandes des sowjetischen Diktators erhalten.
    Stalin zeigte alarmierende Anzeichen einer ernsten psychischen Störung, und die CIA wußte auch sehr genau von Stalins beinahe schon manischem Wunsch, die Wasserstoffbombe vor den Amerikanern fertigzustellen. Außerdem waren die CIA-Chefs sich darüber im klaren, daß die Sowjets den Amerikanern tatsächlich voraus waren und daß Stalin eine ›endgültige Lösung der Judenfrage‹ anstrebte, die Hitlers ›Endlösung‹ ebenbürtig sein sollte.
    Dies alles waren ernsthafte und besorgniserregende Anzeichen, zumal in der heißesten Zeit des kalten Krieges. Ein neuer Weltkrieg schien durchaus im Bereich des Möglichen.
    War Stalin ermordet worden, um eine Eskalation des Konflikts zu verhindern?
    Es gab zahlreiche Pläne, ihn zu töten, doch alle sind gescheitert oder niemals durchgeführt worden. Doch die Geschichte enthüllt nur selten ihre tiefsten Geheimnisse. Es trifft zu, daß die CIA in den Tagen und Wochen vor StalinsTod bereits einige Agenten mit militärischer Ausbildung nach Moskau geschickt hatte. Es ist auch wahrscheinlich, daß die CIA einen Attentatsplan erwogen hat. Und fast unmittelbar nach Stalins
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