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Onkel Toms Hütte

Titel: Onkel Toms Hütte
Autoren: Beecher-Stowe Harriet
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begeistert und gratulierte ihm zu einem solch wertvollen Sklaven.
    Georg selbst führte ihn durch die Fabrikanlage und zeigte ihm die neue Maschine. Er tat dies in strahlender Laune und glücklichem Stolz und nahm sich dabei so hübsch und stattlich aus, daß sein Herr sich eines unbehaglichen Gefühls der eigenen Minderwertigkeit nicht erwehren konnte. Was nahm sich sein Sklave heraus, im Lande umherzuwandern, Maschinen zu erfinden und sich unter freien Bürgern wie ihresgleichen zu benehmen? Das wollte er ihm schon austreiben. Er würde ihn sofort mitnehmen und ihn daheim hacken und graben lassen. Dann konnte man ja sehen, ob er noch so geleckt dahergehen würde.
    So geschah es, zur allgemeinen Überraschung des Fabrikanten und seiner Arbeiter, daß er plötzlich Georgs Lohn verlangte und damit seine Absicht kundtat, ihn mit nach Hause zu nehmen.
    »Aber, Mr. Harris«, protestierte der Fabrikherr. »Das ist doch sehr plötzlich!«
    »Wenn schon – dafür ist er mein Sklave.«
    »Wir wären bereit, die Entschädigungssumme zu erhöhen.«
    »Kommt gar nicht in Betracht. Ich habe es nicht nötig, meine Leute zu verdingen.«
    »Aber lassen Sie doch mit sich reden. Er hat doch eine besondere Begabung für diese Arbeit.«
    »Das mag schon sein. Als er bei mir war, zeigte er sich niemals besonders begabt für irgendeine Arbeit, zum Teufel.«
    »Aber Sie müssen bedenken: Er hat doch die Maschine erfunden!« warf einer der Arbeiter wenig glücklich dazwischen.
    »Das ist es ja gerade. Natürlich eine arbeitsparende Maschine. Kunststück, daß er die erfindet. Dazu taugen die Nigger. Sind selber weiter nichts als arbeitsparende Maschinen. Nein, er geht noch heute.«
    Georg stand wie vom Blitz getroffen, als eine äußere Macht sein Schicksal – wie er nur allzugut wußte – so plötzlich und unabänderlich entschied. Er verschränkte die Arme und biß sich auf die Lippen, aber in seinem Innern tobte ein Vulkan der Empörung und Bitterkeit, und wie Feuer rann es ihm durch die Adern. Sein Atem ging rasch, und seine großen dunklen Augen sprühten Funken, im nächsten Augenblick hätte er sich zu einer unbedachten Äußerung hinreißen lassen, hätte nicht der Fabrikbesitzer freundlich seinen Arm berührt und leise zu ihm gesagt:
    »Gib nach, Georg. Geh vorläufig mit. Später werden wir dir helfen.«
    Dem Tyrannen entging das Flüstern nicht, dessen Sinn er leicht erriet, wenn er auch die Worte nicht verstand. Das bestärkte ihn nur in seinem Entschluß, sein Opfer nicht aus der Gewalt zu lassen.
    So kam Georg nach Hause, wo man ihm die niedrigsten Hofarbeiten auftrug. Es war ihm bisher gelungen, jeden Widerspruch zu unterdrücken, aber sein flammendes Auge, seine düstere und umwölkte Stirn redeten eine sehr beredte Sprache, die sich nicht unterdrücken ließ, und waren die untrüglichsten Zeichen, daß ein Mensch niemals zu einer Sache werden kann.
    Während seiner glücklichen Fabrikzeit hatte Georg seine zukünftige Frau kennengelernt und geheiratet. In dieser Zeit hatte er nach Belieben kommen und gehen dürfen, denn sein Arbeitgeber vertraute ihm und gewährte ihm jede Freiheit.
    Mrs. Shelby hatte die Heirat mit Vergnügen gebilligt. Mit der echt weiblichen Freude am Ehestiften hatte sie allzugern ihren hübschen Liebling einem Mann vom selben Stande anvertraut, der zu dem Mädchen so gut zu passen schien. Das junge Paar wurde in Mrs. Shelbys großem Wohnzimmer getraut, und die Herrin selber schmückte das reiche Haar der Braut mit Orangenblüten und befestigte darin den bräutlichen Schleier, der schwerlich ein schöneres Haupt hätte zieren können. Auch fehlte es nicht an weißen Handschuhen, an Wein und Kuchen, auch nicht an bewundernden Gästen, die laut die Schönheit der Braut und die großzügige Freigebigkeit der Herrin zu preisen wußten. Ein, zwei Jahre lang sah Eliza ihren Mann recht häufig, und nichts vermochte ihr Glück zu trüben als der Verlust zweier kleiner Kinder, die sie leidenschaftlich geliebt hatte und nun so hemmungslos betrauerte, daß ihre Herrin ihr sanfte Vorwürfe machte und ihrerseits in mütterlicher Sorge darauf bedacht war, diesen leidenschaftlichen Schmerz in die Bahnen der Vernunft und Religion zu lenken.
    Jedoch nach der Geburt des kleinen Harry hatte sie sich allmählich beruhigt und ihren Frieden wiedergefunden. Die zerrissenen Bande, die zuckenden Nerven waren aufs neue mit einem jungen Leben verknüpft. Sie gesundete wieder, und ihr Glück war vollkommen bis zu dem
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