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One: Die einzige Chance (German Edition)

One: Die einzige Chance (German Edition)

Titel: One: Die einzige Chance (German Edition)
Autoren: Tobias Elsäßer
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ist, irgendwo Wurzeln zu schlagen.«
    »Du hast ja keine Ahnung, wovon du redest. Für dich war der Weg vorgezeichnet. Mit intakter Familie und Eltern, die dich immer unterstützt haben. Du weißt nicht, was es bedeutet, kein Zuhause zu haben. Du weißt nicht, wie es ist, wenn man mit der ständigen Angst leben muss, nicht mithalten zu können.« Vincent verstummte. Kaspar Weinfeld blickte erneut auf die Uhr. »Und jetzt?«, fragte Vincent. »Was hast du jetzt vor? Willst du eine Revolution vom Zaun brechen, ohne zu wissen, wie es danach weitergeht?«
    »Das ist das Wesen einer Revolution, dass man zwar eine Vision hat, aber nicht weiß, ob diese tatsächlich umgesetzt werden kann. Hast du uns das nicht immer erzählt? Waren das nicht deine klugen Worte?«
    »Und diese Revolution läuft schon?«, fragte Vincent.
    »Natürlich.« Weinfeld blickte erneut auf seine Uhr. »Um Mitternacht, wie es die Dramaturgie des Umsturzes erfordert, wird die dritte und letzte Phase eingeläutet. Der absolute Blackout. Das Löschen von Milliarden von Daten.«
    »Das ist doch verrückt. Die Folgen sind nicht abschätzbar!«
    »Was du nicht sagst.«
    »Aber diese Pläne und all die Gleichungen, die hinter One stecken, sind nicht ausgereift«, sagte Vincent mit lauter Stimme. »Das alles hier sind nur Ideen. Nichts weiter, nur Ideen.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Das hier ist die Zukunft. Das hier ist ein Wirtschaftsmodell, das ohne Lobbyisten erstellt wurde. Das hier ist die radikale Kehrtwende. Ich kann mir vorstellen, wie groß deine Angst ist, dass es nicht funktioniert. Aber du kannst nicht ewig wegrennen. Du kannst nicht die Hände in den Schoß legen und dabei zusehen, wie die Welt im Chaos versinkt.«
    »Du weißt ja nicht mehr, was du redest.«
    »Doch, das weiß ich sehr genau.«
    »Und um mir das zu sagen, hast du Menschen getötet und meinen Sohn entführt? Du Psychopath!«
    »Ja, vielleicht bin ich das. Aber nicht mehr oder weniger als du.«

Neun
    Chalet | 22 Grad | Nachts
    Kayan konnte sich gerade noch an einem kleinen Bäumchen festhalten, sonst wäre er den Abhang hinuntergestürzt. Ein unvorsichtiger Tritt – in Gedanken zu Hause in Argentinien und schon wurde er für seine Unachtsamkeit bestraft. Er rappelte sich wieder auf. Sein linker Knöchel tat höllisch weh. Er konnte regelrecht spüren, wie das Gelenk anschwoll. Der Schmerz machte ihn wütend. Auf sich selbst, auf seinen Auftraggeber und den nicht enden wollenden Pfad. Ausgerechnet auf einer Hütte in den Bergen sollte der Showdown seiner Karriere stattfinden. Kein Regisseur hätte sich eine bessere Kulisse aussuchen können. Für den Zuschauer, nicht für die Akteure. Kayan biss die Zähne zusammen und humpelte weiter. Endlich kam die Hütte in Sichtweite. Sie war nicht besonders groß und stand auf einem kleinen Hügel. In den Fenstern brannte Licht. Von irgendwoher hörte er dumpf das Geräusch von Kuhglocken. Er setzte sich auf einen Stein und kontrollierte seine Waffe. Er hatte es nicht eilig. Merkwürdigerweise breitete sich ein entspanntes Gefühl in seinem Körper aus. Das Magazin war voll. Er könnte also einfach da reinmarschieren und alle Anwesenden abknallen. Das wäre wohl der schnellste Weg, seinen Job zu erledigen. Aber sein Auftrag galt nur zwei Personen und er war dafür bekannt, keine Kollateralschäden zu hinterlassen wie diese ballerwütigen Killer der Mafia, die ein Feuerwerk verursachten, um irgendeinen Ortsvorsteher loszuwerden. Er wollte nicht erschrecken, er wollte diesen Job sauber zu Ende bringen, abkassieren und ein neues Leben beginnen. Er schraubte den Schalldämpfer auf die Pistole. Wenn es ging, würde er die Zielpersonen von außen erledigen. Kayan hatte nie aus Freude getötet. Er hatte getan, was getan werden musste. Er hatte seinen Job erledigt. Zuverlässig, präzise, das ja, aber immer mit einem gewissen Respekt vor dem Leben.

    Samuel überkam plötzlich das Gefühl, zu spät zu kommen. Nicht langsamer werden. Nicht nachlassen . Er beschleunigte seine Schritte. Der Regen hatte wieder eingesetzt und jetzt goss es wie aus Kübeln. Man musste höllisch aufpassen, nicht auszurutschen. Aber sie durften auf keinen Fall langsamer werden.
    »Was ist?« Fabienne hielt ihn am Arm fest. Er war über einen Stein gestolpert und um ein Haar gestürzt. »Willst du hoch rennen?«
    »Mein Vater, verdammt. Was, wenn Weinfeld bereits da ist?«
    »Wir werden es schaffen.«
    Samuel hastete weiter über den schmalen Weg. Bilder blitzten vor
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