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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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gegenüberstanden, gedacht, alles wäre anders, wenn Alan der Verwalter wäre. Und jetzt war alles womöglich noch ungemütlicher als früher.
    Er wußte, daß diese unerfreulichen Zustände auch an Dora nicht spurlos vorbeigingen, obwohl sie nie wieder von Judys Herzensangelegenheiten sprach und sich damit begnügte, den Bruch mit ihrer unübertrefflichen Geduld und Güte zu heilen. Schließlich aber war es Terry, der Judy zu diesem Thema stellte.
    Sie waren eines Abends beim Geschirrspülen, nach einer dummen kleinen Szene, als Judy zuerst auf Terry und dann auf Alan losgehackt hatte. Sie arbeiteten in einer Stille, die den Sturm ankündigte, und plötzlich sagte Terry: »Was ist denn mit dir los, Judy? Diese kalte Würde steht dir überhaupt nicht — sie wirkt bloß komisch.«
    Er glaubte, sie werde eine Tasse nach ihm schleudern, und wollte sich gekonnt ducken, mußte aber zu seiner Verwunderung sehen, daß ihr Zorn verraucht war und sie stattdessen weinte.
    »Ich weiß ja, ich bin eine alberne Gans, aber ich kann nichts dafür«, schluchzte sie. »Niemals sehe ich ordentlich aus, tagsüber bin ich nicht mal sauber.«
    »Das stimmt überhaupt nicht. Dein Aussehen ist gar nicht so schlecht. Groß bist du zwar nicht, aber viele mögen kleine Frauen. Keine klassischen Züge, aber die sind auch nicht jedermanns Sache.
    Du hast hübsche Augen und eine nette Stupsnase. Dein Haar ist nicht immer ordentlich, aber es ist ohnehin lockig, so daß das nicht viel ausmacht. Alles in allem gefällst du den Leuten, wirklich, das darfst du mir glauben.«
    Während seiner Aufzählung hatte sie sich ein wenig erholen können; jetzt platzte sie mit einem Lachen heraus und ähnelte schon ein wenig der alten Judy.
    »Vielen Dank. Du hast mich wieder richtig aufgemöbelt, auch wenn es aus deinem Mund geklungen hat, als wäre ich ein schreckliches Frauenzimmer.«
    Robert, der vor dem Kamin saß, hatte ihr Lachen gehört, und freute sich darüber. Doch als er in der Nacht nicht schlafen konnte, war er bedrückt wegen der allgemeinen Situation und besorgt über Judys Zukunft. Und von da war es nur ein kleiner Schritt zu seiner eigenen. Am Tag zuvor hatte ihn ein Brief von Mrs. Mills erreicht. Ab November sei sie frei und könne zu ihm zurück.
    Immer war ihm klar gewesen, daß dieses Leben, das ihn jetzt voll in Anspruch nahm, nur etwas Vorübergehendes war, doch er hatte dieses Wissen am Ende von sich gewiesen und lieber die Gegenwart genossen. Jetzt wußte er, daß alles bald vorbei sein würde. Er würde in sein wohlgeordnetes Haus zurückkehren und wieder ruhige Tage verleben. Die Farm samt ihren Problemen würde ihn nichts mehr angehen. Aber zugleich würde er sich von Dora trennen müssen, und das war schlimm. Judy hatte er zwar auch lieb gewonnen, aber Dora war ihm in diesen neun Monaten wie eine Tochter ans Herz gewachsen.
     
     

17. Kapitel
     
    Judy und ihre Mutter saßen mit Onkel Robert eines stürmischen Oktobermorgens beim Kaffee, als Terry ganz außer sich hereinstürzte.
    »Tut mir leid, aber wir müssen eine Rettungsaktion starten. Die alte Daisy ist hinterm Haus in den tiefen Morast geraten.«
    »Nein«, rief Dora. »Die liebe alte Daisy! Schrecklich! Was sollen wir tun? Wird sie sterben?«
    Daisy, ein ursprünglich mit der Flasche aufgezogenes Kalb, war jahrelang ihre Lieblingskuh gewesen. Alle stürzten den Kaffee hinunter und überfielen Terry mit Fragen. Als er sich endlich Gehör verschaffen konnte, sagte er: »Ich glaube, so arg ist es nicht. Sie ist nicht tief eingesunken, hat sich aber in den Kopf gesetzt, daß sie nicht mehr herauskann, und ich habe sie nicht überreden können, daß sie sich auch nur ein wenig anstrengt.«
    »Sollen wir nicht erst Alan suchen?« fragte Robert. Er hatte sich an die Rettung von Lämmern, ja sogar Mutterschafen gewöhnt, aber der Gedanke an eine große Kuh, mochte sie auch von ruhiger Gemütsart sein, erschreckte ihn.
    »Alan kann weiß Gott wo sein«, sagte Dora und zog den Mantel an. »Ich darf mir gar nicht vorstellen, daß Daisy in einem kalten Morast steckt. Wir müssen versuchen, sie herauszuziehen.«
    »Hol lieber Susan und eine Kette«, sagte Judy ruhig zu Terry. »Wenn Daisy richtig drinsteckt, dann brauchen wir mehr als unsere Muskelkraft.«
    Terry lief nach dem Zugpferd, aber Dora wollte nicht zuwarten. »Daisy kennt meine Stimme. Sie wird wieder Mut fassen, wenn sie weiß, daß ich da bin«, sagte sie naiv. Vor einem halben Jahr hätte Judy gutmütig gelacht, aber
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