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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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Ich verstehe, worauf man achten muß. Gib mir die Flasche.«
    Nach einer halben Stunde mußte er allerdings zugeben, daß das Füttern junger Lämmer eine Kunst war. »Wenn die nur wüßten, daß man ihnen helfen will! Sie saugen zwar, spucken aber die Milch wieder aus.«
    Er gewöhnte sich an ihre Mätzchen und zog eine gewisse Befriedigung aus der Tatsache, daß er Leben retten half. Immer wieder erzählte er Judy von seinen Kämpfen und malte die Geschichte noch aus; das tat er nur, damit sie lachte wie früher, mit fröhlichem Gesicht und blitzenden Augen. Diese Fröhlichkeit bekam er nur noch selten zu sehen, denn in den letzten zwei Monaten hatte sie sich sehr verändert. Sie lachte mit Terry viel seltener und fuhr ihn immer an, wenn er sie im falschen Moment aufzog. Auch auf Robert ging sie nicht mehr so ein wie früher. Sie, die auch jetzt noch liebevoll und zärtlich zu ihrer Mutter war, nahm das Abendessen schweigend ein und ging dann sofort zu Bett.
    Robert wußte, daß Dora sich deswegen große Sorgen machte; er war sicher, daß die Abwesenheit Alans der Grund von Judys Kummer war.
    Der August begann mit frostigen, aber schönen Tagen. »Schlecht fürs Futter, gut für die Lämmer«, sagte Judy, deren Nase vor Kälte rot schimmerte. Nach der ersten Woche kam ein starker Südwest auf. An einem Morgen entdeckte Judy zwei Mutterschafe, die beim Lammen verendet waren, fünf während der Nacht geborene Lämmer waren ebenfalls tot, und zwei Schafe hatten verworfen. »Wenn Terry die, die verworfen haben, mit dem Schlitten hereinschafft, könntest du dich dann mit Onkel Robert um sie kümmern?« fragte Judy ihre Mutter.
    Dora war sofort einverstanden. »Das schaffen wir schon. Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte sie, und Terry brachte zwei schmutzige leblose Objekte herbei, legte sie auf den Rasen und ging wieder.
    Dora goß eben dem einen Mutterschaf warme Milch in die Kehle, als das Telefon läutete.
    »Das klingt nach einem Ortsgespräch, Onkel Robert. Würdest du so gut sein, ans Telefon zu gehen und zu sagen, man soll später wieder anrufen?«
    Er hob ab und vernahm voll Freude Alan Winters gutgelaunte Stimme.
    »Freut mich, Sie wieder zu hören, Mr. Macalister. Ja, ich bin für eine Woche da und mache mich dann weiter auf die Suche nach einer Farm, die mir zusagt. Ja, ich habe mir schon mindestens ein Dutzend angesehen, aber irgendein Haken ist immer dabei. Wahrscheinlich ist mir die hiesige Gegend doch am liebsten. Wie geht es Ihnen?«
    Als er einen kurzen Situationsbericht gehört hatte, stieß er einen Pfiff aus.
    »Dieser Chapman war doch ein Halunke — einfach so auf und davon zu gehen. Und jetzt sind nur Judy und Terry da?«
    »Ja. Mrs. Moore und ich tun, was wir können, doch es langt höchstens für Rettungsarbeiten in Hausnähe.«
    »Wie sind denn die Lämmer?«
    Stolz auf sein neuerworbenes Wissen machte ihm Robert nähere Angaben, und dann sagte er ganz plötzlich, was er hatte sagen wollen, seitdem er Alans Stimme hörte: »Judiths wegen mache ich mir die größten Sorgen. Sie arbeitet zu schwer. Noch nie habe ich jemanden am Abend so erschöpft gesehen. Sie ist sogar zum Lachen zu müde.«
    Eine Pause. »Das ist ja schrecklich. So kann ich mir Judy gar nicht vorstellen. Mr. Macalister, glauben Sie, daß es eine gute Idee ist, wenn ich... Nun ja, ich muß ja nicht sofort eine Farm haben. Würden Sie... Glauben Sie...?«
    An diesem Punkt vergaß sich Robert und brüllte fast in die Muschel: »Junger Mann, falls Sie planen, uns zu Hilfe zu kommen, dann kommen Sie verdammt noch mal und stehen nicht langweilig herum!«
    Die meisten wären jetzt beleidigt gewesen, dachte Robert, doch am anderen Ende der Leitung ertönte ein fröhliches Lachen. Dann rief Alan: »Wenn das so ist, komme ich sofort« und hängte auf.
    Als Robert zu Dora zurückkam, kämpfte sie eben mit dem zweiten Mutterschaf, das die eingeflößte Milch in Schaumblasen durch seine häßliche Nase wieder ausstieß. Sie fragte nicht nach dem Anruf, und Robert war so aufgeregt, daß er die Lämmer, deren Zahl auf zwölf angewachsen war, überfütterte. Beim Anblick der birnenförmigen Gestalt des jüngsten Lammes, das eben davonschwankte, fragte er, von Gewissensbissen geplagt: »Hältst du es für möglich, daß ein Lamm — hm — platzen könnte?« und war erleichtert, als Dora antwortete: »Aber nein. Das gibt sich sehr rasch.«
    Während sie sich damit abmühten, eines der Mutterschafe in eine bessere Lage zu bringen, hörten
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