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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod
Autoren: Alafair Burke
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Bildung betraf, seine Vermögensverhältnisse, seine Absichten – sogar hinsichtlich seines Namens hatte er gelogen. Dixon brauchte lange für die Aufzählung der vielen Decknamen, die Jasper Dupre benutzt hatte, seit er Louisiana verlassen hatte.
    Als Dixon mit der offiziellen Version der Geschichte geendet und Ellie viele Einzelheiten untermauert hatte, war der Eindruck entstanden, dass ihrer beider separate Ermittlungen notwendig gewesen waren, um die ganze Wahrheit ans Licht zu bringen. Natürlich kannte Ellie die eigentliche Wahrheit. Und trotzdem machte es ihr nichts aus, dass am Ende Dixons Ermittlungen effektiver und umfassender erschienen, als sie tatsächlich gewesen waren, und ihre eigenen geringfügig weniger wichtig. Für sie bedeutete das nicht so viel. Dixon wollte im Job bleiben.
     
    Zu Hause fand sie ihren Koffer so aufgeklappt auf dem Bett liegend, wie sie ihn zurückgelassen hatte. Ohne auch nur Stiefel oder Mantel auszuziehen, faltete sie die letzten Kleidungsstücke zusammen, die in einem Stapel auf der Kommode lagen. Jess stand in der offenen Tür und sah zu, wie sie die Sachen in den Koffer legte.
    »Willst du das wirklich?«, fragte er.
    »Auf jeden Fall. Genau das brauche ich jetzt.«
    Der Anruf des Anwalts aus Kansas war zwei Tage zuvor gekommen. Nun, da sich der Wirbel um William Summers Verurteilung und Strafe gelegt hatte, gestattete die Polizei von Wichita den Angehörigen des verstorbenen Detectives Jerry Hatcher endlich, sich – unter Aufsicht – mit dem Beweismaterial auseinanderzusetzen. Ellie hatte für den frühen Nachmittag einen Flug gebucht. Sie hatte sogar angefragt, ob sie während ihres Aufenthaltes in Wichita William Summer in der El-Dorado-Justizvollzugsanstalt besuchen dürfe.
    »Und was machst du mit Clark Kent?«
    Ellie nahm es als ein Zeichen der Wertschätzung, dass Jess Peter einen Spitznamen verpasst hatte. »Ganz oft telefonieren. Er hat gesagt, wenn ich länger wegbleibe als drei Wochen, kommt er auch runter. Er hat schon ein Konzept für eine Story gemacht, damit die Zeitung ihm die Reise zahlt.«
    »Und wie geht’s weiter, wenn du wieder hier bist? Musst du denen vom Department nicht sagen, was du vorhast?«
    »Das werde ich schon rechtzeitig tun. Hauptsache, du weißt rechtzeitig, womit du in einem Monat Geld verdienen willst.«
    Ellie war immer noch freigestellt, aber Lieutenant Jenkins erkundigte sich bereits, wann sie wohl an ihren alten Platz in Midtown North zurückkehren werde. Während der vergangenen zwei Wochen hatte sie zu oft den falschen Leuten vertraut und anderen misstraut. Sie hatte eine zweifelhafte, illegale Geschichte konstruiert, weil sie zu dem Schluss gelangt war, dass es anders keine Gerechtigkeit geben würde. Sie hatte zugesehen, wie ihr Partner niedergeschossen wurde, und sich um ihn gekümmert, bis er starb. Sie war klug genug, keine voreilige Entscheidung zu treffen, aber sie sah sich nicht länger als Polizistin. Jedenfalls noch nicht.
    »Und es ist wirklich in Ordnung, wenn ich hierbleibe, während du weg bist?«
    »Bitte, Jess. Du weißt genau, dass du so oder so hierbleiben würdest.«
    »Eine Wohnung in Manhattan leer stehen zu lassen wäre sträfliche Verschwendung.«
    Jess half ihr, den Koffer zuzumachen, und trug ihn ihr bis zur Wohnungstür. Ellie sah auf die Uhr.
    »Ich gehe jetzt lieber.«
    »Warte, Ellie. Hast du dir das wirklich genau überlegt? Das mit dem Nach-Hause-Fahren? Ich meine, was ist, wenn sich herausstellt … du weißt schon, wenn herauskommt, dass wir uns die ganze Zeit etwas vorgemacht haben wegen Dad?«
    »Tja«, sagte sie und nickte. »Aber wir brauchen Klarheit. Mom muss nach all den Jahren endlich mal davon loskommen. Und ich bin da, um ihr beizustehen. Darauf bin ich eingestellt.«
    Sie spürte einen Kloß im Hals, deshalb verabschiedete sie sich von Jess, umarmte ihn und trug ihren Koffer hinunter auf die Straße. Als das nächste Taxi vorbeikam, hielt sie es an und half dem Fahrer, ihren riesigen Koffer zu verstauen. Auf dem Weg in Richtung Midtown Tunnel schaute sie hinaus auf die Straßen von Manhattan, wie sie es getan hatte, als sie das erste Mal hier entlanggefahren war. Sie wusste, dass sie diese Bilder vermissen würde und dass alles anders sein würde, wenn sie zurückkam.
     
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