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Omega

Omega

Titel: Omega
Autoren: Jack McDevitt
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die einen großen Teil der Legende ausmachte. Sie war reserviert, höflich, beinahe unterwürfig. Eine Frau, die vielleicht gerade auf dem Weg zu einem Einkaufsbummel war.
    »Dr. Emerson«, sagte Hutch und erhob sich, um sie zu begrüßen. »Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen.« Ihre Stimme klang ein paar Dezibel höher als üblich.
    »Priscilla?« Alva streckte die Hand aus. »Ganz meinerseits.«
    Hutch deutete auf einen Ohrensessel und nahm neben ihr Platz. »Ich hoffe, Sie hatten keine Probleme, mein Büro zu finden?«
    Alva trug einen dunkelblauen Plisseerock und eine hellblaue Bluse unter einer abgetragenen Jacke, die Teil ihres Images war. Ihr Haar war weiß geworden »im Dienste der Unglücklichen«, wie Gregory MacAllister einst formuliert hatte. Sie war vermutlich die einzige bekannte Gestalt des öffentlichen Lebens, für die MacAllister je ein freundliches Wort gefunden hatte.
    »Nicht die geringsten, danke.« Sie strich ihre Kleider zurecht, sah sich in dem Büro um und lächelte anerkennend. Es war mit einigen von Tors Zeichnungen dekoriert, mit Bildern von den Zwillingen und der Zuflucht auf dem vertikalen Mond, von der hell erleuchteten Memphis, die durch den Sternenhimmel schwebte, von Hutch in der antiken Philliesuniform. Beim Anblick dieses Bildes lächelte sie, und ihr Blick kehrte zu Hutch zurück. Ihre Augen waren dunkel und bohrend. Sensoren, die durch die Gegenstände im Raum hindurchzusehen schienen. Dies war keine Frau, die man leicht bei Laune halten konnte.
    »Was kann ich für Sie tun, Doktor?«, fragte sie.
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Priscilla.«
    Am liebsten wäre Hutch auf ihrem Sessel herumgerutscht. Oder ein wenig durch den Raum gewandert, nur, um sich zu entspannen. Stattdessen saß sie still und reglos da. »In welcher Hinsicht?«
    »Wir müssen etwas wegen der Omega unternehmen.«
    Erst glaubte Hutch, sie hätte nicht richtig gehört. Alva sprach natürlich von der Wolke, die auf die Erde zuflog. Wenn die Leute von der Omega sprachen, meinten sie immer diese Wolke. »Es wird noch beinahe tausend Jahre dauern, ehe diese Wolke ein Problem darstellt«, sagte sie unbehaglich. »Wollen Sie vorschlagen…?«
    »Ich will vorschlagen, nach einer Möglichkeit zu suchen, um sie aufzuhalten.«
    Leicht gesagt. »Wir haben bereits einige Untersuchungen angestellt.«
    »Das war vor mehr als zwanzig Jahren, Priscilla. Oder hören Sie Hutch lieber?«
    »Hutch ist gut.«
    »Hutch.« Ihr Ton wurde weicher. »In ihrem Fall klingt der Name irgendwie feminin.«
    »Danke, Doktor.«
    »Alva.«
    Hutch nickte und probierte den Namen aus. Es war ein bisschen so, als würde sie neben Washington sitzen und ihn George nennen.
    Alva beugte sich vor. »Was wissen wir bisher?«
    Hutch zuckte mit den Schultern. »Sie ist mit Nanos bestückt. Einige unserer Leute glauben, sie kann ein eigenes Gravitationsfeld aufbauen. Als Navigationshilfe.«
    »Und sie mag keine künstlichen Objekte.«
    »Richtig.«
    »Sonst noch was?«
    »Ein Haufen Staub und Wasserstoff. Die Wolkengröße variiert um etwa 30 Prozent. Sie schlagen ein ziemlich hohes Tempo an. Im Bereich von 20 Millionen Kilometer pro Stunde.«
    »So schnell kommt sie? Unsere Wolke?«
    »Ja.« Hutch dachte eine Minute nach. »Oh, und sie scheinen in Wellen aufzutauchen. Wir wissen nicht, wie groß diese Wellen sind, weil wir das Ende nicht sehen können. Die lokalen Wellen sind hundertsechzig Lichtjahre voneinander entfernt, mehr oder weniger, und jeweils eine von ihnen rollt im Abstand von annähernd achttausend Jahren durch unser System.«
    »Aber sie sind nicht immer gleich weit voneinander entfernt? Die Wellen?«
    »Nein. Das ist ziemlich unberechenbar. Anfangs hatten wir angenommen, dass das lokale Muster überall gelten müsste und wir es buchstäblich mit Millionen von Wolken zu tun hätten, die aus dem Orionarm hervortreiben. Aber das ist natürlich nicht richtig. Glücklicherweise.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Die Wellen schwenken in die Richtung, die auch die Galaxie einhält. Schließen sich dem Fluss an, nehme ich an.«
    »Und das ist alles?«
    »So ziemlich.«
    »Kommt mir vor, als wüssten wir nicht viel mehr als vor zwanzig Jahren. Vor allem kennen wir keine Antworten auf die Fragen, die mir in den Sinn kommen. Wir wissen nicht, wo sie herkommen. Oder warum sie sich verhalten, wie sie sich verhalten. Wir wissen nicht einmal, ob sie natürlichen Ursprungs sind.«
    »Das ist korrekt.«
    »Oder wie wir sie unschädlich machen können.«
    Hutch
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