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Omega

Omega

Titel: Omega
Autoren: Jack McDevitt
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das Auge der Weatherman beobachtet. Bald, so hatte er sich gesagt, würden sie einfach überall sein.
     
    Harolds Kollegen hatten sich gegenüber den erwarteten Ergebnissen überwiegend gleichgültig gezeigt. Zu dieser Zeit hatten sie geglaubt, sie hätten alles verstanden, wüssten, wie Galaxien entstehen, hätten den Lebenszyklus der Sonnen begriffen und die grundsätzliche Natur der Bestien verstanden, die in der Dunkelheit zwischen den Sternen jagten. Aber sie waren überrascht worden.
    Die erste Phase des Weatherman Projekts bestand im simultanen Aussetzen von über sechshundert Sonden. Wenn sie alle ihre Positionen erreicht hatten, wollte die Akademie einen Bereich erfassen, der von einem zweitausend Lichtjahre vom Kern entfernten Punkt bis hinaus zum äußersten Rand reichte, von Eta Carina bis zum Lagunennebel, von dem Ringnebel bis zum M15-Haufen. Sie würden die Temperatur der Staubwolken und der Nebel messen, den Gravitationsanomalien auf die Spur kommen und das kontrollierte Chaos rund um das supermassereiche schwarze Loch im Zentrum der Galaxie im Bild festhalten. Mit ein bisschen Glück würde all das noch zu Harolds Lebzeiten geschehen.
    Tatsächlich hatten sie bereits einige Überraschungen erlebt, von schwarzen Jets bis hin zu galaktischen Winden. Aber die größte Anomalie bildete die Quasi-Nova. Hinter seinem Rücken wurde sie von seinen Leuten bereits als Tewk bezeichnet. Sternenähnliche Explosionen, Eruptionen von gewaltiger Kraft, an Orten, an denen es keine Sterne gab. Und sie bildeten beinahe eine gerade Linie. Nicht ganz, aber fast. Ein Umstand, der ihm die Haare zu Berge stehen ließ.
    Es hatte keinen Sinn, sich wieder schlafen zu legen. Er befreite sich von den Laken, schlenderte in die Küche und bereitete sich zwei Scheiben Bauernbrot mit Erdbeergelee. Eines von vielen Lastern.
    Die Explosionen waren, obgleich weit geringfügiger als im Falle einer echten Nova, intensiv genug, um über Tausende von Lichtjahren sichtbar zu bleiben. Vermutlich waren sie sogar von Andromeda aus erkennbar. Sie waren weit entfernt, und dafür war er dankbar. Explosionen derartigen Ausmaßes, für die es keine Erklärung gab, waren beunruhigend.
    Das Licht der vier bisher erfassten Ereignisse würde die Erde gegen Ende des Milleniums erreichen und über der südlichen Hemisphäre zu sehen sein, wo es durch Waage und Skorpion über den Himmel jagen würde, nicht ganz geradlinig, aber fast.
     
    Dies war Priscilla Hutchins’ zweiter Ausflug in die Bürokratie der Akademie. Zwei Jahre hatte sie die Transportabteilung geleitet, bis es ihr langweilig geworden und sie auf den Pilotensitz zurückgekehrt war, geheiratet und schließlich ein verlockendes Angebot angenommen hatte: stellvertretende Direktorin der Einsatzleitung. Sie war endlich damit zufrieden, die interstellaren Schiffe hinter sich zu lassen, wegzukommen von diesen langen Reisen, rauszukommen aus Schiffen mit virtuellen Stränden und virtuellen Gebirgszügen und dem ganzen virtuellen Drumherum. Die Meere, die Winde und der Sand waren nun real. Sie hatte einen Mann, der sie liebte, und eine Tochter und ein Haus in der Vorstadt, und das Leben war schön.
    Aber nun gab Sylvia Virgil ihren Posten zu Gunsten einer lukrativen Position in der freien Wirtschaft auf. Im Grunde war sie bereits fort, und so hatte sich Hutch plötzlich in der Position der amtierenden Direktorin der Einsatzleitung wiedergefunden, verbunden mit der Chance auf eine dauerhafte Einsetzung in dieses hohe Amt.
    Doch der Blick von oben erwies sich als komplizierter, als sie erwartet hatte. Die Tage, an denen sie Entscheidungen getroffen hatte, die keinerlei Konsequenzen für irgendwen hatten, endlose Stunden investiert hatte, um Schriftstücke nur für die Akten zu formulieren, Konferenzen an Orten beigewohnt hatte, die passenderweise über einen Golfplatz verfügten, Einsatzberichte gelesen und außerordentlich lange Mittagspausen genossen hatte, waren abrupt vorbei.
    Jetzt war Hutch dafür verantwortlich, die Bewegungen sämtlicher Schiffe der Akademie zu koordinieren, die Piloten für diese Schiffe auszuwählen und den Personentransport zu regeln. Was eigentlich recht einfach klang. In der guten alten Zeit, als Professor Hoskinson bei einem Flug nach Pinnacle Dr. O’Leary von der Passagierliste hatte streichen lassen wollen, hatte Hutch das Problem schlicht und einfach weitergereicht und Sylvia alles Weitere überlassen. Aber nun stand sie selbst im Mittelpunkt sämtlicher
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