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Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf

Titel: Operation Schneewolf - Meade, G: Operation Schneewolf - Snow Wolf
Autoren: Glenn Meade
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wem?«
    Donahue antwortete nicht, starrte mich einfach nur an.
    Ich erwiderte den Blick und versuchte es dann auf die etwas sanftere Tour. »Welchen Schaden kann es denn anrichten, wenn Sie mir verraten, was wirklich mit meinem Vater geschehen ist? Ich bin bereit, die Unterlagen zurückzugeben. Und wenn die ganze Sache tatsächlich so ungeheuer geheim war, unterschreibe ich, was Sie wollen, und garantiere damit mein Schweigen. Aber drohen Sie mir nicht, Donahue. Es hat mich vierzig Jahre Ärger und Schmerz gekostet, nicht die Wahrheit über meinen Vater zu kennen, sondern nur gesagt zu bekommen, er habe irgendwo Selbstmord begangen.« Ich blickte Donahue entschlossen an. »Glauben Sie mir eins: Wenn ich die Wahrheit nicht erfahre, werde ich tun, was ich gesagt habe.«
    Donahue seufzte, schaute mich ärgerlich an und preßte die Lippen zusammen. »Kann ich Ihr Telefon benutzen?«
    »Es steht im Flur. Sie sind daran vorbeigegangen, als Sie hereingekommen sind.«
    »Ich muß Ihnen sagen, daß die ganze Angelegenheit jetzt nicht mehr meiner Entscheidungsgewalt untersteht«, erklärte Donahue. »Ich werde einen Anruf tätigen, Mr. Massey. Einen sehr wichtigen Anruf. Die Person, mit der ich spreche, wird jemand anderen anrufen. Diese beiden Leute werden sich einigen müssen, bevor Ihre Forderungen erfüllt werden können.«
    Ich blickte ihm fest ins Gesicht. »Wen rufen Sie an?«
    »Den Präsidenten der Vereinigten Staaten.«
    Die nächste Frage stellte sich wie von selbst. »Und wen ruft er an?«
    Donahue warf einen kurzen Seitenblick auf Vitali und schaute dann wieder mich an.
    »Den russischen Präsidenten.«
    Es hatte aufgehört zu regnen. Die wärmenden Sonnenstrahlen schienen zwischen den aufgerissenen Wolken hindurch und ließen die goldenen zwiebelförmigen Kuppeln des Klosters von Nowodewitschi erstrahlen.
    Ich blickte auf die beiden schlichten Gräber, auf das meines Vaters und die Grabstätte daneben, mit dem verwitterten Grabstein.
    Es stand kein Name und keine Inschrift darauf. Es war ein Stein wie der meines Vaters.
    Auf sämtlichen russischen Friedhöfen stehen kleine Bänke vor den Gräbern. Dort setzen sich die Verwandten mit einer Flasche Wodka hin und reden mit ihren Verstorbenen. Aber vor diesen Gräbern standen keine Bänke. Sie waren vergessen, von Unkraut und Gras überwuchert.
    Das zweite Grab beschäftigte mich, aber ich wußte, daß es keinen Sinn hatte, lange darüber zu grübeln. Obwohl ich natürlich ständig daran denken mußte und mir instinktiv klar war, daß dieses zweite, schlichte, anonyme Grab irgend etwas mit dem Tod meines Vaters zu tun haben mußte.
    Ich wußte so wenig, und es gab so viel, was ich noch erfahren mußte. Hoffentlich würde Anna Chorjowa es mir erzählen.
    Ich schlenderte zurück zu den Friedhofstoren, winkte ein Taxi heran und fuhr durch die heißen, belebten Straßen nach Moskau zurück in mein Hotel. Dort wartete ich, legte mich aufs Bett und schloß die Augen. Aber ich schlief nicht ein.
    Nachdem es zu regnen aufgehört hatte, senkte sich die Hitze drückend auf die Stadt.
    Ich hatte länger als vierzig Jahre darauf gewartet, das Geheimnis meines Vaters zu erfahren.
    Da zählten ein paar Stunden gar nichts.
    Die Worobjowije Gory, die sogenannten Spatzenhügel, lagen im strahlenden Sonnenschein. Im Garten des großen Holzhauses blühten Blumen, und man konnte von dort aus die Moskwa sehen.
    Es war eine alte Villa aus der Zarenzeit, ein großes, geräumiges Gebäude mit einem weißen Holzzaun, Fensterläden aus Holz und Blumenkästen davor. Das Haus lag ein Stück von der Straße entfernt.
    Der Taxifahrer setzte mich vor dem Tor ab. An dem Wachhäuschen warteten zwei Männer in Zivilkleidung. Es waren israelische Sicherheitsbeamte. Der eine kontrollierte meinen Ausweis, der andere den Strauß weißer Orchideen, den ich mitgebracht hatte. Bevor der zweite Wachmann mir das Tor öffnete, rief er in der Villa an. Ich ging zum Haus.
    Zu meiner Überraschung öffnete mir eine junge Frau die Tür, als ich klingelte. Sie trug Jeans und Pullover und war Anfang Zwanzig, groß, schlank und sonnengebräunt.
    Sie lächelte herzlich und begrüßte mich auf englisch. »Bitte, kommen Sie herein, Mr. Massey.«
    Ich folgte ihr durch einen kühlen Marmorflur, in dem unsere Schritte laut hallten.
    Sie führte mich auf die Rückseite der Villa. Der Garten beeindruckte mich durch seine Farbenpracht, doch im hellen Sonnenlicht wirkte das Haus ein wenig schäbig und heruntergekommen. An den
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