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Onkel ist der Beste

Onkel ist der Beste

Titel: Onkel ist der Beste
Autoren: Mary Scott
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streng. »Nein, du darfst nicht hinaus. Dann kommt keine Bronchitis dazu.«
    »Wie kann ich zulassen, daß du noch mehr Arbeit bekommst, wenn ohnehin alle schwer arbeiten?«
    »Reg dich nur nicht auf! Ich werde dir bloß Zitronenlimonade und gelegentlich einen kleinen Imbiß bringen und dich in der Zwischenzeit vergessen. Wenn du im Bett bleibst, machst du mir keine Sorgen. Wenn du aufstehst, sicherlich, außerdem kannst du die anderen anstecken.«
    Er gab nach, aber nach Männerart sehr gegen seinen Willen.
    Am nächsten Morgen, als alle höchst beschäftigt waren, tauchte Elsa auf, lächelnd, munter, ganz die erfolgreiche Geschäftsfrau. Dora, die seit der Morgendämmerung auf den Beinen war und sich seither nicht mehr hingesetzt hatte, verspürte einen Augenblick der Erbitterung. Sicher hatte sich Elsa ein paar freie Tage ergattert und sich an die Farm als Erholungsort erinnert. Aber Dora hatte sich geirrt.
    »Liebling«, rief Elsa, »ich komme nur, um Lebewohl zu sagen. Betrüblich, da wir uns doch erst wiedergefunden haben. Ich habe einen neuen Job bei einer großen Zeitung. Es war also doch nicht umsonst, daß ich diese blödsinnige Frauenseite so schön hochgepäppelt habe.«
    Es war ganz unmöglich, nicht erleichtert zu sein, aber auf keinen Fall hätte Dora sich das anmerken lassen. Sie gratulierte ihrem Gast, hörte sich alle Einzelheiten über die neue Stelle an, bemitleidete Elsa, weil sie wieder ihre Sachen packen mußte, und benahm sich im allgemeinen mit lobenswertem Takt. »Onkel Robert wird enttäuscht sein, daß er sich nicht verabschieden kann, aber er liegt mit einer Erkältung im Bett.«
    »Ach, der Ärmste. Wie entsetzlich anfällig er ist!«
    Dora ärgerte sich. Vor einigen Monaten noch war Onkel Robert ein würdiger Herr gewesen, herrlich jung für sein Alter. Heute war er der »Ärmste«. Mit ungewöhnlicher Schärfe fragte sie: »Warum der Ärmste? Ich habe ihn gern hier.«
    »Aber nur weil du eine Heilige bist, so anders als ich! Na, egal. Ich rate dir bloß, sieh dich vor, sonst hast du ihn lebenslänglich am Hals.«
    Dora dachte: So wie du es eigentlich wolltest. Laut aber sagte sie: »Das stimmt gar nicht. Ich habe ihn zum Bleiben überredet, und ich weiß gar nicht, was wir ohne ihn täten.«
    Elsa wechselte das Thema. Hingabe und Aufopferung waren langweilige Eigenschaften.
    Terry und Judy kamen um elf zum Kaffee und zeigten beim Anblick ihres Gastes keine Spur von Begeisterung. Als sie aber hörten, daß sie aus der Gegend verschwinden wollte, hellten sich ihre Mienen auf unanständige Weise auf, so daß Dora geradezu Gewissensbisse bekam.
    Elsa hatte die Reaktion der beiden natürlich bemerkt. Ein boshaftes Funkeln wurde in ihrem verschlagenen Blick sichtbar. Als Dora hinausging, um ihrem Onkel den Kaffee zu bringen, sagte sie gutgelaunt: »Die ganze Zeit über rede ich nur von mir. Nun, wie steht es mit dir, Judy? Hast du deine Verlobung schon über die Bühne gebracht?«
    Judy errötete und fragte ruhig: »Welche Verlobung?«
    »Aber, Schatz, die mit dem glücklichen jungen Farmer mit der Erbschaft. Sag es mir, damit ich noch eine Anzeige in meine alte Zeitung einrücken lasse, bevor ich den neuen Job antrete.«
    Judy murmelte etwas, das eine würdevolle Ablehnung sein sollte.
    Gleichzeitig sagte Dora nicht ganz unschuldig im Krankenzimmer: »Schade, daß du Elsa nicht sehen kannst. Es ist ihr letzter Besuch. Sie geht zu einer Stadtzeitung.«
    Roberts Zufriedenheit verschwand, als er dies hörte. »Doch nicht — Christchurch?« krächzte er matt, und Dora lachte. »Nein. Dreihundert Meilen von Christchurch entfernt.«
    Er nahm den Kaffee entgegen und genoß ihn ungemein.
    Als Dora wieder in die Küche kam, sagte Elsa freundlich: »Ich habe deine Tochter über ihre Verlobung auszuhorchen versucht, aber sie ist sehr zurückhaltend. Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich bin berechnend und möchte gern die sechstausend Pfund für euch.«
    Judy hatte ihre Stimme wiedergefunden. »Da werden Sie sicher enttäuscht werden«, sagte sie und stand auf. »Leben Sie wohl. Hoffentlich verschafft Ihnen Ihr neuer Job haufenweise netten Klatsch.« Und damit ging sie.
     
     

16. Kapitel
     
    Roberts Erkältung verschlechterte sich nicht weiter. Nach drei Tagen war er wieder wohlauf und half Dora bei der Fütterung von sieben mutterlosen Lämmern. Er war eifrig darauf bedacht, seinen Anteil an der Arbeit zu leisten; daher hatte er zu Dora gesagt: »Das Füttern könnte ich sicher übernehmen.
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