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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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heute sagte sie ziemlich ungeduldig: »Sie zu rufen oder mit ihr Händchen zu halten bringt nichts. Außerdem werden Kühe rasend, wenn sie im Morast stecken. Warte lieber auf Terry. Er soll sie mit Susan herausziehen.«
    »Aber das ist so brutal... Nein, Onkel Robert, du darfst nicht mit, draußen ist es stürmisch, und du darfst keine Erkältung riskieren. Judy, ich warte beim Sumpf auf dich.«
    Aber Robert mußte natürlich mit. Er war mittlerweile so sehr ein Bestandteil der Farm geworden, daß ein solches Drama nicht ohne ihn über die Bühne gehen konnte. Außerdem glaubte er im geheimen, daß er von unschätzbarem Nutzen sein konnte. Ein zusätzliches Händepaar mochte vielleicht entscheidend sein. Sie liefen los, und Cyril rannte bellend vor ihnen her, so daß sie beinahe über ihn stolperten.
    Daisy sah nicht so aus, als drohe ihr der Tod durch Ertrinken oder Erschöpfung. Im Gegenteil, sie wirkte eher selbstzufrieden und lehnte Terrys Manöver mit der Kette ab. Dora hatte darauf bestanden, daß sie es zunächst mit eigener Kraft versuchten, bevor sie der Kuh eine Kette um den Hals legten und diese an Susans Wagenscheit befestigten. »Diese Methode hasse ich. Arme Daisy, dabei könnte ihr Hals verletzt oder gar gebrochen werden«, bat sie.
    So machte Terry resigniert das Seil fest und reichte es den anderen dreien. Er selbst konzentrierte sich auf Daisys Schweif und zog und zerrte daran, um sie zum Aufstehen zu bewegen. Es war nutzlos. Sie blieb gleichgültig liegen und unternahm nicht die leiseste Anstrengung.
    »Es geht nicht«, sagte Judy mit vor Anstrengung gerötetem Gesicht, das außerdem von ihren schmutzigen Händen etwas abbekommen hatte. »Hat keinen Zweck, daß wir uns umbringen. Mach die Kette fest, Terry. Susan soll sich jetzt ins Zeug legen.«
    »Gut, aber haltet Abstand. Du weißt, wie Kühe sind, wenn man sie herauszieht. Sie nehmen die erste Person aufs Korn, die sie sehen.«
    »Unsinn«, sagte Dora mit Bestimmtheit. »Daisy würde niemand anfallen. Sie ist die sanfteste Kuh, die wir je hatten.«
    »Die Sanftesten sind oft die Ärgsten«, sagte Judy. »Um Himmels willen, Mutter, versteck dich hinter dem Zaun oder dem Baum oder sonstwo.«
    Sie waren noch immer im Diskutieren begriffen, als Susan die Sache in die Hand nahm. Sie zog ruckartig an der Kette, und sofort wurde Daisy klar, daß der Spaß ein Ende hatte. Dieses Pferd meinte es ernst, und sie wollte sich nicht den Hals umdrehen lassen. So ließ sie sich zu einem gewaltigen Aufstemmen herbei, dann kam ein Augenblick schwankender Unentschlossenheit, und endlich stolzierte sie vor den faszinierten und ungläubigen Augen aller aus dem Morast. Terry stieß einen Warnruf aus und beeilte sich, die Kette vom Wagenscheit zu lösen. »Daisy, liebe Daisy«, rief Dora. Aber Daisy begann furchterregend auf den Boden zu stampfen.
    Zu spät sah Dora die Gefahr und wollte hinter den Zaun. Robert warf einen entsetzten Blick auf die Kuh, packte, zur Hilfe entschlossen, seine Nichte am Arm und hinderte sie dadurch ernsthaft am Davonlaufen. Terry ließ die Kette los und wollte das wildgewordene Tier in eine andere Richtung lenken, doch die Kuh beachtete ihn nicht und stürzte mit schrecklichem Gebrüll auf ihre Herrin zu, deren Hand sie so lange genährt hatte.
    Dora war eine gute Läuferin, doch der Zaun beängstigend weit. Die Kuh kam ihr schon unangenehm nahe, als Cyril dazwischenfuhr. Er warf sich Daisy in den Weg. Dies tat auch Judy, dabei schrie sie und schwenkte wie verrückt die Arme. Es war genau das, was Daisy sich erhofft hatte. Mit bösartigem Vergnügen sah sie von dem Hund zu dem Mädchen und ging dann zum Angriff über. Im gleichen Augenblick glückte es Cyril, Judy zwischen die Beine zu geraten, und beide gingen gleichzeitig zu Boden.
    Während er auf den Zaun zulief, sah Robert sich um und war entsetzt, als er das Mädchen dem wilden Tier genau im Weg liegen sah. Es bestand die unmittelbare Gefahr, daß Judy niedergetrampelt würde. Dora hatte den Zaun bereits halb überklettert, da wandte er sich um und wollte Judy retten. Daisy ließ wieder ein nervtötendes Muhen hören. Es sah aus, als wolle sie das am Boden liegende Paar zerstampfen. Robert schwankte und fiel im Laufen fast hin.
    Plötzlich hörte man ohrenbetäubenden Lärm, galoppierende Hufe, Peitschenknallen, das wilde Gebell zweier Hunde und die Rufe eines Mannes.
    Die Wirkung dieses Lärms grenzte an reinste Zauberei. Daisy schien mit einemmal ihre Besinnung wiedergefunden zu
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