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Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Autoren: Andrea Schacht
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1. Unter dem Jägermond
    Silbern ergoss sich das Licht des Vollmonds über die weite Landschaft, in der sich der Flusslauf zwischen den Wiesen und Gehölzen zu einem breiten Geflecht von Silberadern auffächerte. Wie ein silberner Spiegel glänzte auch der stille See inmitten eines Kranzes von dornigem Gebüsch. Doch am Fuße des Felsens wuchsen schwarze Schatten über den Boden.
    Vollmond – hell genug für die nächtlichen Jäger, um ihre Beute zu erspähen. Katzenaugen ließen ihre Blicke über das Land schweifen. Das Land, in dem der immerwährende Jägermond am Himmel stand.
    Das Land unter dem Jägermond galt für viele als ein mystischer Ort, den sie nur aus den Geschichten der Alten kannten, ein Sinnbild für die vollkommene Nacht, für Abenteuer und Erfolg, Sieg und Sättigung. Nur ganz wenige wussten, dass dieses Land wirklich existierte. Und noch geringer war die Zahl derer, denen die Wege dorthin bekannt waren. Jene aber, die sie gefunden hatten, hatten an dem Felsen, der dräuend an der Grenze des Reiches stand, einen Tropfen des klaren Wassers zu sich genommen, das dort langsam, ach so langsam aus dem Gestein sickerte.
    Heldenwasser, so nannten es die Wissenden und Weisen. Denn es verlieh denjenigen, die einen Tropfen davon zu sich genommen hatten, Mut, Standhaftigkeit und Leidensfähigkeit. Gefahrvoll war es, an diese geheimnisvolle Quelle zu gelangen, denn es wachten, so hieß es, die Herrscherinnen des Jägermondes darüber. Wurde der Eindringling entdeckt, so zerrissen sie ihn mit ihren Klauen und Zähnen.
    Dennoch begaben sich manche Bewohner von Trefélin, dem Heim der Katzen, auf die Suche nach dem kostbaren Nass. Hatten sie den Tropfen davon geleckt, waren sie befähigt zu den höchsten Ämtern in ihrem Reich, sie vervollkommneten ihre Begabungen und waren umgeben vom Charisma der Macht.
    Ein Tropfen nur bewirkte dies. Ein zweiter aber führte nach und nach in den Wahnsinn.
    Katzen, nicht Menschen, suchten das Land unter dem Jägermond auf. Und doch hatten zwei menschliche Wesen von dem Heldenwasser genascht, und nun entfaltete es seine wundersame Wirkung in ihnen.
    Dies war geschehen unter den Augen der gestrengen Hüterinnen der Quelle.
    Sechmet, die Löwenköpfige, saß am Ufer des silbrig schimmernden Sees und gähnte. Dann stippte sie mit ihrem langen Fingernagel in das Wasser und beobachtete, wie die kleinen Wellen sich darin ausbreiteten. Das leise Rascheln von bloßen Füßen im Gras ließ sie den Kopf wenden, und mit einem heiseren Knurren sagte sie: »Bastet, ich langweile mich.«
    Die katzenköpfige Frau nickte.
    »Ich weiß. Das tust du ständig.«
    »Ich will spielen!«
    »Ja, das willst du ständig.«
    »Ich habe etwas Fieses angestellt.«
    »Ich weiß. Das tust du ständig.«
    »Willst du mitspielen?«
    Bastet wirkte milde interessiert und setzte sich neben ihre Schwester.
    »Was hast du getan, Sechmet?«
    »Mich geärgert.«
    »Ich weiß. Das tust du ständig.«
    »Und gleich ärgere ich mich auch über dich!«, fauchte Sechmet. Bastet lächelte sanft. Aber sie antwortete nicht.
    Sechmet grollte noch einmal leise auf, dann plätscherte sie wieder mit den langen Fingernägeln im Wasser.
    »Es war ein Kater hier, der mir eine amüsante Geschichte erzählt hat«, begann sie dann. »Ein Unruhestifter, den man in die Grauen Wälder geschickt hat. Ich frage mich, wie auch immer er den Weg hergefunden hat – sehr helle erschien er mir nämlich nicht. Aber er wusste von den beiden Menschen, die verbotenerweise von dem Heldenwasser geleckt haben und nun wieder in ihre Welt zurückgekehrt sind. Ich habe ihm ebenfalls einen Tropfen davon gestattet.«
    »Ohne Bedingungen, Sechmet?«
    Die Löwenköpfige lächelte böse.
    »Ach ja, er glaubt, mir gefallen zu müssen.«
    »Du hast ihn gegen die Menschenkinder aufgehetzt?«
    » Ich brauchte gar nichts zu hetzen. Ich habe ihm nur berichtet, was ich beobachtet habe.«
    »Du spielst sie gegeneinander aus!«
    »Ach nein. Komm her und beobachte sie, Bastet.«
    Bastet, die katzenköpfige Göttin, ließ sich geschmeidig neben ihrer Schwester nieder und schaute in den Spiegel des silbern glänzenden Sees. In ihm zeigten sich ihnen die Geschehnisse in den Welten der Katzen und Menschen und in vielen anderen auch.
    »Schau! Das da ist das Menschenweibchen Feli, dort der Menschenjunge Finn.«
    Bastet schnurrte.
    »Hör auf damit«, knurrte Sechmet.
    Bastet lachte. Dann wies sie auf den wuscheligen grauweißen Kater, der zielstrebig durch die Grauen
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