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Omega

Omega

Titel: Omega
Autoren: Jack McDevitt
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zuzugestehen, da er kurz vor einer bedeutsamen Entdeckung stünde. Bitte. Der Mann wäre beinahe in Tränen ausgebrochen.
    Das Problem war, dass so etwas ständig passierte. Der Raum in den entlegenen Stationen war knapp, und es waren bereits neue Bewohner unterwegs, während andere noch in der Warteschlange verweilten. Aufenthaltsverlängerungen konnten nur unter ganz bestimmten Bedingungen gewährt werden, und ihre Berater hatten ihr erklärt, dass Kimbel mit seiner Einschätzung richtig liegen dürfte. Aber wenn sie ihm eine Verlängerung ermöglichte, hätte sie einer anderen Gruppe, deren Mission bereits vor einer Woche mit ihrer Ankunft auf Serenity begonnen hatte, sagen müssen, dass sie ihren Aufenthalt abbrechen musste. Das konnte sie schlecht tun. Und die einzige andere Alternative war: Sie musste jemandem die Reise verweigern. Sie hatte sich sämtliche Möglichkeiten durch den Kopf gehen lassen und feststellen müssen, dass aus den verschiedensten Gründen niemand einfach so auszuschließen war. Am Ende hatte sie das Gesuch abgelehnt.
    Sie zeichnete ihre Antwort an Kimbel auf, als ihr Link tschirpte. Harold Tewksbury wollte sie sprechen.
    Harold war der Vorgesetzte der Abteilung Astrophysik. Er hatte der Akademie bereits angehört, als Hutch als Oberschülerin an einem Schulausflug zu den ehrwürdigen Hallen teilgenommen hatte. Ein Organisationsfreak, ein pingeliger kleiner Mann, der Wert auf Ordnung und eine regelkonforme Vorgehensweise legte. Er genoss nicht das beste Ansehen. Seine Kollegen hielten ihn für streitsüchtig und verschlossen, aber niemand schien an seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Und er war Hutch gegenüber stets freundlich aufgetreten.
    »Ja, Harold«, sagte sie. »Was treibt Sie heute Morgen um?«
    »Sind Sie gerade beschäftigt?«
    Sie hatte einen ganzen Haufen Probleme zu bewältigen. »Es ist nicht mehr so wie früher«, sagte sie. »Aber ich kann mir ein wenig Zeit nehmen.«
    »Gut. Wenn Sie können, dann kommen Sie ins Labor.«
     
    Sie fand ihn an seinem Schreibtisch, den Blick starr auf den Innenhof gerichtet. Als er sie sah, schüttelte er den Kopf in einer Geste der Verwirrung, brachte aber dennoch ein Lächeln zustande. »Irgendetwas Merkwürdiges geht da vor«, sagte er.
    Sie dachte, er würde über die Ausrüstung sprechen. Es hatte kürzlich tatsächlich Probleme mit den Spektrometern gegeben. Sie zu ersetzen wäre zu teuer gewesen, also hatten sie sie lediglich ein wenig modifiziert. Harold war kein Freund von Modifikationen, für ihn war nur das Beste gut genug. »Erst geben wir einen Haufen Geld aus, um die Einheiten zu positionieren«, hatte er erst vor ein paar Tagen gegrummelt, »und dann geizen wir bei den Empfangs- und Analysegeräten.«
    Aber sie sollte eine Überraschung erleben. »Sie wissen von den Quasi-Novas?«, fragte er.
    Die Tewks. Sie wusste davon, mehr oder weniger. Ihr kam das alles ein wenig esoterisch vor, Ereignisse, die Tausende Lichtjahre entfernt stattfanden. Dafür konnten sich nur Experten interessieren.
    Er beugte sich zu ihr vor. Sein weißes Haar war zerzaust, eine Ecke seines Kragens verdreht. Er lieferte das klassische Bild eines typischen Wissenschaftlers. Seine blauen Augen starrten mit Vorliebe ins Nichts; er verlor regelmäßig den Faden, und er neigte dazu, mitten im Satz abzubrechen, wenn ihm gerade ein neuer Gedanke gekommen war. Im hellen Licht der Mittagssonne wirkte er beinahe wie die personifizierte Unschuld, ein Mann, dessen Realität ausschließlich aus den Gesetzen der Physik und der Mathematik bestand. Zwei Tassen Kaffee wurden hereingebracht.
    »Sie bilden beinahe eine Linie«, sagte er.
    »Und das bedeutet…?«
    »Auf natürlichem Weg sollte das nicht möglich sein.«
    Sie wusste nicht recht, wie sie reagieren sollte. »Was versuchen Sie mir zu sagen, Harold?«
    »Ich weiß es selbst nicht genau, Hutch. Aber es macht mir Angst.«
    »Und Sie sind sicher, dass das keine Novas sind?«
    »Absolut.« Er probierte seinen Kaffee, musterte die Tasse und seufzte. »Unter anderem gibt es zu viel Energie im sichtbaren Spektrum, aber zu wenig im Bereich von X- und Gammastrahlung.«
    »Was heißt…?«
    »Da ist mehr sichtbares Licht, gemessen an der eingesetzten Energie. Eine Menge mehr. Es ist heller. Viel heller.«
    »Eine Glühbirne.«
    »Könnte man beinahe sagen.«
    »Also gut«, sagte sie. »Ich werde es weiterleiten. Haben Sie eine Empfehlung für unser weiteres Vorgehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich würde viel darum
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