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Online Wartet Der Tod

Titel: Online Wartet Der Tod
Autoren: Alafair Burke
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Uptons Hals hervortreten, als er Rostov anbrüllte, er solle sie endlich fertigmachen. Außer ihr sah keiner, wie der Knauf an der Wohnungstür sich drehte. Sie versuchte zu schätzen, wie weit die Glock von ihr entfernt war.
    »Die Kinder bleiben bei Zoya. Sie werden sie nie wiedersehen.« Sie hob die Stimme etwas, um gegebenenfalls die Tür zu übertönen, von der sie hoffte, dass sie gleich aufging. »Wer weiß, ob sie ihnen nicht lieber erzählt, dass Sie tot sind, als sie ihren Vater im Gefängnis besuchen zu lassen. Das haben Sie einzig und allein Jason zu verdanken. Alles, was das FBI hat, weist in Ihre Richtung, nicht in seine. Wenn Sie mich schon verabschieden, sollten Sie ihn wenigstens mitschicken.«
    Sie spürte, wie die Stimmung umschlug. Jetzt war sie diejenige, die den Ton vorgab. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Rostov die Waffe auf Upton richten. Sie stellte sich vor, wie die Kugel Upton traf. Und wie sie in der Zeit, die Rostov brauchte, um einen zweiten Schuss abgeben zu können, nach ihrer Waffe hechtete. Sie malte sich aus, wie die Wohnungstür aufging. Und während sie sich das alles vorstellte, redete sie ununterbrochen weiter.
    Das Problem war, dass Rostovs erster Schuss nicht Upton galt. Er galt Ellie.
    Die Kugel traf sie mit der Wucht eines Rammbocks. Sie fiel zu Boden und landete auf nacktem Holz. Gleich darauf gab Rostov einen zweiten Schuss ab, direkt auf Uptons linke Wange. Upton presste beide Hände auf die Wunde und lehnte sich zurück. Dann schwang sein Oberkörper wie ein Pendel wieder nach vorn, und er brach über dem Tisch zusammen.
    Gerade als seine Stirn auf dem Teebecher aufschlug, betrat Charlie Dixon den Raum.
    »Waffen runter! Waffen runter! FBI.«
    Rostov fuhr zu Dixon herum. Dixon reagierte augenblicklich. Zwei schnelle Schüsse aus seiner Halbautomatik. Rostov taumelte rückwärts, stolperte und sackte neben Ellie auf den Boden.
    Dixon kam eilig zu Ellie herüber und stieß die Derringer aus Rostovs Reichweite. Sie versuchte vergebens, den Kopf zu heben. Als Dixon zwei Finger gegen ihre Halsschlagader drückte, brachte sie eine letzte Bitte hervor. »Kümmern Sie sich um den Mann im Bad.« Dann schloss sie die Augen, und alles wurde schwarz.
     

39
    Ellie kniete neben Flann McIlroy und presste ihren Mantel gegen seinen Bauch. Sie wartete auf die Notärzte, die ihn retten sollten. In der Ferne hörte sie das hohe Heulen einer Sirene. Immer fester drückte sie auf Flanns Bauch, und doch sah sie das Blut unter ihrem Parka hervorquellen. Ihr Mund war trocken, ihre Zunge angeschwollen, und sie hatte den Desinfektionsmittelgeruch aus Jess’ Krankenhauszimmer in der Nase. Sie hatte das Bild ihres Vaters vor Augen, wie er über das Lenkrad gebeugt in seinem Wagen saß. Sah den Schaden, den die Kugel angerichtet hatte, nachdem sie in seinem Mund abgefeuert worden war. Ein sehr helles Licht schien sie willkommen zu heißen, und sie versuchte, darauf zuzugehen. Ihre Beine rührten sich nicht. Sie wollte rennen, kam aber nicht vom Fleck. Sie war gelähmt.
    Ihre Augen gingen auf. Vier runde Scheinwerfer waren an der vibrierenden Wand vor ihr befestigt. Dann begriff sie, dass die Lichter über ihr waren. Sie befand sich in der Horizontalen, und der ganze Raum war in Bewegung. Sie lag in einem Rettungswagen.
    »Sie waren bewusstlos«, erklärte ihr ein Rettungsassistent. »Ihre Weste hat die Kugel abgefangen, aber etwa eine Woche lang werden Sie ein übles Hämatom am Bauch haben.«
    »Hallo!« Die vertraute Stimme kam von der Trage gleich neben ihr. Peter Morse schaute sie aus verquollenen, dunkel geränderten Augen an. Über sein rechtes Jochbein verlief ein Schnitt. Einer der Sanitäter hatte das Blut weggewischt und eine rosa Spur auf der bleichen Haut hinterlassen.
    »Selber Hallo.«
    »Ich habe im Bad die Schüsse gehört. Und dann war deine Stimme nicht mehr da. Da dachte ich, ich habe dich verloren.«
    »Ein anständiges Mädchen geht nie ohne schusssichere Weste zu einem Mann.« Sie hatte vom Taxi aus schnell Charlie Dixon angerufen und dann den Fahrer gebeten, auf dem Weg zu Peters Wohnung kurz bei ihr vorbeizufahren, weil sie sich ihre Weste holen wollte.
    »Braves Mädchen.«
    »Ach, Peter?«
    »Ja?«
    »Was genau hast du der Praktikantin bei der Zeitung über mich erzählt?«
    Peter schloss die Augen und sackte weg, aber er lächelte. Ellie kannte sich mit den ersten Erinnerungen nach einem Blackout nicht aus, aber das musste eine schöne sein.
     
    Eine Woche später
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