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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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Handschrift. Und ich habe alles allein gelernt, nicht durch sein Verdienst. Ich habe es ihm zum Trotz gelernt. Wer gibt ihm jetzt das Recht, aus mir einen Packesel zu machen? Warum darf er mir die Aufgabe nehmen, die ich verstehe, besser verstehe als er, um mir statt dessen Arbeit aufzuhalsen, die jedes Tier besorgen kann? Das versucht er. Er sagte, er will mich kleinkriegen und mich erniedrigen. Darum verlangt er von mir die schmutzigsten, niedrigsten und schwersten Dienste, alles mit Absicht.«
    »O Georg, du machst mir Angst! Ich habe dich nie so reden hören. Das geht nicht gut ab. Du hast ja recht mit allem, aber um Gottes willen sei vorsichtig! Denke an mich und Harry!«
    »Ich war vorsichtig, und ich war geduldig. Aber es wird nur immer schlimmer. Ich kann es nicht länger ertragen. Er läßt sich keine Gelegenheit entgehen, mich zu quälen und zu schinden. Ich dachte, ich könnte in Ruhe meine Arbeit verrichten und nebenbei noch etwas lesen und lernen; aber je mehr ich tue, desto mehr bürdet er mir auf. Er sagte, wenn ich auch nicht redete, so sehe er doch, daß ich den Teufel im Leibe hätte, den wolle er mir austreiben. Und eines Tages treibt er ihn heraus, dann wird er sein blaues Wunder erleben.«
    »O Gott, was wird aus uns?« rief Eliza in echtem Schmerz.
    »Erst gestern«, fuhr Georg fort, »lud ich Steine in einen Karren, als der junge Herr Tom daneben stand und so nahe neben dem Pferd anfing, mit der Peitsche zu knallen, daß das Tier scheute. Ich bat, er möge es lassen, so freundlich wie ich konnte – da tat er es erst recht. Als ich ihn abermals bat, wandte er sich um und schlug nach mir. Da hielt ich seine Hand fest, aber er brüllte und trat nach mir und lief zu seinem Vater und sagte, ich hätte ihm weh getan. Der kam wutentbrannt herbei und schrie, er wolle mich lehren, wer mein Herr sei. Und er band mich an einem Baum fest und schnitt dem kleinen Herrn frische Ruten ab, damit er mich schlagen könne, bis er müde sei. Und er hat es getan. Eines Tages werde ich es ihm heimzahlen.« Die Stirn des jungen Mannes umwölkte sich, und in seinen Augen brannte ein wildes Feuer, so daß sein junges Weib erzitterte. »Wer hat diesen Mann zu meinem Herrn gemacht? Das wüßte ich gern!«
    »Ach«, sagte Eliza traurig, »ich habe immer gedacht, ich müsse dem gnädigen Herrn und der gnädigen Frau gehorchen, sonst sei ich keine gute Christin.«
    »Du hast auch manchen Grund dazu. Sie haben dich wie ihr eigenes Kind erzogen, dich ernährt und gekleidet, dich gepflegt und unterrichtet, so daß du eine gute Erziehung bekamst. Sie können dich mit Recht beanspruchen. Aber ich wurde nur getreten und geknufft und mit Flüchen bedacht. Höchstens, daß sie mich einmal nicht beachteten. Was schulde ich ihnen? Ich habe meinen Unterhalt mehr als hundertmal bezahlt. Ich ertrage es nicht länger, nicht einen Tag!« Und er ballte zornig die Fäuste.
    Eliza zitterte und schwieg. Sie hatte ihren Mann noch nie in einer solchen Verzweiflung gesehen. Ihre eigenen sanften Begriffe von Pflicht und Moral schienen vor diesem Sturm der Leidenschaft wie Spreu zu verwehen.
    »Du kennst doch den armen kleinen Carlo, den Hund, den du mir geschenkt hast?« hub Georg aufs neue an. »Das gute Tier war dort mein einziger Trost. Er schlief des Nachts bei mir und wich mir am Tage nicht von der Seite. Und immer blickte er mich an, als verstünde er meine Not. Neulich fütterte ich ihn gerade mit ein paar Abfällen, die ich an der Küchentür aufgelesen hatte, als der Herr vorbeikam. Er sagte sogleich, ich fütterte den Hund auf seine Kosten, er könne es sich nicht leisten, jedem Nigger einen Hund zu halten. Darum befahl er mir, dem Tier einen Stein um den Hals zu binden und es im Teich zu ertränken.«
    »O Georg, das hast du nicht getan?«
    »Ich? Gewiß nicht, wohl aber er. Der Herr und Tom warfen mit Steinen nach dem armen Tier, als es im Wasser ertrank. Ach, es tat mir weh! Es blickte mich so traurig an, weil ich ihm nicht zu Hilfe kam. Mich hat man statt dessen ausgepeitscht, weil ich mich geweigert hatte. Das soll mir gleich sein. Mit Prügel bekommt man mich nicht klein, meine Stunde wird noch schlagen, der Herr soll sich noch wundern.«
    »Was hast du vor? O Georg, versündige dich nicht! Vertraue doch auf Gott und bleib auf dem rechten Wege, dann wird er dich erlösen.«
    »Ich bin kein Christ wie du, Eliza. Mein Herz ist voller Bitterkeit. Ich kann nicht auf Gott vertraun, warum läßt er solche Dinge geschehen?«
    »O Georg,
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