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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition)
Autoren: Tobias Elsäßer
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immer größere Rettungsschirme zu bauen. Am Ende haben die Leute geglaubt, dass das System zusammenbricht, wenn die Banken den Bach runtergehen.«
    »Was hätten wir denn tun sollen?«
    »Kämpfen. Für diejenigen, die weder kapieren, was passiert, noch die Instrumente besitzen, um daran etwas zu ändern. Stattdessen hat jeder von euch seine eigenen Pläne verfolgt. Sich selbst verwirklicht und sich auf eine Insel des Glücks zurückgezogen.« Er stellte sich vor den Tisch. »Und das hier habt ihr nur noch zum Zeitvertreib gemacht. Es war für euch nichts weiter als eine Fallstudie, ein Spiel, das ihr den Menschen, denen wirklich etwas an der Veränderung dieser Welt liegt, vorenthalten wolltet.«
    »Hast du etwas mit diesem Spiel zu tun?«
    »Ich hab den Anstoß dazu gegeben und die jungen Menschen unterstützt, die in meine Seminare gekommen sind. Es gibt genügend Leute, die bereit sind, ihre Karriere zu opfern für das, woran sie glauben. Vielleicht ist das ein Privileg der Jugend, dass man noch bereit ist, eine Revolution zu starten, selbst wenn sie auf den ersten Blick chancenlos erscheint. Selbst wenn das eigene Leben dabei auf dem Spiel steht.«
    »Wo ist Samuel? Wo hältst du ihn versteckt?«
    »Es geht ihm gut. Glaub mir.«
    »Ich soll dir glauben? Einem Mörder?«
    »Dir bleibt wohl keine andere Wahl.«
    »Was willst du jetzt mit den Protokollen?«
    »Sie dir zeigen.« Weinfeld lächelte schwach. »Dir ins Gedächtnis rufen, was für ein Genie du bist. An dein Wissen und Können appellieren. Du warst jedem in unserer Gruppe überlegen. Hättest du die Führerschaft übernommen und nicht Justus, dieser überhebliche Schwätzer, hätten sich die anderen dir angeschlossen und gekämpft.«
    »Du meinst, sie hätten nicht dafür gestimmt, dich rauszuwerfen. Das ist es doch, worum es hier geht, nicht wahr?«
    »Auch wenn ich lange gebraucht habe, um das zu verstehen: Es hätte keine Rolle gespielt.« Weinfeld zog einen Stuhl heran und setzte sich. Er atmete schwer. Vielleicht war der Krebs zurückgekehrt. Mit blinzelnden Augen, gerade so, als ob ihm schwindelig wäre, blickte er auf seine Uhr.
    »Und jetzt willst du auch mich umbringen?«, fragte Vincent und musterte Kaspar Weinfeld. Trug er eine Waffe bei sich? Vielleicht in der Jacke? »Wartet dein Killer schon? Hast du ihn hierher bestellt?«
    Weinfeld stützte sich mit der Hand auf dem Oberschenkel ab, senkte kurz den Blick, holte tief Luft und redete mit heiserer Stimme weiter: »Auch den anderen habe ich Zeit gelassen, um mein Angebot zu überdenken, aber sie haben mich immer noch für denselben nichtsnutzigen Computerfreak von damals gehalten. Sie haben mich nicht ernst genommen. Dachten, ich sei ein Psychopath.«
    »Was hast du ihnen angeboten?«
    »Mitzumachen. Sich in One , in dieses großartige Spiel, einzubringen. Bald werden wir mehr als eine Million Mitglieder haben. Menschen, die bereit sind, etwas dafür zu tun, dass sich diese Welt verändert.«
    »Und warum hab ich davon nichts mitgekriegt?«
    »Ich hab es unterbunden. Ich hab ihnen … sagen wir nahegelegt, die Sache für sich zu behalten.«
    »Du hast sie bedroht?«
    »Ich hab ihnen erklärt, dass es besser ist, dich erst dann ins Boot zu holen, wenn sie selbst eine Entscheidung getroffen haben. Natürlich haben sich nicht alle an die Vereinbarung gehalten. Aber mit den technischen Möglichkeiten, die es heute gibt, ist es ganz einfach, jemanden von der Außenwelt abzuschirmen. Auf die Idee, dich auf deiner Reicheninsel zu besuchen, ist ja keiner gekommen.« Er hustete.
    »Und von deiner Seite aus war ja nichts zu befürchten. Du bist ja derselbe Eigenbrötler geblieben, der du schon immer warst. Soziale Kontakte, Freundschaften haben dir nie viel bedeutet. In deinem Kopf scheint nicht viel Platz für das zu sein, was einen Menschen ausmacht. Sonst hättest du erkannt, dass mich der Rausschmiss damals weniger getroffen hat als die Tatsache, von dir mit Missachtung gestraft zu werden. Ich hab zu dir aufgeschaut wie zu einem großen Bruder und du hast mich einfach von deiner Liste gestrichen. Anna hat das gemerkt. Sie hat dich immer in Schutz genommen, das kannst du mir glauben. Sie hat dir all deine Eigenheiten verziehen. Aber eine Familie zu haben, bedeutet nicht nur, sie materiell zu versorgen, man muss ihr auch ein Zuhause geben, eine Zuflucht, einen Ort der Geborgenheit. Man darf sie nicht von einer Stadt zur nächsten zerren, obwohl es gar nicht nötig ist, nur weil man selbst unfähig
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