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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod
Autoren: Alafair Burke
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Fall ohne brauchbare Anhaltspunkte zu verfolgen. Ellie wusste, dass eine gute, effiziente Polizistin – eine, die angesichts der knapp bemessenen Zeit Prioritäten zu setzen wusste – den Bericht einfach abgeschlossen und zu den Akten gelegt hätte und zu ihrer eigentlichen Arbeit zurückgekehrt wäre.
    Nun hatte Effizienz noch nie ganz oben auf ihrer Liste gestanden. Sie wusste, dass Pandey log, und das ließ ihn wichtig erscheinen – ihr jedenfalls. Es ging ihr nicht darum, den Mann zu bestrafen. Er machte einen anständigen Eindruck. Wonach sie suchte, war eine Erklärung dafür, warum so ein anständiger Kerl schwindelte. Finde das Motiv, hatte ihr Vater immer gesagt. Solange sie Pandeys Motiv nicht verstand, würde diese unglaubwürdige Anzeige eines Raubüberfalls ihr keine Ruhe lassen.
    Sie ermahnte sich, effizient zu arbeiten, dieses eine Mal wenigstens, doch da kam ein Beamter in Uniform auf sie zu und teilte ihr mit, dass sie Besuch habe. Im Wartebereich stand neben der Tür zum Büro der Detectives eine dunkelhaarige, dunkelhäutige Frau in einem Umstandssari. Ihrem Umfang nach zu urteilen war das Baby in ihrem Bauch überfällig.
    »Ich bin wegen meinem Mann hier«, erklärte sie. »Samir Pandey. Er ist nicht nach Hause gekommen, deshalb habe ich in seiner Firma angerufen. Er ist überfallen worden?«
    »Es geht ihm gut«, sagte Ellie. »Ein bisschen mitgenommen ist er noch, aber weiter fehlt ihm nichts. Kein Grund zur Besorgnis – schon gar nicht für jemanden, der ohnehin ausgelastet ist. Wie lange haben Sie denn noch?«
    »Eine Woche.« Die Frau strahlte. »Eine Tochter«, sagte sie stolz.
    »Na dann, alles Gute. Setzen Sie sich doch, Ihr Mann kommt gleich. Wir sind so gut wie fertig mit seiner Aussage.«
    »Hatcher, ich warte.« Jenkins stand in der Tür zu seinem Büro und beobachtete sie.
    »Nur noch eine Sekunde, Chef«, sagte sie und lächelte.
    Es waren eher neunzig Sekunden. Ellie machte im überfüllten Wartebereich einen freien Stuhl für Mrs. Pandey ausfindig und ging noch einmal kurz zu ihrem Schreibtisch. Ein Anruf bei der Sachbearbeiterin in der Autovermietung, ein paar Eingaben am Computer, und sie hatte ihre Antwort. Sie ging hinüber zum Drucker, griff nach der Seite, die er gerade für sie ausspuckte, und eilte, mit dem Blatt wedelnd, zurück in den Verhörraum.
    Pandey fehlten nicht nur fünfzig Dollar. Ihm fehlte auch eine Dreiviertelstunde. Eine Dreiviertelstunde, während derer seine hochschwangere Frau auf ihn gewartet und sich gefragt hatte, wo er blieb. Sie wusste, warum Pandey log, und das Papier in ihrer Hand würde ihn zum Auspacken bewegen.
    Das Foto von Sandra Carr, der Frau, die Pandey als letzten Fahrgast in die Bronx gefahren hatte, entstammte der Kartei des New York Police Department; es war ein Jahr zuvor entstanden, als Carr wegen Prostitution festgenommen worden war. Pandey wurde blass, als er es erkannte.
    »Eine Dreiviertelstunde«, hielt sie ihrem Raubüberfallopfer vor. »Ihnen fehlen das Geld für Ihre letzte Fahrt und eine Dreiviertelstunde.«
    »Bitte sagen Sie meiner Frau nichts davon«, flehte er. »Es ist unser erstes Kind. So was hab ich noch nie gemacht. Ich hätte beinahe durchgehalten. Nur noch eine Woche, bis das Baby kommt, und danach müssen wir noch sechs Wochen warten, sagt der Doktor. Als ich mit der Frau nach oben gegangen bin, konnte ich noch nicht mal …«
    Pandey fegte das Foto beiseite, und Ellie meinte ein Schniefen zu hören. Sie begriff, warum er hier war. Ein paar Lügen – selbst die Kopfverletzung, die er sich eigenhändig zugefügt hatte – waren in seinen Augen ein geringer Preis dafür, dass seine morgendlichen Aktivitäten in der Versenkung verschwanden.
    »Wenn Sie sich in den nächsten sieben Wochen zu benehmen wissen, Mr. Pandey, können wir, denke ich, Ihre Anzeige wegen geringer Aussicht auf Aufklärung zu den Akten legen. Ich habe gehört, Sie erwarten ein kleines Mädchen.«
    Als er am Arm seiner Frau das Polizeirevier verließ, dankte der Chauffeur Ellie immer noch.
     
    »Setzen Sie sich endlich in Bewegung, Hatcher!« Jenkins war im Raum der Detectives erschienen.
    »Die Befragung hat ein bisschen länger gedauert, tut mir leid, Chef.« Ellie folgte ihm in sein Büro und lehnte sich seitlich an einen Schubladenschrank voller Akten.
    »Das scheint Ihnen öfter so zu gehen. Mit dieser Neugier müssen Sie sich vorsehen«, warnte er. »Die macht Sie entweder zur Heldin oder bringt Sie um.«
    »Oder beides.«
    »Auch
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